Allergiekraut Ragweed eindämmen

Derzeit blüht in Österreich die Beifußambrosie (Ragweed) und sorgt bei AllergikerInnen für tränende Augen und Atembeschwerden. Ein interdisziplinäres Team der Universität Wien, der MedUni Wien und des Umweltbundesamts berichtet, wie die rapide Ausbreitung der invasiven Pflanze am besten einzudämmen ist.

Die Beifußambrosie ist eine invasive Pflanze, die aus dem warmen Südwesten der USA unbeabsichtigt nach Europa eingeschleppt wurde. Die Gründe für die "Invasion" sind mannigfaltig: vor allem die Vertragung der Samen durch Fahrzeuge entlang von Straßen und der Import von Saatgut und Vogelfutter, die mit Ragweed-Samen verunreinigt sind.

Umweltbiologie und Physik machen gemeinsame Sache

Diese Ausbreitungsprozesse sind als "Diffusions"-Modelle in der Physik seit langem bekannt. Robert Richter und Gero Vogl von der Fakultät für Physik der Universität Wien und Michael Leitner vom Physik-Department der TU München haben daher gemeinsam mit den Umweltbiologen Stefan Dullinger (Universität Wien) und Franz Essl (Umweltbundesamt) Prognosen für Österreich und Bayern für die Zeit bis 2050 erstellt. Dazu nutzten die Forscher Methoden aus der Diffusionsphysik und berücksichtigten - auf Grundlage der bisherigen Ausbreitung der Pflanze - den zu erwartenden Klimawandel, der die wärmeliebende Pflanze begünstigt.

Wie man Allergiekosten senken kann

Ziel der Arbeit war es, sowohl das optimale Management zur Bekämpfung dieser invasiven Pflanze herauszufinden als auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung (Bekämpfungskosten gegen Gesundheitskosten) vorzunehmen. Die Forscher verglichen dazu den möglichen Aufwand, der aus einer genauen Beobachtung der Ausbreitung der Samen und einer allfälligen Ausrottung der Pflanze entsteht, mit jenen Kosten, die dem Gesundheitssystem resultieren, wenn Allergien und ihre Folgen behandelt werden müssen. Um die Gesundheitsbelastung durch Ragweed-Pollen in der österreichischen Bevölkerung kalkulieren zu können, kooperierten die Wissenschafter der Universität Wien mit Experten des Pollenwarndienstes der Medizinischen Universität Wien.

Das Ergebnis ist eindeutig: Schon mit Bekämpfungsmaßnahmen im Ausmaß von jährlich 30 Millionen Euro könnten bis 2050 bis zu zwölf Milliarden Euro an Gesundheitskosten eingespart werden. Ein in die Ragweed-Bekämpfung investierter Euro würde die Behandlungs- und Folgekosten der Allergien um zehn Euro reduzieren. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass es wichtig wäre, frühzeitig und entschlossen die weitere Ausbreitung von Ragweed zu verhindern. Die dafür notwendigen Gelder stehen in keiner Relation zu den potenziell entstehenden Kosten für das Gesundheitssystem", erklärt Robert Richter, Erstautor der Studie, abschließend. Die Studie wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Projektes RAG-CARE gefördert. (miwe)

Das Paper "Spread of invasive ragweed: Climate change, management and how to reduce allergy costs" (Autoren: Robert Richter, Uwe E. Berger, Stefan Dullinger, Franz Essl, Michael Leitner, Matthew Smith and Gero Vogl) erschien im August 2013 im "Journal of Applied Ecology".