Michael Hofer: Qualität auf allen Ebenen

Seit Juli 2012 leitet Michael Hofer die Qualitätssicherung der Universität Wien. Der Mathematiker – zuletzt beim WWTF tätig – will die eingeschlagene Strategie der Universität Wien weiterverfolgen und durch Evaluierungen eine hohe Qualität in Forschung und Lehre sicherstellen.

"Die Universität Wien hat das Potenzial einer Top-Forschungsuniversität", ist Michael Hofer überzeugt. Forschung und Lehre sind die zwei großen Säulen, auf denen universitäre Qualitätssicherung dem Experten zufolge basiert: von der Anstellung exzellenter WissenschafterInnen über die Entwicklung innovativer Curricula, die hochwertige Lernerfahrungen ermöglichen, bis hin zu Top-Publikationen und ausgezeichneten Studierenden. "Qualitätssicherung ist allerdings nicht Selbstzweck, sondern eine immanente Aufgabe aller Angehörigen der Universität, wie es auch im Entwicklungsplan 2015 zu lesen ist", so Michael Hofer.

Selbsteinschätzung

Die einzelnen WissenschafterInnen stellen sich immer wieder externen Beurteilungen, u.a. bei Publikationen in Fachjournals mit Peer Review-Verfahren. Doch wie schauen die Leistungen größerer Einheiten aus? Und wie sind diese – im inneruniversitären als auch im internationalen Vergleich – wissenschaftlich positioniert? "Regelmäßige Evaluierungen gehören zu unserem Kerngeschäft", erklärt der neue Leiter der Qualitätssicherung. Zusammen mit seinem sechsköpfigen Team untersucht er Forschung, Lehre und Administration in größeren Einheiten, wie etwa Fakultäten oder Dienstleistungseinrichtungen: Selbsteinschätzung ist dabei ein wichtiger Faktor, weshalb jede Organisationseinheit aufgefordert ist, sich zuerst selbst zu evaluieren.

Prozesse optimieren

Externe internationale ExpertInnen kommen im Zuge von Evaluierungen auch zu Besuch, um direkt in der evaluierten Einheit weitere Eindrücke zu sammeln. Basierend auf Selbstevaluierungsbericht und den geführten Gesprächen verfassen die externen ExpertInnen dann schließlich ihre Gutachten, auf deren Basis sich Rektorat und evaluierte Organisationseinheit überlegen, wie die gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig umgesetzt werden können. Die vorige Evaluierungsrunde hat 2007 begonnen und ist nun abgeschlossen: "Ich möchte aus diesen Erfahrungen der vergangenen Jahre profitieren und die Evaluierungsprozesse weiter optimieren", so Michael Hofer, der es als Aufgabe aller MitarbeiterInnen der Universität Wien sieht, die bestehende Qualitätskultur weiterzuentwickeln: "Die Grundvoraussetzung dafür ist eine ausgezeichnete Kommunikationsbasis auf allen Ebenen."

Vom Wissenschafter …

Nach dem Studium der Mathematik und Darstellenden Geometrie an der Universität Graz sowie an der Technischen Universität Graz startete Hofer seine wissenschaftliche Karriere an der Technischen Universität Wien. Die Zeit als Doktorand und Postdoc in den USA hat ihn besonders geprägt: "Ich habe erkannt, was Qualität ausmacht und welche Türen gute Publikationen öffnen können – aber auch, wie hart der Wettbewerb in der Wissenschaft ist", erinnert sich Hofer. Für ihn ist deshalb klar, dass eine konsequente Qualitätsorientierung in Forschung und Lehre absolut notwendig ist. Seine wissenschaftliche Karriere hat Hofer schließlich aus familiären Gründen an den Nagel gehängt. "Ich habe mich für einen Beruf entschieden, der sich mit meiner Familie besser vereinbaren lässt, und trotzdem nicht ganz weg von der Wissenschaft ist."



Michael Hofer hat im Doktoratsstudium und als Postdoc Methoden der geometrischen 3D-Datenverarbeitung und Modellierung mit Anwendungen u.a. in Neurowissenschaften und Architektur erforscht und international publiziert. Zu den Ergebnissen seiner forschungsgeleiteten Lehre gehört das Universitätslehrbuch "Architectural Geometry".
Das Bild zeigt ein 3D-Modell eines Kopfs, aufgenommen mit einem 3D-Scanner an der TU Wien: "Als Doktorand habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich so ein Gerät brauche, um Forschung und Lehre mit realistischen Daten durchzuführen. Die dafür nötigen 50.000 Euro an Drittmitteln habe ich über ein innovatives Projekt eingeworben und den Betrieb des 3D-Scanners über kleinere Industrieprojekte finanziert – meine eigene Stelle über den FWF. Ergebnis waren nicht nur eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen an der Schnittstelle von Mathematik und Informatik, sondern auch universitäre Lehre am internationalen Stand der Wissenschaft."



… zum Wissenschaftsförderer

Als Programm-Manager – und zuletzt als stellvertretender Geschäftsführer – beim Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) konnte sich der Mathematiker unter anderem einen großen Methodenschatz in der Forschungsevaluation erarbeiten. Der Unterschied zu jetzt: "Beim WWTF konnte ich den 'Besten' je eine halbe Million Euro geben – jetzt kann ich das leider nicht mehr", bedauert der neue Leiter schmunzelnd.

Die enorme fachliche Breite war es schließlich, die Hofer an die Universität Wien gelockt hat: "Hier kann ich meinen wissenschaftlichen Horizont nochmal um einiges erweitern." Beim WWTF ist die Universität Wien erstmals ins engere Blickfeld des Technikers gerückt: "Bei den WWTF-Calls war die Universität Wien immer sehr erfolgreich, und ich wurde auf die exzellenten Forschungsgruppen sowie auf die qualitative und zukunftsorientierte Arbeitsweise an der Universität Wien aufmerksam."

Qualitätssicherungsrahmengesetz als Chance

Die spannendste Herausforderung, die demnächst auf den 37-Jährigen zukommt, ist eng mit dem neuen Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz – seit März 2012 in Kraft – verbunden. Alle Universitäten müssen demnach ihr internes Qualitätsmanagementsystem einem Audit unterziehen: Sofern die Prüfkriterien erfüllt werden, erhält das jeweilige Qualitätsmanagementsystem eine Zertifizierung. "Die Herausforderung wird sein, diesen Prozess – der die gesamte Universität betrifft – zu organisieren", betont Hofer. "Dass wir die Zertifizierung erlangen, darüber mache ich mir natürlich keine Sorgen", räumt der Experte ein. Er sieht das Audit als Chance für die Universität: zum einen zur Erarbeitung einer gemeinsamen Qualitätsstrategie und zum anderen zur Optimierung der universitären Qualitätssicherungsprozesse.

Den Ausgleich holt sich der Vater zweier kleiner Töchter bei seiner Familie und in der Natur: "Zu Hause kann ich in die Kinderwelt abtauchen und vom Berufsalltag abschalten. Das ist für mich Erholung." Sport – "Radfahren, Schwimmen und Laufen und im Winter über die Skipiste 'carven'" – gehört für ihn auch dazu. (ps)