Sicher ist sicher, auch im Internet

Heute findet europaweit der Safer Internet Day statt, ein Aktionstag für mehr Internetsicherheit. Ziel ist es, einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu wecken. Warum Veranstaltungen wie diese so wichtig sind, erklärt Soziologin Ulrike Zartler im Gespräch mit uni:view.

uni:view: Was genau bedeutet eigentlich "Internetsicherheit"?
Ulrike Zartler: Es geht darum, das Internet so zu gestalten, dass alle Menschen – und ganz besonders auch Kinder und Jugendliche – sich dort sicher bewegen können und ihre Daten bestmöglich geschützt sind. Am Safer Internet Day, an dem sich weltweit über 100 Länder beteiligen, wird heu-er bereits zum 16. Mal das Bewusstsein für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien geweckt.

Ulrike Zartler ist seit September 2017 Assoziierte Professorin für Familiensoziologie am Institut für Soziologie der Uni Wien. Sie forscht u.a. zu den Themen Kindheits- und Jugendsoziologie sowie Soziale Medien im Kindes- und Jugendalter und leitete das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt "Zivilcourage 2.0", in dem untersucht wurde, welche Maßnahmen Jugendliche dazu bringen, bei Gewalt im Internet zivilcouragiert zu handeln (zum uni:view Artikel). (© citronenrot)

uni:view: Welche Rolle spielt Sicherheit im Internet und Medienkompetenz in Ihrer Forschung?
Zartler: Wir forschen mit unterschiedlichen Gruppen – mit VolksschülerInnen und Jugendlichen, aber auch ihre Eltern – zur Frage, wie sie digitale und soziale Medien verwenden und welche Regeln es dafür in der Familie und in ihrem sozialen Umfeld gibt. Das Internet ist heute für die meisten jungen Menschen permanent verfügbar und bietet eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten. Damit kompetent umgehen zu können, ist wichtig für das einzelne Kind, in der Familie und Schule ebenso wie im Freundeskreis.

uni:view: Wieso ist die Vermittlung von Medienkompetenz, gerade für Kinder und Jugendliche, wichtig?
Zartler: Kinder und Jugendliche sind im Internet mit vielem konfrontiert, das beängstigend sein kann (z.B. Hasspostings, Kettenbriefe, Cybermobbing, rassistische oder sexuell anzügliche Postings, Erstellung von Fake-Profilen). Diese Übergriffe sind in der Online-Welt oft noch massiver als im offline Alltag, da die virtuelle Distanz zu einer Enthemmung der TäterInnen führt. Gleichzeitig finden solche Übergriffe vor einem sehr großen, unkontrollierbaren Kreis unbeteiligter Dritter statt (sogenannte Online Bystander). Gerade diese Jugendlichen, die "nur zuschauen", haben ein sehr hohes Interventionspotenzial. Wir untersuchen beispielsweise, wie ihr zivilcouragiertes Handeln gefördert werden kann.

uni:view: Welche Bedingungen müssen hierfür etwa an Schulen geschaffen werden?
Zartler: Eine zentrale Grundlage ist das Bewusstsein dafür, dass die eigenen Handlungen im Internet – auch wenn sie anonym sind – ganz massive Auswirkungen auf andere beteiligte Personen haben können. Es braucht Bewusstseinsbildung, Offenheit und ein couragiertes Umgehen mit den Herausforderungen, die sich daraus ergeben, auch wenn das mitunter unangenehm sein kann. Eine weitere wichtige Bedingung – gerade beim Ausmaß des Medienkonsums, aber auch beim Umgang mit Cybermobbing oder problematischen Inhalten in sozialen Netzwerken – ist die Kooperation zwischen Schule und Familien.

Veranstaltungstipp
"Zivilcourage Online: Jugendliche und Gewalt im Internet"

Donnerstag, 21. Februar 2019, 13-17 Uhr
Aula am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2, 1090 Wien
Weitere Informationen
Einladung (PDF)

uni:view: Können Aktionstage wie der Safer Internet Day Awareness wecken?
Zartler: Der Safer Internet Day ist eine zentrale Maßnahme, um die Themen Internetsicherheit und Medienkompetenz ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, sich intensiv zu informieren und kreative Ideen zu entwickeln. Wir bräuchten noch mehr solcher Maßnahmen.

uni:view: Wie kann die Wissenschaft dazu beitragen?
Zartler: Wir forschen in unseren Projekten einerseits direkt mit Kindern und Jugendlichen, damit sie ihre eigenen Perspektiven einbringen können und nicht wir als Erwachsene darüber urteilen, wie sie sich im Internet verhalten. Das ist ein zentraler Beitrag, um die Lebenswelt junger Menschen, die sehr stark durch das Internet geprägt ist, zu verstehen. Andererseits arbeiten wir mit KooperationspartnerInnen aus der Praxis zusammen, z.B. mit Safer Internet, dem Mauthausen Komitee Österreich, das Zivilcourage-Trainings anbietet, oder dem Büro für Kriminalprävention und Opferhilfe im Bundeskriminalamt. Gemeinsam mit ihnen entwickeln wir konkrete Schulungs-, Trainings- und Lehrangebote für Jugendliche, aber auch gezielte (Online)-Informationskampagnen.

uni:view: Vielen Dank für das Interview! (mw)