Was Biomarker über die Gesundheit und das Alter verraten
| 28. März 2013Biomarker sind biologische Merkmale, mit denen Veränderungen im Körper festgestellt werden können – z.B. im Hinblick auf Alterungsprozesse und Krankheiten. Im EU-Projekt "BIOAGE" vernetzt der Ernährungswissenschafter Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien ExpertInnen auf diesem Gebiet.
Blutwerte wie Cholesterin, DNA-Schäden aber auch spezifische Muskelparameter: Das alles sind Biomarker, die Hinweise auf die Gesundheit des Menschen geben. Am Department für Ernährungswissenschaften sowie an der interdisziplinären Forschungsplattform "Active Ageing" der Universität Wien spielt die Biomarker-Forschung eine, der internationalen Situation entsprechend, wichtige Rolle.
Das EU-Projekt BIOAGE ist eng mit der Forschungsplattform "Active Ageing" verknüpft, die der Ernährungswissenschafter Wagner seit Anfang 2011 leitet. Am Dienstag, 9. April 2013, präsentiert die Forschungsplattform im Rahmen der Tagung "Active Ageing – Cells meet Function" ihre Forschungsbereiche, informiert über aktuelle Aktivitäten und diskutiert mit internationalen WissenschafterInnen. Tagungsprogramm (PDF) |
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"Unsere Forschungen zur Altersdiabetes beschäftigen sich beispielsweise mit oxidativem Stress, einer Stoffwechsellage, die bei Diabetes-PatientInnen häufig auftritt", so Karl-Heinz Wagner, der die Forschungsplattform leitet. Hier bilden sich freie Radikale, die die DNA schädigen und in weiterer Folge auch zu Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs führen können. Im Rahmen von "Active Ageing" ist es u.a. die Sarkopenie – der altersbedingte Muskelschwund – der anhand von Muskelparametern untersucht wird.
Das Altern messen
"Mit BIOAGE verfolgen wir nun das Ziel, international etablierte Forschungsgruppen zu vernetzen und die Biomarker-Forschung weiter voranzutreiben. Dabei geht es um den Austausch von Wissen und Arbeitsmethoden – sowie Nachwuchsförderung: Geplant sind Austauschprogramme für JungwissenschafterInnen, die Know-how und Infrastruktur der Partneruniversitäten nutzen können. Die beteiligten Universitäten und Forschungsorganisationen verfügen über Expertise in den Bereichen Mutationen, DNA-Schädigung, Oxidativer Stress oder Muskelbiopsien", erklärt Wagner das Ziel des vierjährigen EU-Projekts.
Die beteiligten Teams sollen neue Biomarker kennenlernen und anwenden, gemeinsam neue Forschungsfragen formulieren sowie an großen Human-Biomonitoring Studien partizipieren können. Der Fokus liegt dabei auf dem Thema "Altern".
Biomarker: von Mikrokernen zu Muskelbiopsie
Die an BIOAGE beteiligten internationalen Einrichtungen – neben der Universität Wien sind das die Universitäten Oslo (Norwegen), Auckland (Neuseeland) und Griffith (Australien) sowie die Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO, Australien) – beschäftigen sich mit so unterschiedlichen Bereichen wie der Analyse von Mikrokernen, der Genexpression sowie der Perfektionierung von Methoden wie dem "Comet Assay", der Messung der Telomerlänge oder neuen Techniken zu Ziehung von Muskelbiopsien.
Mikrokerne sind besonders bedeutende Biomarker, da ihre Anzahl direkt mit dem Auftreten von Krebs korreliert. Sie entstehen bei fortgeschrittenen Mutationen in den Zellen. Der "Comet Assay" misst Strangbrüche in der DNA und informiert so über die Schädigung des Erbguts. Geschädigte DNA kann wiederum zu Krebs führen. Auch in der Sportphysiologie wird es immer wichtiger, am Ort des Geschehens zu messen. Hier stehen die Methode der Muskelbiopsie und die Frage, welche Geneffekte in den Muskeln vorkommen, im Mittelpunkt.
"Die Biomarker-Forschung ist deshalb so wichtig, weil Veränderungen im Körper schon früh festgestellt werden können, und hier leistet die Universität Wien mit ihrer Forschung und den internationalen Kooperationen der WissenschafterInnen einen bedeutenden Beitrag", schließt Wagner: "Diabetes beispielsweise entsteht nicht von heute auf morgen. Der Blutzucker entgleist langsam, in einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Erfolgt in den ersten Jahren eine entsprechende Lebensstilveränderung durch Bewegung oder Ernährung, kann viel bewirkt werden." (dh)
Das EU-Projekt "Extension, enhancement and strengthening of established collaborations to create a knowledgebase for biomarker based research on aging" startete am 1. Jänner 2013 und läuft bis 31. Dezember 2016. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl-Heinz Wagner vom Department für Ernährungswissenschaften leitet das Projekt. Die beteiligten Universitäten und Einrichtungen sind: University of Oslo, University of Auckland, Griffith University sowie die Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO).