Nationale Drittmittelerfolge der Universität Wien im Jahr 2020

Universität Wien

Ein erfolgreiches "Drittmitteljahr" für die Uni Wien bei den nationalen Fördergebern: Insgesamt wurden 2020 vom FWF 177 Projekte an der Uni Wien gefördert, 13 Wissenschafter*innen davon kommen aus dem Elise-Richter- bzw. Hertha-Finberg-Programm.

Wittgenstein-Preis 2020

Die höchstdotierte wissenschaftliche Auszeichnung Österreichs ging an den Mathematiker Adrian Constantin (Mitte). (© FWF/Luzia Puiu)

Der "Austro-Nobelpreis" wurde 2020 an den Mathematiker Adrian Constantin verliehen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte wissenschaftliche Auszeichnung nutzt Constantin, um Wellenströmungen in der Atmosphäre zu erforschen. In seinem WWTF-Projekt "Equatorial wave-current interactions" untersucht er seit 2017 das folgenschwere Klimaphänomen El Niño. Nun kann er einen ganz neuen Forschungsaspekt in Angriff nehmen: "Mich interessieren nach wie vor Wellen und Strömungen, aber nicht nur im Wasser, sondern auch in der Atmosphäre. Dass ich mich durch die Auszeichnung mit dem Wittgenstein-Preis intensiv mit dem Thema beschäftigen kann, freut mich wirklich sehr. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein," so Constantin gegenüber uni:view.

Weitere Infos zum Wittgenstein-Preis des FWF
Lesen Sie mehr im Beitrag "Wittgenstein-Preis und START Preis für die Uni Wien"

START-Preis 2020

Julia Lajta-Novak möchte Poetry Performance Studies langfristig als anerkannten und interdisziplinären Forschungszweig etablieren. Dafür leistet sie Grundlagenarbeit. (© FWF/ Daniel Novotny) 

Das START-Programm richtet sich an junge Spitzenforschende aller Fachdisziplinen, damit diese langfristig und finanziell abgesichert ihre Forschungsprojekte durchführen können. Es ist mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotiert.

Einen START-Preis 2020 erhielt Julia Lajta-Novak vom Institut für Anglistik und Amerikanistik für ihr Projekt "Poesie des Sprechens: Britische Lyrik-Performance, 1965-2015." Sie untersucht darin die Bedeutung des Lyrikvortrags für die jüngere britische Literaturgeschichte unter Berücksichtigung des ästhetischen und semantischen Potenzials der mündlichen Darbietung, der alternativen institutionellen Strukturen, Publikationskanäle, Karrierewege, Präsentationsformate, Stile und poetischen Gattungen, die aus der Performance-Szene hervorgegangen sind. 

Weitere Infos zum START-Programm des FWF
Lesen Sie mehr zum Thema im Beitrag "Julia Lajta-Novak: Poetry Slam und die Poesie des Sprechens"

Elise Richter- und Hertha Firnberg-Programm

2020 waren 13 Einreichungen der Universität Wien in den Karriereentwicklungsprogrammen für Wissenschafterinnen des FWF erfolgreich: sechs Projekte werden im Senior Postdoc-Programm Elise Richter gefördert, sieben im Postdoc-Programm Hertha Firnberg.

Elise-Richter-Stelleninhaberinnen 2020 und ihre Projekte:

Barbara Fischer forscht am Department für theoretische Biologie zur menschlichen Geburt. Laura Grestenberger vom Institut für Sprachwissenschaft erforscht "Die Diachronie verbaler Kategorien und Kategorisierer." Nicole Kröll vom Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein beschäftigt sich mit der "Erzähltechnik in den Dichtungen des Georgios Pisides". Gerlinde Mauerer vom Institut für Soziologie untersucht "Familiäre Fürsorge und elterliche Erwerbstätigkeit im Wandel". Sandra Müller vom Institut für Mathematik erhält Förderung für ihr Projekt "Lange Spiele und Determiniertheit wenn alle Mengen uB sind." Corinna Oesch vom Institut für Zeitgeschichte für ihre Arbeit "Frauen schreiben an Frauenbewegungsaktivistinnen, ~1870-1930".

Mehr zum Elise-Richter-Programm des FWF

Hertha-Firnberg-Stelleninhaberinnen 2020 und ihre Projekte:

Agnes Dellinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung forscht zu "Modellierung a-/biotischer Faktoren einer Pflanzenradiation". Bettina Glasl vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung untersucht "Marine Schwämme und ihre Mikroben". Sabine Harrer vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften beschäftigt sich mit "White Play: Practices of white European game-development". Annalisa Iuorio erforscht "Mathematische Modelle für Toxizitätseffekt auf Vegetation" am Institut für Mathematik. Andreea Raluca Kaltenbrunner vom Institut für Osteuropäische Geschichte beschäftigt sich mit multiethnischen, antisemitischen Bewegungen. Silvia Tammaro vom Institut für Kunstgeschichte erhält Förderung für ihre Arbeit "Kunstsammler und Agent: Luigi Girolamo Malabaila di Canale". Jennifer Zwicker vom Institut für Mineralogie und Kristallographie erforscht die "Geomikrobiologie der Kraubath Magnesitlagerstätte".

Mehr zum Hertha-Firnberg-Programm des FWF

Christian Doppler Labor

Ziel des neuen Christian Doppler Labors ist die Entwicklung von Quantencomputern und Quanten-Computer Clouds, die der Öffentlichkeit online zur Verfügung stehen werden. (© Valeria Seggio)

Seit September gibt es ein neues Christian Doppler Labor für optische Quantencomputer an der Fakultät für Physik unter der Leitung von Philip Walther. Ziel ist die Entwicklung von Quantencomputern und Quanten-Computer Clouds, die für wissenschaftliche Untersuchungen und praxisnahe Anwendungen geeignet sein werden. Das Hauptziel wird ein vielseitiger Quantencomputer sein, der auf einer photonischen Plattform basiert. 

Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).

Weitere Informationen zur Christian Doppler Forschungsgesellschaft

Spezialforschungsbereiche

Auch im Jahr 2020 konnten wieder einige FWF-Großprojekte eingeworben werden. Der Spezialforschungsbereich Komplexitätsbewältigung in PDE-Systemen unter der Leitung von Ulisse Stefanelli am Institut für Mathematik wurde um vier weitere Jahre verlängert.

Die TU Wien koordiniert darüber hinaus den Spezialforschungsbereich Komplexität in der Materialmodellierung, an dem die Uni Wien mit vier Teilprojekten vertreten ist.

Weitere Infos zu FWF-Spezialforschungsbereichen

FWF-Forschungsgruppen

Die Ökonomin Christine Zulehner forscht vor allem zu Industrieunternehmen, Wettbewerbspolitik, Arbeitsökonomie und angewandter Mikroökonomie. (©Universität Wien)

Eine neue vom FWF geförderte Forschungsgruppe wurde an der Uni Wien gegründet – am Institut für Volkswirtschaftslehre erforscht eine Gruppe rund um Christine Zulehner die "Preissetzung in Märkten mit unvollkommenem Wettbewerb".

Doktoratskollegs (DK) sind Ausbildungszentren für den hoch qualifizierten akademischen Nachwuchs aus der nationalen und internationalen Scientific Community. Mit "Cognition and Communication 2" geht ein erfolgreiches Doktoratskolleg am Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie in die Verlängerung. Leiter ist Tecumseh Fitch, der das Projekt auch koordiniert. Ebenfalls beteiligt ist die VetmedUni.

Auch das Doktoratskolleg "SMICH – Signaling Mechanisms in Cellular Homeostasis" am Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik wird um weitere vier Jahre verlängert. Koordiniert wird das Kolleg von der Uni Wien, außerdem beteiligt sind die MedUni Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). Projektleiterin ist Manuela Baccarini.

Mit der neuen Förderschiene doc.funds finanziert der FWF bestehende strukturierte Doktoratsprogramme, um die besten wissenschaftlichen Nachwuchstalente gezielt auszubilden. Eines der insgesamt vier bewilligten Projekte geht an die Universität Wien.

Gefördert wird das von Christoph Dellago koordinierte Doktoratsprogramm "Advanced Functional Materials-Hierarchical Design of Hybrid Systems" am Institut für Physik. Es dient der experimentellen und rechnergestützten Erforschung der strukturellen, mechanischen, elektronischen und magnetischen Eigenschaften von Hybridmaterialien.

Weitere Infos zum FWF-Programm doc.funds

Zukunftskollegs (FWF)

Innovativ und fächerübergreifend sollen die Postdoc-Teams sein, aus denen Zukunftskollegs entstehen. (© Pexels)

Mit den Zukunftskollegs bewilligt der FWF Forschungsprojekte für innovative und fächerübergreifende Zusammenarbeit exzellenter Postdoc-Teams. Die Zukunftskollegs adressieren Forscherinnen und Forscher (Postdocs) mit einem akademischen Alter zwischen einem und maximal fünf Jahren nach der Promotion. Insgesamt wurden 2020 vier Zukunftskollegs gefördert; das Zukunftskolleg "Wechselwirkung zwischen biologischen Nitrifikationsinhibitoren, dem N-Kreislauf und N-Nutzungseffizienz" ist unter der Leitung von Petra Pjevac am Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Uni Wien angesiedelt. Am Zukunftskolleg "Dynamates: Dynamiken der auditiven Prädiktion in menschlichen und anderen Primaten", das an der ÖAW koordiniert wird, sind seitens der Uni Wien Michelle Spierings (
Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie) und Ulrich Pomper (Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden) beteiligt.

Weitere Informationen zu Zukunftskollegs des FWF

Vienna Research Group for Young Investigators

Die Vienna Research Groups for Young Investigators (VRG) Leiter*innen erhalten für 6-8 Jahre Förderung sowie eine langfristige Karriereperspektive an den Wiener Institutionen. (© Chokniti/Pexels)

Ziel des Programmes ist es, junge, exzellente WissenschaftlerInnen aus dem Ausland nach Wien zu holen, um hier an einer Wiener Forschungsstätte ihre erste eigene Gruppe aufzubauen. An der Uni Wien soll am Institut für Lebenswissenschaften eine Vienna Research Group unter der Leitung des Biologen Martin Kuhlwilm entstehen. Das Projekt wird mit bis zu 1,6 Mio Euro vom WWTF gefördert.

Der WWTF möchte mit seinem Pilotprojektaufruf "Environmental Systems Research: Urban Environments" Forschungsprojekte fördern, die die urbane Umwelt ganzheitlich mit ihren physikalischen, chemischen, hydrologischen, biologischen, sozialen, technologischen und/oder ökonomischen Prozessen und insbesondere den Wechselwirkungen zwischen diesen verschiedenen Komponenten untersuchen.

An der Uni Wien fördert der WWTF im Rahmen dieses Aufrufs das Projekt "Urban intervention with art in public space. cognitive attraction, resilience, or simply positive emotions?" am Institut für Psychologie unter der Leitung von Helmut Leder.

Darüber hinaus darf sich die Universität Wien über eine Reihe von internationalen Drittmittelerfolgen freuen, wie zum Beispiel die laufenden ERC-Projekte.

Weitere Informationen zu Forschungsprojekten an der Universität Wien finden Sie im Forschungsportal u:cris der Universität Wiens sowie in der Rubrik Forschung im uni:view Magazin und im monatlichen Forschungsnewsletter.