Gurgelstudie: Derzeit kaum unerkannte Corona-Fälle an Schulen

Beispielbild: Im Labor werden Proberöhrchen ausgewertet

Die Ergebnisse der vierten und fünften Runde der Schulgurgelstudie zeigen: Im April waren 18 von 7.669 Proben positiv (0,23), im Mai waren es 9 von 9.098 (0,10). "Das Schuljahr ist gut zu Ende gegangen", so Studieninitiator Michael Wagner von der Uni Wien. Im Herbst werde sich die Infektionslage aber wieder ändern. Es brauche daher eine gute Vorbereitung der Schulen.

Beim SARS-CoV-2-Schulmonitoring werden seit vergangenem Herbst wiederholt an denselben rund fünf Prozent der Volks-, Mittelschulen und AHS-Unterstufen Gurgel-PCR-Tests durchgeführt. Bei der ersten Erhebung (von Ende September bis Ende Oktober 2020) waren 0,39 Prozent unerkannt positiv, im November mitten in der heftigen zweiten Welle waren es 1,5 Prozent und im Mai eben 0,1 Prozent.

Tendenziell stärker vom Infektionsgeschehen betroffen waren zuletzt erneut Brennpunktschulen mit besonders vielen sozial benachteiligten Schülern sowie Volksschulen, wo zu beiden Testzeitpunkten im Klassenzimmer - im Gegensatz zu anderen Schulformen - keine Maskenpflicht galt und wo die am wenigsten aussagekräftigen Antigen-Testprodukte eingesetzt wurden. Unerkannt infizierte Lehrer wurden im April bzw. Mai übrigens keine mehr entdeckt, was der an der Uni Wien tätige Mikrobiologe Wagner unter anderem auf den Impfeffekt zurückführt.

Einige Prozent entwickeln "Long Covid"


Wagner warnt allerdings davor, die jüngsten Dunkelziffern von 0,23 bzw. 0,1 zu unterschätzen. Immerhin seien Schüler die am häufigsten getestete Bevölkerungsgruppe und trotz drei Antigentests pro Woche sei auch noch im Mai eines von 1.000 Kindern unerkannt mit dem Virus infiziert - wenn auch nur ein Teil davon zum Zeitpunkt des Tests potenziell ansteckend war. "Das ist eines an jeder zweiten größeren Schule." Das sei nicht nur wegen der Möglichkeit, andere Personen anzustecken, relevant. Kinder haben zwar bei Covid-19 leichtere Verläufe, doch einige Prozent entwickeln "Long Covid" mit monatelangem Verlauf, in manchen Fällen entwickeln sie auch ein gefährliches Hyperinflammationssyndrom.

Dazu komme, dass das Infektionsgeschehen an den Schulen, das immer die Lage in der Gesamtbevölkerung widerspiegelt, wieder steigen werde. "Im Herbst werden wir mit der Delta-Variante sicher ein anderes Bild sehen." In Österreich habe man das Glück, dass die zunehmende Verbreitung der zunächst in Indien verbreiteten Variante mit den Schulferien zusammenfalle. "In Großbritannien ging es mit den Schulen los", immerhin treffe dort das Virus auf eine größtenteils noch ungeimpfte Schülerschaft.

Geht es nach Wagner, sollten im Herbst möglichst breitflächig PCR-Tests für die Schüler genutzt werden, die sie wie beim Wiener Modell "Alles gurgelt" selbst zuhause durchführen können. Bei den Testungen nur auf die weniger aussagekräftigen Antigentests zu setzen, könnte nämlich (nicht nur im Schulbereich) dazu führen, dass neue Varianten erst sehr spät bemerkt werden. Besonderes Augenmerk solle die Politik auf die tendenziell stärker betroffenen Volks- und Brennpunktschulen richten. "Dort wird im Herbst am meisten passieren, man sollte deshalb für diese Schulen Konzepte entwickeln."

Nicht wie im Herbst zulange zuwarten


Außerdem sei es zentral, dass im kommenden Schuljahr bei steigenden Zahlen so rasch wie möglich lokal Maßnahmen (etwa Maskenpflicht) gesetzt werden. "Man sollte nicht wie im vergangenen Herbst zulange zuwarten. Sonst läuft man im schlimmsten Fall wieder in einen Lockdown hinein, obwohl man auch mit konsequenten lokalen Maßnahmen das Auslangen finden könnte."

Aktuell werden die positiven Proben der fünften Runde genomsequenziert, in der vierten Runde enthielten alle bereits analysierten Proben die "britische" Variante B.1.1.7 (Alpha-Variante). In den nächsten Wochen wird damit klar sein, welche Virusvarianten im Mai an den Schulen kursierten. Derzeit läuft außerdem die sechste und letzte Runde der mit Herbst 2020 gestarteten Schul-Gurgelstudie, die von Forschern der Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck, der Universität Linz und der Universität Wien im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführt wird. Wagner plädiert allerdings dafür, auch im kommenden Schuljahr weiter auf ein Screening an den Schulen zu setzen.