Geheimes Leben im Gletscherbach

Klimawandel: Wenn die Gletscher schmelzen, bekommen das auch die allerkleinsten Lebewesen zu spüren. Ein Team von LimnologInnen der Universität Wien hat untersucht, wie sich der Gletscherrückgang auf mikrobielle Gemeinschaften in Gletscherbächen auswirkt, und dazu im "ISME Journal" publiziert.

Auch Mikroben sind vom weltweiten Schmelzen der Gletscher betroffen, wie neueste Ergebnisse der Forschungsgruppe rund um Tom Battin, Leiter des Departments für Limnologie der Universität Wien, zeigen. Bislang war nur bekannt, dass höhere Organismen auf diese Änderungen reagieren.

Dazu haben die Post-docs Katharina Besemer und Gabriel Singer sowie die PhD-Studentinnen Linda Wilhelm und Christina Fasching die Gemeinschaften von Mikroben im Eis und in den Bächen von 26 Gletschern in den österreichischen Alpen untersucht. Die Diversität und Identität der Mikroben konnten Wilhelm und Besemer mit Hilfe hochauflösender Sequenziermethoden bestimmen. Erstaunliches Resultat: Die Vielfalt an Mikroben ist trotz der unwirtlichen Bedingungen in Gletscherökosystemen außerordentlich hoch.

Neuer Forschungsansatz


In einem neuen Ansatz verknüpften die ForscherInnen ökologische Theorie mit mikrobieller Ökologie, um diese Biodiversitätsmuster, wie sie auch von höheren Organismen bekannt sind, zu verstehen. So zeigten die WissenschafterInnen erstmals, dass mikrobielle Biodiversität und Artenzusammensetzung auch in Gletscherökosystemen von Bedeutung sind und zunehmend durch das Abschmelzen der Gebirgsgletscher bedroht sind.

Die Forschungsarbeit wurde durch das START-Programm des FWF finanziert und am Department für Limnologie durchgeführt. Biofilmökologie und Ökosystemökologie bilden einen Forschungsschwerpunkt am Department für Limnologie der Universität Wien. (af)

Das Paper "Micobial biodiversity in glacier-fed streams" (AutorInnen: L. Wilhelm, G. A. Singer, C. Fasching, T. J. Battin and K. Besemer) erschien am 14. März 2013 in "The ISME Journal – Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology".