(Mit)Forschen im Almtal

Die Verhaltensbiologin Didone Frigerio von der Universität Wien geht neue Wege: Gemeinsam mit ihrem Team hat sie die App "Forschen im Almtal" entwickelt. Mit dieser können Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Graugans, den Kolkraben oder den Waldrapp einfach und ohne Vorwissen beobachten.

Welche Verhaltensmuster beeinflussen den Bruterfolg bei Langzeitpaarbindungen, z.B. bei Raben und Graugänsen? Welche Verhaltensmuster unterscheiden Raben und Waldrappe, trotz ähnlicher Brutstrategien? "Mit der neuen App 'Forschen im Almtal' können interessierte Laien aktiv mitforschen", so Didone Frigerio. Die Verhaltensbiologin hat die App im Rahmen des Citizen Science-Projekts "Visible Science" an der Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau im Almtal gemeinsam mit ihrem Team entwickelt.

Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

Im Rahmen von Citizen Science werden wissenschaftliche Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Personen aus der Bevölkerung durchgeführt. Diese melden Beobachtungen, führen Messungen durch, werten Daten aus und wirken an der Formulierung von Forschungsfragen bis hin zu Publikationen mit. "Voraussetzung ist die Einhaltung wissenschaftlicher Kriterien, die gemeinsam mit den WissenschaftInnen erstellt werden", betont Frigerio. Dadurch entsteht ein Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, wie er sonst nicht oder nur sehr schwer möglich ist.

Junge "Citizen Scientists": Kinder beobachten das Verhalten einer Graugansfamilie. Citizen Science Projekte helfen dabei, junge Talente zu wecken und zu entdecken, und verbinden wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Bewusstsein und Verantwortung. An der Universität Wien laufen derzeit mehrere Citizen Science-Projekte, die die BürgerInnen zur aktiven Mitarbeit einladen. (© Gudrun Gegendorfer)

Citizen Science-Expertin

Didone Frigerio ist eine ausgewiesene und international ausgezeichnete Expertin im Durchführen von Citizen Science-Projekten. Die Verhaltensbiologin bindet schon seit mehreren Jahren die unmittelbare Bevölkerung – insbesondere Kinder und Jugendliche – in das Monitoring von Vogelarten wie Graugänse, Kolkraben oder die vom Aussterben bedrohten Waldrappe ein. "Dabei untersuchen wir u.a. die sozialen Mechanismen des Zusammenlebens der Vogelarten", so Frigerio.

Didone Frigerio forscht an der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Verhaltens- und Kognitionsbiologie (KLF Grünau) und verfügt über eine große Expertise bei der Durchführung von Citzen Science-Projekten. (© Alina Loth)

Forschungs-App

Mit dem Projekt "Visible Science" beschreiten Frigerio und ihr Team von der KLF Grünau – in Kooperation mit dem Cumberland Wildpark Grünau – neue Wege: Die App "Forschen im Almtal", die gratis zum Download zur Verfügung steht, ermöglicht Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ohne Vorwissen und auf einfache Weise Sichtmeldungen und Beobachtungen von Graugans, Kolkrabe und Waldrapp.

Die "Citizen Scientists" können über einen Zeitraum von drei Jahren ihre Beobachtungen über das Brutverhalten der Elterntiere, die Eingliederung von Jungtieren und das "Weitergeben" von bevorzugten Aufenthaltsorten in der App dokumentieren.

Kostenlose Apps zum Mitforschen: Für Android: Forschen im Almtal, WaldrApp und für iPhones: Forschen im Almtal, WaldrApp (© Spotteron)

"WaldrApp" und "GRASS"

Das Projekt will außerdem ein Modell für innovative Wissenschaftsvermittlung in der Zusammenarbeit zwischen Forschung und einem wirtschaftlichen Betrieb entwickeln.

Parallel dazu arbeiten die ForscherInnen der KLF Grünau gemeinsam mit der Bevölkerung an zwei weiteren Citizen Science Projekten: Die "WaldrApp" im Rahmen des Projekts "NBI goes citizen science" befasst sich mit den ökologischen Eigenschaften der von den Waldrappen besuchten Wiesen. Im Rahmen von "GRASS" beteiligen sich zehn Schulklassen aus fünf verschiedenen Bildungseinrichtungen an der Aufnahme der Aufenthaltsorte der Graugansfamilien zu unterschiedlichen Tageszeiten. (red)

Vor 28 Jahren, nach dem Tod von Konrad Lorenz, wurde die kleine Forschungsstation in Grünau im Almtal zu einer Feldstation des Departments für Verhaltensbiologie der Universität Wien. Seitdem entwickelte sich die Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) zu einem "internationalen Player" der Verhaltens- und Kognitionsbiologie.