Körper, Raum, Wissen: Aktuelles aus dem Vorlesungsverzeichnis

Auch heuer wieder hat das Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien mit rund 10.000 Lehrveranstaltungen einiges zu bieten! Wer noch ein Plätzchen im Stundenplan frei und Freude an interdisziplinärer Lehre und Perspektivenvielfalt hat, dem sei eine der folgenden Ringvorlesungen ans Herz gelegt.

Ringvorlesungen sind besondere Vorlesungsreihen, die Themenkomplexe fächerübergreifend und aus den unterschiedlichen Perspektiven der Lehrenden vermitteln. Wie jedes Semester hat uni:view im Vorlesungsverzeichnis gestöbert und – heuer nach dem Motto "Körper, Raum, Wissen" – einige empfehlenswerte Ringvorlesungen zusammengestellt:

Religionen des Körpers – Wissen wir, was ein Körper vermag?

Studienprogrammleitung Theater-, Film- und Medienwissenschaft

Die Ringvorlesung, die an der Universität Wien und im Tanzquartier Wien stattfindet, wird im Rahmen des FWF-Projekts "Generating Bodies" in Kooperation mit dem Institut für Philosophie, dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien und dem Tanzquartier Wien realisiert.


Internationale PhilosophInnen beschäftigen sich mit Fragen einer Philosophie unbewusst tätiger Körper, wie etwa: Weiß ein Körper, was er tut, während er etwas tut? Was heißt hier Wissen? Was heißt hier Körper? Was heißt hier Tun? (Foto: Tanzquartier Wien/Kevin Leloup)



Im Rahmen der Ringvorlesung beschäftigen sich renommierte PhilosophInnen mit Fragen einer Philosophie unbewusst tätiger Körper. Kurz: Wie lässt sich eine "subjektlose Tätigkeit" – Ereignisse wie "es regnet", "es blitzt", "es gibt mich", "die Sonne scheint" etc. – denken? Geschehnisse, die uns überkommen, weit eher als dass sie von uns selbst getätigt, gewusst, gekonnt würden? Rührt der religiöse Konflikt der phänomenalen Endlichkeit der Körper und ihrer immer wieder aufkeimenden Tendenz, ein unendliches Begehren nach Unsterblichkeit zu entwickeln, nicht gerade von solchen anonymen Körpererfahrungen her? Müsste eine interkulturelle Philosophie daher nicht gerade bei der Analyse solcher Phänomene beginnen? Ziel der Lehrveranstaltung ist eine Analyse aktueller Probleme einer Philosophie der Körper (Leiblichkeit) und ihrer unbewussten, unkontrollierbaren Tätigkeiten.

Erster Termin: 10. Oktober 2012
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12. Ringvorlesung Gender Studies: Biopolitiken aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive

Studienprogrammleitung Gender Studies

Im Zentrum der interdisziplinären, öffentlichen Vortragsreihe des Referats Genderforschung stehen sowohl historische als auch auf die Gegenwart bezogene Analysen unterschiedlicher Facetten biopolitischer Entwicklungen. ExpertInnen der Universität Wien sowie internationale GenderforscherInnen – u.a. Sigrid Schmitz (Universität Wien), Kien Nghi Ha (Universität Bremen) und Bettina Bock von Wülfingen (Humboldt-Universität zu Berlin) – blicken aus queer-feministischer und postkolonialer Perspektive auf ein Phänomen, das der Philosoph Michel Foucault als "den Eintritt des Lebens und seiner Mechanismen in den Bereich der bewussten Kalküle" (Sexualität und Wahrheit I: Der Wille zum Wissen) bezeichnet hat. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Bevölkerung als politisches, ökonomisches, wissenschaftliches und biologisches "Problem" in den Mittelpunkt eines stetig wachsenden öffentlichen und staatlichen Interesses gerückt, das es durch gezielte Eingriffe zu regulieren und zu optimieren gilt.

Im Wintersemester 2012/13 liegt der Schwerpunkt der Ringvorlesung auf Fragen der Reproduktion im Kontext bevölkerungspolitischer Interessen – von "Wer darf und soll sich auf welche Weise reproduzieren?" bis hin zu "Wie verändern sich Vorstellungen von Verwandtschaft, Elternschaft und Familie in Hinblick auf neue Reproduktionstechnologien?". Im Sommersemester 2013 wird die Thematik u.a. auf Diskurse der "Biological Citizenship" sowie auf aktuelle Prozesse der Be- und Verhandlung von "Bio-Objects" ausgeweitet.

Erster Termin: 9. Oktober 2012, 18 Uhr
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Kulturraum Südarabien
Studienprogrammleitung Orientalistik, Afrikanistik, Indologie und Tibetologie

Trotz des "arabischen Frühlings" ist die Kenntnis arabischer Kulturen in Europa noch recht dürftig, und besonders die südarabischen Regionen sind im Gegensatz zu anderen Gebieten des Nahen Ostens fast Terra Incognita. Die Ringvorlesung "Kulturraum Südarabien" versucht, dieses Defizit zu mindern, und verankert erstmals interdisziplinäre Aktivitäten im orientalistischen Grundstudium. Die Lehrveranstaltung findet im Rahmen des Südarabien-Schwerpunkts des Instituts für Orientalistik statt und bietet einen geballten und umfassenden Überblick über eine zunehmend an Bedeutung gewinnende Region der arabischen Welt.

Berichtet wird über Forschungen im Sinne der Area Studies mit besonderer Betonung der geschichtlichen Entwicklung dieses Raumes. So behandelt die Vorlesung in Form eines Überblicks die wichtigsten Aspekte des "Kulturkorridors Südarabien" und zeigt die zentrale Bedeutung dieser kulturellen Kontaktzone – von der Frühgeschichte über die formativen Perioden des Islam bis hin zu Aspekten der Gegenwart. Insgesamt soll deutlich werden, dass Südarabien für die notwendige Modifizierung unseres noch vorherrschenden eurozentrischen Welt- und Geschichtsbilds zentrale Bedeutung besitzt.

