Ringvorlesung: Bewältigung von Naturkatastrophen

Fast wöchentlich berichten Medien über Naturkatastrophen, von Erdbeben über Überschwemmungen bis hin zu Vulkanausbrüchen: Die interdisziplinäre Betrachtung solch dramatischer Ereignisse steht im Mittelpunkt der Ringvorlesung "Naturkatastrophen und ihre Bewältigung".

Wahrscheinlich noch gut in Erinnerung sind die katastrophalen Naturereignisse des Jahres 2010: Das verheerende Erdbeben in Haiti, mit mehr als 220.000 Todesopfern, und jenes in Chile, das mit gesamtwirtschaftlichen Schäden von 30 Milliarden US-Dollar die teuerste Naturkatastrophe des Jahres war. Nicht zu vergessen ist der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island, der den Flugverkehr über Nordeuropa tagelang fast völlig zum Erliegen brachte. Die Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe vom 11. März 2011 in Japan sprengte allerdings alles bis jetzt Vorstellbare.


"Naturkatastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt. Die Natur kennt keine Katastrophen" lässt Max Frisch den Witwer Geiser in seiner Erzählung "Der Mensch erscheint im Holozän" sagen und charakterisiert damit sehr treffend das Problematische dieses Begriffs.



Die fächerübergreifende Betrachtung von Naturkatastrophen ist das Ziel der Ringvorlesung "Naturkatastrophen und ihre Bewältigung – eine interdisziplinäre Annäherung". Es geht darum, eine differenzierte Distanz bei der Beurteilung und Einschätzung von Naturkatastrophen zu fördern. Weiters soll  der kritische Blick geschärft werden, um beispielsweise der möglichen Instrumentalisierung von Naturkatastrophen zur Durchsetzung verschiedenartigster Interessen zu begegnen. Durch die interdisziplinäre Herkunft der Vortragenden – u.a. aus den Fächern Geographie, Philosophie, Wirtschaftsgeschichte und Geophysik – werden Naturkatastrophen in Raum und Zeit aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet und reflektiert.


Das Wort Katastrophe wird aus dem Griechischen zur Bezeichnung einer dramatischen Wendung zum Schlimmen entlehnt. Die Katastrophe steht als Ereignis zwischen dem Risiko und der Krise. Sind "kritische Situationen" nicht mehr kontrollierbar, können sich Krisen und Risiken zu Katastrophen auswachsen.



Denn um den breiten Themenkomplex rund um Naturkatastrophen erfassen zu können, sind viele Wissenschaftsdisziplinen gefragt: Zum Beispiel die Geschichte, um mit Hilfe der Historischen Naturkatastrophenforschung solche Ereignisse besser in ihrem zeitlichen Zusammenhang und in ihren Auswirkungen einzuordnen, die Geographie, um u.a. regionale Zusammenhänge aufzuzeigen, andererseits liefern Disziplinen wie die Philosophie, die Meteorologie und Klimatologie, die Seismologie und die Sozial- und Kulturwissenschaften wesentliche Beiträge zur besseren Rezeption, Bewältigung und Verarbeitung von Naturkatastrophen. Bestandteil der Ringvorlesung ist auch eine differenzierte fachdidaktische Annäherung, um die Vermittlung der Thematik an Schulen zu diskutieren. (red)


    Lesen Sie mehr zum Thema im uni:view-Dossier "Naturkatastrophen"



Ringvorlesung: Naturkatastrophen und ihre Bewältigung – eine interdisziplinäre Annäherung
Studienprogrammleitung Geographie
LehrveranstaltungsleiterInnen: Christian Vielhaber, Christa Hammerl
Neues Institutsgebäude (NIG), Hörsaal 2, Erdgeschoß
Montag, 18.30 bis 20 Uhr
Start: Montag, 5. März 2012

Dr. Christa Hammerl ist bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) als Historikerin tätig, ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Vielhaber ist am Institut für Geographie und Regionalforschung tätig.


Literatur zur Ringvorlesung: Katastrophen. Lernen für die Zukunft? Historische Sozialkunde. Geschichte -
Fachdidaktik - Politische Bildung. Heft 3/2011