Bye, bye Kühlschranktemperaturen und Dauerstarkwind
| 12. April 2018Vor gut einer Woche kamen wir wieder im Hafen von La Reunion an. War das Schiff einmal am Pier angelegt, ging alles sehr schnell. Unser Material, das wir fein säuberlich in Kisten verpackt hatten wurde von Bord gehievt, unsere Proben in Trockeneis eingelegt und unter -40°C auf kürzestem Weg in unser Labor in Wien geschickt.
In den vergangenen Blogs haben wir über Stürme und haushohe Wellen berichtet, aber auch von der Schönheit des wilden Meeres mit für uns fremden Tiefseebewohnern, den Pinguinen, Albatrossen und Walen denen wir begegnet sind. Jetzt sind wir wieder in Wien und es fühlt sich noch unwirklich an. Das Ohrensausen vom Schiffslärm der letzten 40 Tage ist noch nicht ganz vergangen, die tägliche Fahrt zur Arbeit mit den hunderten fremden Menschen in der U-Bahn noch keine gewohnte Routine.
Um noch einmal zu rekapitulieren: Wir waren in einem Gebiet in dem normalerweise nur wenige Fischer und hin und wieder ein Forschungsschiff die Wasser kreuzen. Und das, wie wir gesehen haben, aus gutem Grund, denn Kühlschranktemperaturen und Dauerstarkwind sind keine Attribute klassischer Südseefahrten. Dass Schiffsexpeditionen eine fordernde Arbeit ist, kann nicht genug betonen werden, denn viele Menschen glauben eine Forschungsfahrt käme einem Urlaubsaufenthalt gleich!
Jede Menge spannendes Probenmaterial ist mittlerweile im Labor in Wien angekommen, und die Arbeiten daran haben schon begonnen. Unter anderem werden wir die Mikroben die wir in Massen aus dem Seewasser auf Filter aufgebracht haben auf Ihre Proteine untersuchen mit dem Ziel herauszufinden, welche Stoffwechselkreisläufe Bakterien und Archaeen benutzen, um die Moleküle im Seewasser als Nahrung nutzbar zu machen.
Trotz der ausreichenden Menge an organischem Substrat in der Tiefsee ist der überwiegende Teil davon für die Mikroben wahrscheinlich nicht, oder nur schwer verwertbar. Es ist also nach wie vor ein Rätsel wie die Mikroben in mehreren 1.000 Meter Tiefe überleben und sich auch noch vermehren. Die dafür nötigen Proteinanalysen werden im hauseigenen Vienna Metabolomics Center (VIMES) durchgeführt. Bis die Ergebnisse dieser und anderer Analysen allerdings auf dem Tisch liegen werden noch Monate an Laborarbeit vergehen.(© C. Péron)
An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die Einladung durch Ingrid Obernosterer vom Laboratoire d'Océanographie Microbienne in Banyuls sur Mer als Chief Scientist im Moby Dick Projekt bedanken. Vielen Dank auch an die Projektleiter Bernard Quéguiner und Stéphane Blain die die Expedition auf der Marion Dufresne maßgeblich mitgestaltet haben. Unser Dank gilt auch allen anderen WissenschafterInnen an Bord.
Selbst die vielen langen Tage und die verständlicherweise kleinen zwischenmenschlichen Spannungen, die hin und wieder aufkamen, konnten der guten Laune und dem Enthusiasmus für die Expedition nichts anhaben. Jeder hat an der positiven Stimmung an Bord beigetragen. Nicht zuletzt danken wir auch für all die vielfältige Unterstützung der Fahrt durch die Universität Wien. (Alle Fotos außer Bild 3: © Thomas Reinthaler)
Thomas Reinthaler ist Meeresbiologe und am Department für Limnologie und Bio-Ozeanographie im Lab Microbial Oceanography der Universität Wien tätig. Auf der aktuellen Expedition "Moby Dick" leitet er die Universität Wien Crew, die die bakteriellen Prozesse der Tiefsee erforscht.