NaturTalente: Die Zeit rennt

Christopher Helf nahm als einer von 34 Studierenden am Kompetenzprogramm "NaturTalente" der Universität Wien teil und lernte nützliches Handwerkszeug für seinen baldigen Ausflug in die Start-Up-Szene: "Zeitfresser" erkennen und Teamarbeit strukturiert angehen.

uni:view: Sie studierten Medieninformatik an der Universität Wien sowie International Management an der Wirtschaftsuniversität Wien. Was begeistert Sie an dieser Kombination?
Christopher Helf:
Ich habe mich schon immer besonders dafür interessiert, wie unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen voneinander lernen und miteinander arbeiten können. Zurzeit arbeite ich an der Universität Wien innerhalb eines EU-Projekts, das sich mit neuen digitalen Ideen aus dem Gesundheitsbereich – kurz: eHealth – beschäftigt. Zusammen mit einem interdisziplinären Team mit ExpertInnen aus sechs EU-Ländern entwickeln wir eine mobile Plattform, die spielerisch Menschen dazu motivieren soll, ihren Lebensstil gesünder zu gestalten. Langfristig soll damit chronischen Erkrankungen wie etwa Übergewicht oder Diabetes vorgebeugt werden. Wir glauben, dass diese sogenannten "gamifizierten" Apps Leute dazu anspornen können, sich mehr zu bewegen oder auch ausgewogener zu ernähren. Spiele, deren Verwendung oft intrinsisch motiviert ist, können nachweislich schlechte Gewohnheiten zum Besseren verändern und bieten daher einen interessanten Anknüpfungspunkt für ForscherInnen. eHealth stellt damit die IT-Welt vor interessante zukünftige Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen, denen ich auch in Zukunft meine Zeit widmen möchte.

uni:view: Sie sind einer von 34 Studierenden, die heuer am Programm "NaturTalente" teilnehmen. Was haben Sie gelernt?
Helf: Die angebotenen Module des Programms haben mir einen kurzen Einblick in teils komplexe und sehr spezifische Probleme aus verschiedensten Bereichen verschafft. Da ich im Rahmen meiner Ausbildung auch ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen habe, waren viele der präsentierten Frameworks oder Problemlösungsvorschläge kein Neuland für mich. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass gerade im naturwissenschaftlichen Bereich die Verbindung zur Industrie immer wichtiger wird. Managementgrundlagen oder Selbstpräsentation halte ich daher für essenziell in jeder Ausbildung. Diese Elemente kommen – zeitbedingt – im Studium oft viel zu kurz, werden jedoch von höheren Managementebenen sehr gezielt wahrgenommen und können sich meiner Meinung nach positiv auf Karrierechancen auswirken.

uni:view: Der Workshop fand in den Räumlichkeiten von accenture statt. Wie war der Besuch bei dem Partnerunternehmen für Sie?
Helf:
Für mich waren die Gespräche mit PartnerInnen und MitarbeiterInnen der Unternehmen nach den Modulen besonders interessant. Aus erster Hand Einblicke in Sichtweisen – vor allem bezüglich zukünftiger Trends der jeweiligen Branchen – zu erhalten, war sehr lehrreich. Sich mit Menschen zu unterhalten, die auf eine jahrelange Praxis in ihren Fachbereichen zurückgreifen und von Angesicht zu Angesicht ehrliche Meinungen auszutauschen, war eine wertvolle Erfahrung. Vor allem war es für mich interessant zu sehen, welche Rolle IT in den Unternehmen spielt und wie zukünftige Strategien darauf ausgerichtet werden.

"NaturTalente" ist ein High Potential Programm der Universität Wien: 34 exzellente Master- und PhD-Studierende aus der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Informatik (MINT-Fächer) treffen auf sechs Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft. NaturTalente ist eine Initiative von UNIPORT, dem Karriereservice der Universität Wien, der so die Sichtbarkeit der MINT-Fächer stärken und den Austausch zwischen Universität und Wirtschaft fördern möchte.


uni:view: Was war das "Highlight" für Sie?
Helf:
Zeitmanagement ist sicher einer der kritischsten Punkte bei der Implementierung von IT-Systemen und Plattformen. Ich habe das oft schon persönlich erlebt, ob im Studium im Rahmen von Gruppenarbeiten oder im Beruf. Die Tatsache, dass man oft beginnt Dinge zu implementieren, in die man erst "hineinwachsen" muss und mit denen man sich zuvor noch kaum befasst hat, macht die Abschätzung der notwendigen Zeit sehr schwierig. Hier Ideen bezüglich strukturierter Herangehensweisen an zum Beispiel Teamarbeit oder der Identifikation der typischen "Zeitfresser" kennengelernt zu haben, wird mir in Zukunft sicher nützlich sein.

uni:view: Welchen Schritt planen Sie als nächstes? Und wo sehen Sie sich in naher Zukunft?
Helf:
Nachdem ich mein Doktorat abgeschlossen habe, würde ich gerne einen Ausflug in die Start-Up-Szene unternehmen, höchstwahrscheinlich im Ausland. Die Zeit für die Gründung von Unternehmen, insbesondere im IT-Bereich, war selten besser als heute und die Reichweite, die man mit seinen Produkten und Dienstleistungen erzielen kann, ist höher denn je. Insofern könnte ich mir auch die Selbstständigkeit vorstellen, da ich der Ansicht bin, dass man viele gesellschaftliche Probleme mit technologischen Ansätzen lösen kann. (red)

Christopher Helf studierte Medieninformatik an der Universität Wien sowie International Management an der Wirtschaftsuniversität Wien. Derzeit arbeitet er im Rahmen seines Doktorats in der Forschungsgruppe Entertainment Computing an der Fakultät für Informatik der Universität Wien an der Implementierung eines größeren eHealth-Projekts.