Japanmakaken: Sonne beeinflusst Zeitpunkt der ersten Geburt

Affenfamilie

Was hat Sonnenschein mit Geburtstiming zu tun? Bei Japanmakaken so einiges, wie eine Studie der Universitäten Wien (Forschungsstelle Affenberg), Kyoto und Leuven zum Einfluss von Umweltbedingungen auf den Zeitpunkt der Erstgeburt ergab: mehr Sonne in der Pubertät, umso zeitiger der erste Nachwuchs.

Frühestens vier Jahre sind sie alt, wenn sie zum ersten Mal gebären: Weibliche Japanmakaken – auch Schneeaffen genannt, sie sind die am nördlichsten lebenden Primaten – paaren sich im Winter und bringen ihre Jungen im Frühling zur Welt. Ihre Geschlechtsreife wird auf dreieinhalb Jahre geschätzt, den Winter vor ihrer ersten Geburt. Ein Jahr zuvor, also mit zweieinhalb, beginnt die neurophysiologische Umstellung, die mit der Geschlechtsreife endet: die Pubertät.

Japanmakaken-Weibchen sind mit dreieinhalb Jahren geschlechtsreif. (© Klaus Freithofer)

Ein Forschungsteam der Universität Wien hat nun in Kooperation mit dem Primate Research Institute der Universität Kyoto und der KU Leuven erstmals untersucht, ob klimatische Bedingungen eine Rolle dabei spielen, wann ein Japanmakaken-Weibchen ihr erstes Junge zur Welt bringt – denn nicht alle Tiere gebären im Jahr ihrer Geschlechtsreife zum ersten Mal.

Forschungsstation Affenberg Landskron

Dazu haben die ForscherInnen zum einen die Geburten der Japanmakaken-Gruppe protokolliert, die seit 23 Jahren unter semi-freien Bedingungen am Affenberg Landskron leben, einer Forschungsstation der Uni Wien in Kooperation mit dem Land Kärnten. Zum anderen wurden in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die Landskroner Wetterdaten der letzten 20 Jahre analysiert. Die Studie ergab, dass die Sonnenscheindauer im Jahr der Pubertät den stärksten Einfluss darauf hatte, wann die Weibchen ihr erstes Jungtier zu Welt bringen.

Im Winter sitzen die Affen zur Wärmegewinnung aufrecht am Boden, Brust und Bauch der Sonne zugewandt.(© Affenberg Landskron)

Temperaturregulation und Vitamine

"Sonne ist eine wichtige Energie-Quelle, insbesondere für die Schneeaffen", erklärt Lena Pflüger vom Department für Verhaltensbiologie, wissenschaftliche Leiterin des Affenberg Landskron. Die Affen nutzen das Sonnenbaden als thermoregulatorische Strategie im Winter. "Dies zeigt sich eindeutig in ihrem Verhalten an sonnigen Wintertagen: Sie sitzen aufrecht am Boden, Brust und Bauch der Sonne zugewandt, während Fressen und soziale Interaktion nebensächlich werden", erklärt die Verhaltensbiologin.

Neben der Wärmeleistung triggert die Sonne auch die Produktion von essenziellen Vitaminen, die, wie man von Studien am Menschen weiß, auch bei der Geschlechtsreife eine wichtige Rolle spielen. "Wahrscheinlich unterstützen diese Eigenschaften der Sonne die Geschlechtsreife der Weibchen", so Pflüger. Dies soll nun in Folgestudien mit Hormonmessungen mittels Kotprobenanalysen genauer untersucht werden

Seit 23 Jahren lebt eine Gruppe an Japanmakaken am Affenberg Landskron in Kärnten unter semi-freien Bedingungen. Das Klima in Österreich ist vergleichbar mit dem ihres Heimatlands Japan. Von Beginn an wurden die Geburten in der Gruppe protokolliert: Wie im Freiland bringen die Weibchen ihr erstes Jungtier mit frühestens vier Jahren zur Welt. Trotz jahrelanger standardisierter Fütterung gebären jedoch nicht alle Weibchen das erste Mal nach Eintritt der Geschlechtsreife. (© Klaus Freithofer)

Sonnenbäder wichtig für Arten, die sich im Winter fortpflanzen

"Wir vermuten, dass Sonnenbäder bei Arten, die sich während der Winterszeit fortpflanzen, von essenzieller physiologischer Bedeutung sind", so Verhaltensbiologe Bernard Wallner. Beim Sonnenbaden verbraucht der Körper weniger Eigenenergie, um die Körpertemperatur konstant zu halten und kann sie vermehrt in die Reifung der in den Ovarien produzierten Follikel investieren, "was den früheren Beginn der Fortpflanzungsaktivität erklärt und möglichweise mit einem eine höheren 'Life-time'-Reproduktionserfolg einhergeht", erklärt Wallner.

Was hat das Ganze nun mit dem Klimawandel zu tun? Die ForscherInnen nehmen an, dass Japanmakaken aufgrund ihrer Anpassung an ihren Lebensraum spezielle physiologische Energiespeichermöglichkeiten entwickelt haben, um Sonnenergie in der kritischen Phase der Fortpflanzung optimal zu nützen. "Wenn es mittelfristig zu einem relativ schnellen Anstieg der mittleren Temperaturen während der winterlichen Fortpflanzung kommt, könnte das durchaus signifikant negative Einflüsse auf die so speziell angepassten Japanmakaken haben", erkärt Wallner. (red)

Das Paper "On the sunny side of (new) life: Effect of sunshine duration on age at first reproduction in Japanese macaques (Macaca fuscata)" (AutorInnen: Lena S. Pflüger, Katharina E. Pink, Anja Böck, Michael A. Huffman, Bernard Wallner) erschien am 27. Juni 2019 im American Journal of Primatology.