ExpertInnen der Universität sowie renommierte internationale Vortragende sprechen zu den Themen Kulturraum Südarabien, Alt-Süd-Arabien im kulturellen und geographischen Kontext, (Alt-)Südarabienforschung in Österreich, Altsüdarabische Sprachen, Archäologie auf der arabischen Halbinsel, Geschichte, Wurzeln des Islam, Neusüdarabische Sprachen, Ethnologie, Moderne Entwicklungen im Jemen.

Erster Termin: 12. Oktober 2012
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Wien in der Literatur
Studienprogrammleitung Finno-Ugristik, Nederlandistik, Skandinavistik und Vergleichende Literaturwissenschaft

Wien liegt in der Mitte Europas, es ist ein Ort der Ankunft und Ab- bzw. Durchreise, seit Jahrhunderten ein Schnittpunkt und "Turntable" der Völker und Kulturen. Von den vielen, die hierherkommen, bleiben nur wenige, einige aber für immer. Andererseits folgen manche von denen, die hier geboren und aufgewachsen sind, insbesondere auch Schriftsteller, der Devise "das Leben ist anderswo", und gehen auf Distanz zu "ihrer" Stadt. Manche taten dies aus freien Stücken, viele wurden gewaltsam vertrieben.

Die Ringvorlesung soll Blicke und Perspektiven auf Wien, Erlebnisse und Erfahrungen in Wien, Ansichten und Meinungen über Wien, Liebeserklärungen oder Absagen an Wien aus möglichst vielen verschiedenen Richtungen, aus verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Medien und von Autoren diverser Sprachen und Kulturen präsentieren und dadurch Synthesen und Vergleiche zwischen den gesammelten Wienbildern ermöglichen.


Wie kommt jenseits der Postkartenansichten von Hofburg und Stephansdom, Prater und Fiaker, Strudlhofstiege und Café Central die Sehnsucht  "Nach Wien!" in den Wort- und Bildschöpfungen derer zum Ausdruck, die hierhergekommen bzw. hier angekommen sind? Wie schreiben jene Wiener über die Stadt, die sie verließen und in ihren Texten wieder hierherkommen? (Café Central in Wien, Foto: Philipp von Ostau)



In der Ringvorlesung werden hauptsächlich Lehrende aus den Kulturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Wien diverse, bisher kaum systematisch erfasste Blicke auf Wien aus der Perspektive verschiedener europäischer und außereuropäischer (Japan, Lateinamerika) Literaturen vorstellen. Zusätzlich konnten zwei Wiener AutorInnen – Peter Waterhouse und Julya Rabinowich – als Vortragende gewonnen werden. Die Vorlesungen werden einen Überblick über das jeweilige literarische Feld geben. Sie wollen damit zu weiterer vertiefter Lektüre anregen und so das Forschungsfeld "Wienliteratur" aus komparatistischer Sicht erweitern.    

Erster Termin: 3. Oktober 2012
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Ringvorlesung zur Wissenschaftsphilosophie
Studienprogrammleitung Philosophie

Unter der Leitung von Friedrich Stadler und Sven Bernecker vom Institut für Philosophie der Universität Wien sprechen und diskutieren renommierte internationale Gastvortragende aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und den USA zu zentralen Themen der Erkenntnistheorie, sozialen Ontologie sowie der Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte. Die Themen reichen von "Epistemic Entitlement and Luck" (11.10., Sanford Goldberg, Northwestern University) und "Den Anderen verstehen: Wie erkennen wir mentale Zustände anderer Personen" (15.11., Albert Newen, Ruhr-Universität Bochum) über "Water: The Long Road to H2O" (6.12., Hasok Chang, Universität Cambridge) und "Einstein and the Vienna Circle" (13.12., Don Howard, Universität Notre Dame) bis hin zu "Empathie und Moral" (17.1., Neil Roughley, Universität Duisburg-Essen). Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Reihe startet am 4. Oktober 2012 mit einer Vorlesung von Thomas Grundmann von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln zum Thema "Can Your Reasons Justify My Beliefs?".

Erster Termin: 4. Oktober 2012
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MEi:CogSci Lecture Series 2012 - Kognitionsforschung in Wien

Die Vortragsreihe findet im Rahmen des Masterprogramms "Middle European interdisciplinary master programme in Cognitive Science (MEi:CogSci)" statt und wird in Kooperation mit der Forschungsplattform "Cognitive Science" angeboten. Die Reihe verbindet Geistes- und Naturwissenschaften und bietet einen breiten Überblick über das Forschungsfeld Kognitionswissenschaft in Wien und darüber hinaus. WissenschafterInnen verschiedener Fakultäten der Universität Wien, der Medizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien sowie außeruniversitärer Institutionen präsentieren ihre aktuelle Forschung auf diesem Gebiet.


Das breite Themenspektrum reicht von Empathie, Ästhetik und künstlicher Intelligenz über visuelle Aufmerksamkeit, die Evolution der Sprache bis hin zum Thema Liebe. Aber auch das Thema kognitive Robotik steht auf dem Programm. (Roboter Kismet, Foto: Jared C. Benedict)



Die fakultätsübergreifende Serie startet mit einem einführenden Vortrag von Markus Peschl, Institut für Philosophie, zu "Designing Enabling Spaces for Innovation Processes" am 2. Oktober 2012. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt und ist offen für Studierende verschiedenster Disziplinen.

Erster Termin:
2. Oktober 2012
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