Intensive Landwirtschaft dezimiert Bodenorganismen

Je intensiver eine landwirtschaftliche Fläche genutzt wird, umso weniger Bakterien, Pilze, Protozoen, Würmer, Milben und Springschwänze leben im Boden, berichten internationale ForscherInnen rund um Karoline Uteseny vom Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien.

Die ForscherInnen untersuchten die Böden von insgesamt 60 unterschiedlich intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen in Schweden, Großbritannien, der Tschechischen Republik und Griechenland. Sie bestimmten die Biomasse der verschiedenen Gruppen von Bodenorganismen auf diesen Feldern und Wiesen. Außerdem inspizierten sie jeweils die Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe im Boden.

Veränderte Böden wegen fehlender Biomasse

Es zeigte sich, dass praktisch alle Arten von Bodenbewohnern bei intensiv oder mittelmäßig stark genutzten Äckern im Vergleich zum Grasland dezimiert waren. Dies bleibe nicht ohne Folgen für die ökologischen Eigenschaften des Bodens, so die ForscherInnen: Wenn zum Beispiel mehr Bakterien im Boden sind, kann auch mehr Stickstoff mineralisiert werden. Bei intensiverer Landwirtschaft gibt es aber weniger Bakterien im Boden, dies könne die Abhängigkeit von Mineraldüngern erhöhen.

Ist andererseits mehr Stickstoff im Boden, als die Pflanzen aufnehmen können, wird er ausgewaschen. "Dabei könnte Nitrat ins Grundwasser gelangen, das stellt eine Gefahr für das Trinkwasser dar", erklärt Karoline Uteseny vom Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien. Auch die Treibhausgasentstehung könnte dadurch steigen, denn beim Abbau von Nitrat zu Stickstoff würde oft auch N2O (Distickstoffmonoxid bzw. Lachgas) frei.


Mag. Karoline Uteseny forscht am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien zu Auswirkungen von landwirtschaftlichen Anbausystemen und Bodenbearbeitungsverfahren auf die Bodenfauna sowie zu Standortanforderungen und Funktionen der Collembolen (Springschwänze, gehören zur Bodenmesofauna) in anthropogen beeinflussten Böden.



Grasland produziert weniger Lachgas


Die Entwicklung dieses Treibhausgases wiederum kann von einer anderen Gruppe von Bodenorganismen, den sogenannten Flagellaten, gebremst werden, denn je mehr Flagellaten im Boden sind, umso weniger N2O entstehtt, berichten die ForscherInnen. "Deshalb produziert Grasland wohl etwas weniger N2O als die anderen Flächen", meint Uteseny.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nicht nur die Landnutzung, sondern auch die Bodenorganismen und ihre Nahrungsnetze in den Modellen für den Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf berücksichtigt werden sollten, so die WissenschafterInnen. "Die Eigenschaften der Nahrungsnetze erlauben zum Beispiel eine bessere Voraussage der Stickstoff-Kreisläufe, als der Faktor Landnutzung, weil sie näher an den Wirkungsmechanismen sind, die diese Kreisläufe steuern", erklärt Uteseny. (APA/red)

Das Paper "Soil food web properties explain ecosystem services across European land use systems" (AutorInnen: Franciska T. de Vries et al.) erschien am 12. August 2013 in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").