Stefanie Rinderle-Ma: Frischer Wind in der Informatik
| 14. Juni 2010Seit Jänner 2010 leitet Stefanie Rinderle-Ma die Arbeitsgruppe Workflow Systems and Technology am Institut für Knowledge and Business Engineering. Die neue Professorin, die am Montag, 21. Juni 2010 ihre Antrittsvorlesung hält, beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der technischen Umsetzung und Optimierung von Geschäftsprozessen in Workflow-Systemen. Mit ihren Forschungsergebnissen im Bereich Prozessmanagement möchte sie u.a. dazu beitragen, den Arbeitsalltag von Menschen durch den gezielten Einsatz von neuen Technologien und Computerprogrammen zu erleichtern.
Mehr als 80 Prozent der InformatikerInnen sind Männer. Frauen bilden in dieser Sparte - sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis - nach wie vor eine Minderheit. Umso erfreulicher ist es, dass sich immer mehr Frauen in diesem Bereich behaupten: Eine davon ist Stefanie Rinderle-Ma, die neue Professorin für Informatik (Workflow Systems) an der Fakultät für Informatik.
Ein Vorbild an der Universität
"Schon als junge Studentin der Wirtschaftsmathematik an der Universität Augsburg war ich mir sicher: Ich möchte eines Tages an einer Universität forschen und lehren." Nach ihrer Promotion 2004 an der Universität Ulm, mehreren Post-Doc-Aufenthalten - u.a. an der Universität Twente (NL) und der University of Ottawa (Kanada) - erhielt sie 2009 die "Venia legendi" für Informatik an der Universität Ulm. Seit Jänner 2010 lehrt sie an der Universität Wien und gibt am 21. Juni 2010 in ihrer Antrittsvorlesung "Alles im Fluss -Workflow Systeme in Forschung und Praxis" Einblicke in ihr Hauptforschungsgebiet, das Prozessmanagement. Dabei konzentriert sich die Informatikerin auf die technische Umsetzung einzelner Arbeitsabläufe in Workflow-Systemen.
Workflow beim Arztbesuch …
Ein Beispiel für einen Workflow ist der Besuch beim Arzt, erklärt Rinderle-Ma: "Früher war dieser mit Papierkram - u.a mit dem Ausfüllen des Krankenscheins - verbunden. Heute sorgen die E-Card und das dahinterliegende Computerprogramm dafür, dass die einzelnen Arbeitsschritte, wie die Anmeldung beim Arzt oder die Verrechnung mit der Krankenkasse, über den Computer laufen." Besonders interessiert sich Rinderle-Ma für die elektronische Umsetzung solcher Workflows: "Mein Ziel ist es, die einzelnen Schritte so zu gestalten, dass sie, um beim Beispiel Arztbesuch zu bleiben, einerseits den PatientInnen zu Gute kommen und andererseits die Arbeit der MedizinerInnen erleichtern."
… und im Krankenhaus
Eine elektronische Unterstützung kann im Gesundheitsbereich besonders bei komplexen, zeitaufwändigen Behandlungen sehr effektiv sein, denn so können MedizinerInnen mehr Zeit für ihre PatientInnen gewinnen. Hier wird bereits an der Entwicklung von Programmen für geeignete "Tablet PCs" - wie tragbare Computer oder I-Phones - gearbeitet: "Mittels solcher Technologien wäre es möglich, dass der Arzt bzw. die Ärztin alle relevanten PatientInnen-Informationen auf das jeweilige technische Gerät gespielt bekommt und keine Akten mehr durchforsten muss." Ein weiterer Vorteil einer derartigen elektronischen Vernetzung: Dem gesamten Personal könnten Arbeitsanweisungen schneller und effektiver übermittelt werden.
Vielseitige Anwendung, viele Möglichkeiten
Prozessmanagement wird heute in den meisten Berufsfeldern benötigt: "In der Autoindustrie werden fast alle Arbeitsschritte von Computern gesteuert. Unternehmen schreiben Jobs in virtuellen Jobcentern aus", gibt Rinderle-Ma weitere Beispiele. Um die jeweiligen Systeme zu optimieren und neue Wege des Prozessmanagments zu erschließen, sei es notwendig, die Geschäftsprozesse und ihre einzelnen Arbeitsabläufe genau zu kennen: "Als WirtschaftsinformatikerIn ist es wichtig, Menschen bei der Arbeit zu beobachten und mit ihnen über ihren Alltag, ihre Erfahrungen und Bedürfnisse zu sprechen." Nur so sei es möglich, den Arbeitsalltag in verschiedensten beruflichen Sparten durch den Einsatz von Computern zu erleichtern.
Individuelle Daten schützen
In ihrer Auseinandersetzung mit dem Prozessmanagement legt die Professorin besonderen Wert darauf, dass neue Programme und Technologien die sichere und vertrauliche Behandlung von Daten gewährleisten. Dies ist sehr wichtig, wenn - wie es etwa im medizinischen Bereich der Fall ist - sensible Daten übermittelt werden. "Im Rahmen meiner Forschung möchte ich versuchen, geeignete Mechanismen zu schaffen, um delikate Informationen vor unbefugten Dritten zu schützen", erklärt Rinderle-Ma.
Forschung und Lehre
Neben ihren Forschungstätigkeiten ist Stefanie Rinderle-Ma vor allem die fundierte Ausbildung ihrer Studierenden wichtig. "Es freut mich, dass sich die StudentInnen augenscheinlich sehr für den Bereich Prozessmanagement interessieren", meint die Wissenschafterin, die im Wintersemester 2009/10 bereits eine Vorlesung zu diesem Thema gehalten hat. Dieses Interesse werde belohnt, denn in Wirtschaft und Industrie seien ExpertInnen auf diesem Gebiet gefragt: "Die Chancen, mit Studienschwerpunkten in den Bereichen 'Business Process Management' oder Workflow-Systemen einen guten Job zu bekommen, stehen hoch." (pp)