Eine neue ForscherInnengeneration ausbilden
| 15. Januar 2016"Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus" heißt das neue Doktoratskolleg der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien. Die Leiterin Christa Schleper erklärt, was die KollegInnen im Rahmen ihres PhD-Trainings vorhaben.
Es geht um nicht weniger als einen der wichtigsten globalen Zyklen: "Welche Mikroorganismen sind am Stickstoffkreislauf beteiligt? Wie interagieren sie mit Pflanzen oder Tieren? Inwieweit sind sie an der Bildung von Treibhausgasen beteiligt?" Das und vieles mehr beschäftigt Christa Schleper und neun weitere KollegInnen im Rahmen des neuen Doktoratskollegs mit dem englischen Namen "Microbial Nitrogen Cycling - From Single Cells to Ecosystems".
Exzellente interdisziplinäre Ausbildung
"Obwohl wir alle BiologInnen sind, ist es ein sehr interdisziplinäres PhD-Trainingsprogram", erklärt die Sprecherin des DK und Leiterin des Departments für Ökogenetik. Man nähere sich dem Stickstoffzyklus von drei komplementären Forschungsbereichen, der Mikrobiellen Ökologie, der funktionellen Genomik und der Ökosystemforschung. Und weiter: "Unsere Mission ist es, eine exzellente interdisziplinäre Ausbildung, ein ausgedehntes Labortraining und internationales Networking zur Verfügung zu stellen."
Zehn PhD-Studierende werden ab Jänner 2016 für vier Jahre in den Genuss des vom FWF geförderten Programmes kommen. Voraussetzung: ein Master of Science oder eine ähnliche Qualifikation in Ökologie, Biogeochemie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Bioinformatik oder in verwandten Feldern.
Stichwort: Global Change
"Ich studiere ein neue Gruppe von Ammoniak oxdierenden Archaea, die noch nicht lange bekannt sind", erzählt Schleper. Vor allem die Reaktion dieser Organismen auf sich ändernde Umweltbedingungen interessieren die Mikrobiologin. Stichwort: Global Change. "Die Archaea gibt es überall, auch im Meer. Mich aber interessieren besonders die im Boden lebenden."
Forschung in der Gasse
Ihre Forschungsobjekte hat sie dabei einfach aus einem Stück Boden in der Augasse, eine kleine Gasse hinter dem Biozentrum Althanstraße, ausgegraben. Von dort stammt nun der erste weltweit in Reinkultur offiziell beschriebene Stamm der Ammoniak-oxidierenden Archaea: "Nitrososphaera viennensis" – frei übersetzt: die Ammoniak-oxidierende Kugel aus Wien.
Ohne die Stoffwechselleistungen der kleinsten aller Lebewesen, der Bakterien und Archaea, wäre ein Leben auf der Erde nicht möglich. Diese Mikroorganismen spielen eine zentrale Rolle in den großen Stoffkreisläufen, indem sie organische Materie zersetzen und die erhaltenen Grundbausteine in die Atmosphäre zurückführen oder für neues Leben verfügbar machen.
Besser die Brücke schlagen
"Wir werden Nitrososphaera viennensis im Labor kultivieren. Dann werden die Zellen unterschiedlichen Wachstumsbedingungen ausgesetzt und wir schauen, wie sie darauf reagieren." Moderne Technologien wie Transkriptom- und Proteomanalysen sollen unter anderem dabei zum Einsatz kommen."
Das Hauptziel des DK? "Eine neue Generation von ForscherInnen ausbilden, die besser als wir die Brücke zwischen der organismischen Biologie und der Ökosystemforschung schlagen können. Die interdisziplinäre Vernetzung, die wir uns mühsam aufbauen mussten, wird die nächste ForscherInnengeneration wie selbstverständlich leben", so die DK Sprecherin: "Auch eine neue Vorlesungsreihe mit allen sieben beteiligten ProfessorInnen und drei jungen GruppenleiterInnen ist in Vorbereitung. Die jüngeren Gruppenleiter im DK sind allesamt Frauen", freut sich Schleper.
Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr. Christa Schleper, Department für Ökogenomik und Systembiologie an der Fakultät für Lebenswissenschaften, ist Leiterin des FWF-Doktoratskollegs "Mikroorganismen im Stickstoff-Zyklus" an der Universität Wien, Laufzeit vom 01. Jänner 2016 bis zum 31. Dezember 2019.