Florian Schuhmacher: "Wissenschaft und Lehre bedingen einander"

So spontan die Entscheidung für das Studium der Rechtswissenschaften fiel, für Florian Schuhmacher hat sie sich bewährt. Der begeisterte Jurist verbindet in seiner Professur am Institut für Unternehmensrecht seine langjährige Erfahrung in Lehre, Wissenschaft und Praxis.

Geradlinig und doch über Umwege führte Schuhmachers Karriere vom ersten Semester bis zur Professur: Der gebürtige Salzburger startete sein rechtwissenschaftliches Studium ebendort, bevor es ihn nach Wien zog. "Sobald das Studium begonnen hatte, mir wirklich Spaß zu machen, gab es nie einen Punkt, an dem ich etwas anderes machen wollte", erinnert sich Schuhmacher.

Durch Zufall zum Richtigen

Dabei war die Entscheidung für das Jus-Studium keine bewusste. "Ich wollte etwas studieren, das mir viele Möglichkeiten offen lässt", denkt Schuhmacher zurück. Richtige Weichen stellte der heutige Jurist erst viel später. Nach seiner Dissertation an der Universität Wien und dem Ende der damit verbundenen Assistenzstelle, entschied er sich für ein Postgraduate-Studium in den USA.

Von der Zeit an der Columbia University in New York profitiert er noch heute. Denn neben der Erfahrung im Ausland zu leben und zu studieren, konnte er Einblicke in ein völlig anderes Rechtssystem mitnehmen. "Ein Jahr in einer anderen Rechtsordnung zu leben, heißt, über festgefahrene Bahnen hinauszuschauen", so Schuhmacher. "Man wird sich bewusst, dass es auch andere Lösungen gibt, als jene, die man aus der eigenen Rechtsordnung kennt."
 
Perspektive erweitern

Trotzdem ging er nach seinem Abschluss wieder zurück an seine Alma Mater. "Ich habe gerne in New York gelebt, aber Wien hat eine Lebensqualität, die auch international kaum zu übertreffen ist." Nach weiteren sechs Jahren als Assistent am Institut, an dem er heute lehrt, stand seiner Habilitation nichts im Wege. Die Lehrbefugnis für Unternehmens- und Europarecht verschaffte ihm die Möglichkeit auch während seiner Zeit als Rechtsanwalt, der Universität Wien verbunden zu bleiben.

Die "Schleife in der Praxis" sieht Schuhmacher rückblickend als großen Vorteil: "Es macht eine Vorlesung spannender, wenn man den Studierenden mitgeben kann, wie es in der Praxis gemacht wird."  

Freude am Problemlösen


StudienanfängerInnen empfiehlt er, sich Zeit zu nehmen: "Die StEOP sollten alle nutzen, um herauszufinden, ob ihnen Jus auch wirklich Spaß macht, sonst kann die erste große Prüfung mühsam sein." Entmutigen lassen, müsse man sich trotzdem nicht. Denn habe man, wie Schuhmacher, seine Berufung gefunden, lässt sich auch das Studium meistern.

"Am wichtigsten ist die Freude am Problemlösen und ein gewisses Sprachgefühl", ist Schuhmacher überzeugt. Denn JuristInnen fänden in Rechtstexten oft unterschiedliche Interessen, die es auszugleichen gilt. Spannend finde er seinen Beruf auch nach all den Jahren, denn "rechtliche Regelungen müssen, je nach Fall, immer wieder neu gedacht werden."

Ökonomie und Recht


Manchmal muss aber auch der kompetenteste Problemlöser einsehen, dass es nicht für alles abschließende Lösungen gibt. Schuhmacher selbst beschäftigt sich seit längerem mit der ökonomischen Komponente von Wettbewerb und wie sich diese in das Recht übertragen lasse. "Das ist eines der Themen, die mich noch lange begleiten werden", lacht der Wissenschafter, für den auch die Lehre einen großen Stellenwert einnimmt.  

"Lehre und Wissenschaft sind für mich keine Gegensätze – das eine bedingt das andere", ist Schuhmacher überzeugt. "Damit ich gut unterrichten kann, muss ich mein Fach wissenschaftlich ausgezeichnet beherrschen. Andererseits bringt Unterrichten auch ein systematisches Grundverständnis für Fragen zurück, die man sonst nicht mehr im Blick hatte."

Verständnis als Schlüssel


Zufrieden ist Schuhmacher, wenn es ihm gelingt, in Lehrveranstaltungen einen Mehrwert zu schaffen und komplizierte Problemstellungen so zu erklären, dass sie für Studierende nachvollziehbar werden. "Studierende sollte man abholen, aber auch nicht unterschätzen", glaubt Schuhmacher. "Wenn es mir gelingt, Hintergrundverständnis zu vermitteln, das anwendbar ist, habe ich mein Ziel als Vortragender erreicht."

Um den täglichen Anforderungen gerecht zu werden, darf auch der private Ausgleich nicht zu kurz kommen: Schwimmen, Laufen und Wandern zählen zu jenen Beschäftigungen, mit denen Schuhmacher die Balance zwischen Beruf und Privatleben hält. Beim Laufen im Prater kann der Wissenschafter seinen Kopf frei machen – für den nächsten Fall und die nächste Vorlesung. (pp)

Florian Schuhmacher ist seit Oktober 2017 Professor für Unternehmensrecht an der Universität Wien. Am Mittwoch, 10. Oktober 2018 hält er um 17 Uhr im Kleinen Festsaal seine Antrittsvorlesung "Zum Wettbewerbsverständnis im österreichischen Recht". Im Anschluss halten Bettina Spilker und Michael Potacs ihre Antrittsvorlesungen zu den Themen "Mehrwertsteuerbetrug – kein Ausweg?" und "Zum Wettbewerbsverständnis im österreichischen Recht" und "Umgehung im Wirtschaftsverwaltungsrecht". Einladung zur Antrittsvorlesung (PDF)