Semesterstart mit Hybridbetrieb
| 25. September 2020Die Universität Wien setzt auf digitale Formate und Präsenzangebote für Studienanfänger*innen und Laborlehre. Neu ist die Votivkirche als Lernort. "Aufgrund der aktuellen Entwicklungen empfehlen wir Lehrenden, wenn es fachlich vertretbar ist, in die digitale Lehre zu gehen, denn sie ist planbar", so Vizerektorin Christa Schnabl.
An der Uni Wien steht das beginnende Wintersemester im Zeichen eines "Hybridbetriebs": Lehrveranstaltungen werden zum Teil vor Ort, zum Teil online oder gar parallel in beiden Formaten stattfinden. Generell gilt in Österreich: Große Hochschulen weichen verstärkt auf digitale Formate aus, an kleineren gibt es tendenziell mehr Präsenzveranstaltungen. Vorlesungen werden eher online angeboten, interaktive Formate und vor allem Laborübungen und Ähnliches gibt es vor Ort.
Votivkirche als Lernort
Vorrang bei der Präsenzlehre haben Studienanfänger*innen. In den Hörsälen gilt zumindest bis zum Sitzplatz eine Maskenpflicht, manche Hochschulen – auch die Uni Wien – schreiben diese auch in den Lehrveranstaltungen selbst vor. Viele Hochschulen setzen auf Parallelformate: Da die Hörsäle meist nur zu höchstens 50 Prozent ausgelastet werden dürfen, sollen Student*innen, die keinen Platz finden, die Lehrveranstaltungen online verfolgen können. Die Uni Wien hat als zusätzlichen Lern- und Aufenthaltsort zwischen den Lehrveranstaltungen unter anderem etwa die Votivkirche angemietet.
Primär setzt man an der Uni Wien auf Online-Lehre, es gibt aber auch Vor-Ort-Veranstaltungen. "Aufgrund der aktuellen Entwicklungen empfehlen wir Lehrenden, wenn es fachlich vertretbar ist, in die digitale Lehre zu gehen, denn sie ist planbar", so Christa Schnabl, Vizerektorin für Studium und Lehre an der Universität Wien. Aufgrund der Hygienevorgaben würden in den Hörsälen nur 40 bis 45 Prozent der Plätze besetzt werden können – falls regional oder österreichweit noch strengere Richtlinien vorgegeben werden, müsse man selbst diese Kapazität noch reduzieren.
Präsenz plus digital
Vorrang bei der Präsenzlehre hätten kleinere Gruppen sowie Studienanfänger*innen, so Schnabl. "Für die ist es am Anfang nötig, vor Ort ihre Kolleg*innen kennenzulernen. Wir wollen ihnen zumindest Momente dieser 'direkten Erfahrung' bieten." Große Vorlesungen könnten gut digital umgesetzt werden, während interaktiv ausgerichtete Veranstaltungen in Präsenzform stattfinden sollen. "Kritisch ist vor allem die Laborlehre – die muss unbedingt vor Ort sein."
Im Hörsaal selbst sind die Sitze markiert, überall ist mindestens ein Meter Abstand. Wie auch an anderen Unis gilt durchgehend eine Maskenpflicht in den Lehrveranstaltungen. Auch bei den Präsenzveranstaltungen gibt es aber daneben meist eine digitale Schiene. "Gerade zu Studienbeginn haben wir in der Regel großen Andrang. Wir brauchen daher eine zweite Schiene. Studierende, die kommen und keinen Platz finden, werden in die Lernzonen verwiesen." Dafür hat die Universität Wien auch die Votivkirche gleich nebenan angemietet und etwa mit Heizstrahlern und WCs adaptiert. Diese ist auch mit WLAN ausgestattet und groß genug, um Abstände einhalten zu können.
"Gerade zu Studienbeginn haben wir in der Regel großen Andrang. Wir brauchen daher eine zweite Schiene. Studierende, die kommen und keinen Platz finden, werden in die Lernzonen verwiesen", so Christa Schnabl, Vizerektorin für Studium und Lehre an der Universität Wien. (© derknopfdrueker.com)
Erfolgreiches Sommersemester
Die digitale Lehre habe im vergangenen Sommersemester gut funktioniert, meint Schnabl. "Es war herausragend, was die Lehrenden auf die Beine gestellt haben – manche schneller, manche mit Zögern. Am Ende hatten wir die Lehre mit Ausnahme der Labore und Ähnlichem vollständig digital."
Im Sommersemester 2020 hätten sogar mehr Studierende Prüfungen abgelegt als im Vergleichszeitraum 2019, betont Schnabl. Zwischen Ende März und Ende Juni seien 70.000 Prüfungen rein digital durchgeführt worden. Auch jetzt werde sowohl digital als auch vor Ort geprüft – die Entscheidung darüber würden die einzelnen Lehrenden nach der Art der Prüfung treffen. "Für digitale Formate eignen sich etwa Open-Book-Prüfungen – da muss das Wissen konkret angewendet werden. Schwieriger wird es, wenn es um das Abfragen von Wissensbeständen geht." (APA/red)