Aufgedeckt: Universität Wien tatsächlich 670 Jahre alt

Image Scientists der Universität Wien machten eine weltbewegende Entdeckung. Durch modernste technische Verfahren konnten sie den Ursprungstext des Stiftsbriefes sichtbar machen. Eine Sensation kam zu Tage: Die Universität Wien wurde bereits 1345 gegründet. uni:view berichtet exklusiv.

"Wir konnten es selbst nicht glauben und haben es mehrmals durch unsere modernen bildgebenden Verfahren geprüft. Es besteht kein Zweifel: Die Universität Wien wurde tatsächlich im Jahr 1345 gegründet", so Juliane Assanger, eine der führenden Image Scientists an der Universität Wien: "Wir konnten die Ursprungsschrift aus dem Jahr 1345 eindeutig Rudolf dem Stifter zuordnen, während wir davon ausgehen, dass die darüber liegende Schrift des Jahres 1365 nicht von Rudolf, sondern Karl IV. stammt, dem Gründer der Universität Prag."

Somit ist die Sensation perfekt: Die "Alma Mater Rudolphina Vindobonesis" ist um drei Jahre älter als die 1348 gegründete Prager "Alma Mater Carolina" und damit die älteste Universität Mitteleuropas.

Vom Schwiegervater ausgebotet

Das Konkurrenzverhältnis zwischen Karl IV. und Rudolf IV. ist landläufig bekannt, doch mit welchen Kalibern dieses Verhältnis zwischen Schwiegervater und -sohn ausgefochten wurde, macht erst die brisante Entdeckung des Wissenschaftsteams um Assanger offensichtlich. Während Karl IV. Prag als seine Hauptstadt zu einer europäischen Metropole ausbaute und die Universität Prag gründete, hatte Rudolph dieselben Pläne für die Stadt Wien. "Bisher gingen wir davon aus, dass Rudolph seinem Schwiegervater nacheiferte, doch der neue Sachverhalt lässt eher auf das Gegenteil schließen", erklärt Adam Horner, renommierter Historiker der Universität Wien.

Der Fälscher Karl IV.

"Aufgrund dieser sensationellen Entdeckung muss die gesamte Universitätsgeschichte Mitteleuropas gänzlich neu geschrieben werden", freut sich Historiker Horner sichtlich. Der in Geschichtsbüchern oft verherrlichte Karl IV. entpuppt sich nun als schlechter Verlierer gegen seinen Schwiegersohn. Er ließ im Jahre 1365, das bislang nicht nur als das Gründungsjahr der Universität Wien galt, sondern gleichzeitig auch das Todesjahr des zu jung verstorbenen Rudolph IV. war, in einer Nacht- und Nebelaktion den Stiftsbrief aus der Bibliothek der Universität Wien entwenden, um ihn nach Prag bringen zu lassen. "In Wien blieb diese Aktion scheinbar unbemerkt", vermutet Horner. In Prag dürften dann seine besten Fälscher – oder sogar er selbst, hier sind sich die Historiker noch uneinig – Teile des 1345 von Rudolph IV. verfassten Textes inklusive Gründungsjahr ausradiert haben und ihn auf später, also 1365, datiert haben.

"Wirklich unglaublich, dass dies überhaupt durchgehen konnte", so Horner: "Ich gehe davon aus, dass der Diebstahl in Wien niemals bemerkt wurde. Nur so lässt sich erklären, dass Karl damit bis heute durchkommen konnte. Prag wird diese Entdeckung wahrscheinlich nicht mit allzu großer Freude aufnehmen. Nicht nur muss die Stadt nun ihre bis dato geglaubte älteste Universität an Wien abtreten, auch ihr ehemaliger Kaiser wird dadurch in ein schlechtes Licht gerückt."

1. April: Universität Wien hisst 670-Jahr-Fahnen

Damit ist es nun offiziell: Die Universität Wien feiert 2015 also nicht ihren 650., sondern ihren 670. Geburtstag. Am 1. April 2015 werden daher die Fahnen mit dem Jubiläumslogo vor dem Hauptgebäude und weiteren Standorten der Universität ausgetauscht. Diesen Mehraufwand sieht man an der nunmehr ältesten Hochschule in Mitteleuropa gelassen: Es überwiege die Freude über den überraschenden Alterssprung. "Es bleibt ja ein runder Geburtstag. Wir feiern weiter", hieß es in einer Presseaussendung der Jubeluniversität. (red)