Netzwerk für Geowissenschafterinnen
| 23. Mai 2011Die Bedürfnisse der eigenen Familie mit einer wissenschaftlichen Karriere zu vereinbaren ist nicht einfach – vor allem nicht für Frauen. In den Geowissenschaften ist der Anteil der Frauen, die über ein Doktorat hinaus in der wissenschaftlichen Forschung bleiben, besonders gering. Hier erschweren unter anderem die fehlenden weiblichen Vorbilder und die "familienfeindliche" Feldforschung den Aufstieg in akademische Höhen. Deshalb wurden im Rahmen des neuen Frauen-Netzwerkes "nowaGEA" an der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie die "Mentoring Lecture Series" ins Leben gerufen und erstmals der "Back to Research Grant" vergeben.
"Die Idee war, auf Fakultätsebene ein Netzwerk zum Informationsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung zu bilden, in dessen Rahmen auch gemeinsame Projekte zur Frauenförderung entwickelt werden können", so die Initiatorin des Frauen-Netzwerks, Elisabeth Aufhauser vom Institut für Geographie und Regionalforschung. Gemeinsam mit Konstanze Zwintz vom Institut für Astronomie und mit Unterstützung des Dekans der Fakultät – und designiertem Vizerektor – Heinz Faßmann, hat sie im Oktober 2010 schließlich "nowaGEA" ins Leben gerufen: "Der Ansatz, gezielte Maßnahmen nicht auf gesamtuniversitärer sondern auf fakultärer Ebene zu erarbeiten, hat sich als enorm fruchtbar erwiesen. Denn die Frauen sehen sich je nach Fachbereich mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert."
Mit dem Ziel, den Frauenanteil im Wissenschaftsbereich der Geowissenschaften langfristig zu erhöhen, wurden im Rahmen des "Network of Women in Academia at the Faculty of Earth Sciences, Geography and Astronomy" bereits zwei Projekte erfolgreich umgesetzt: Die "Mentoring Lecture Series" und der "Back to Research Grant".
Vortragsreihe mit Vorbildern
Die "Mentoring Lecture Series", bei der einmal im Monat renommierte Geowissenschafterinnen ihre Forschungsthemen vorstellen und anschließend mit den jungen Wissenschafterinnen über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer akademischen Karriere diskutieren, startete am 12. April 2011 mit Vanda Grubišić als Vortragende: "Dabei werden die jungen Frauen nicht nur in Hinblick auf ihre Karriereplanung beraten, sondern sie erhalten auch die Möglichkeit 'Networking' zu betreiben."
Im Vergleich mit anderen Bereichen der Naturwissenschaften, ist der Anteil an Frauen in höheren akademischen Positionen in den Geowissenschaften am geringsten. "Die Gründe dafür sind komplex", so Vanda Grubišić vom Institut für Meteorologie und Geophysik. "Einerseits ist in den Geowissenschaften traditionell sehr viel Feldforschung notwendig, die sich oftmals mit der Familienplanung schwer unter einen Hut bringen lässt. Andererseits haben die Geowissenschaften mit dem Ruf einer typischen 'Männerdisziplin'‚ sowie dem Mangel an weiblichen Vorbildern zu kämpfen. Letzterem wollen wir mit der 'Mentoring Lecture Series' entgegenwirken", erklärt die Initiatorin der Vorlesungsreihe und erste weibliche Professorin an der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie.
"Back to Research"
Das zweite Projekt im Rahmen des Frauen-Netzwerkes nowaGEA ist der "Back to Research Grant": Im Rahmen dieser Fördermaßnahme erhält eine Wissenschafterin einen Arbeitsplatz an der Universität Wien, um dort ihren Forschungsantrag professionell auszuarbeiten und einzureichen bzw. ihre Publikation fertig zu stellen. Voraussetzung ist, dass sich die Bewerberin in der Postdoc-Phase befindet, keine Fixanstellung hat und in den letzten Jahren an der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie tätig war, ihre Forschungsaktivitäten aber in Zusammenhang mit der Kinderbetreuung reduzieren oder sogar ganz aufgeben musste.
"An unserer Fakultät ist der Anteil an Wissenschafterinnen, die nach dem Doktorat – und im Zuge der Familiengründung – in die Privatwirtschaft wechseln, besonders hoch. Ebenso wie der Anteil an Frauen, die es in der Postdoc-Phase ausschließlich über 'eigene' Drittmittelprojekte schaffen, im Wissenschaftsbereich zu bleiben. Mit dem 'Back to Research Grant' wollen wir genau hier ansetzen und es Wissenschafterinnen ermöglichen, sich – neben ihren Aufgaben als Mütter – wieder verstärkt auf ihre wissenschaftliche Arbeit an der Universität zu konzentrieren", so die Netzwerk-Koordinatorin Elisabeth Aufhauser.
Mutterschaft und Wissenschaft
Die erste Empfängerin des neuen Grants ist Stephanie Neuhuber vom Department für Geodynamik und Sedimentologie. Als ihr zweiter Sohn drei Monate alt war, begann sie in einem drittmittelfinanzierten Projekt als Postdoc: "Da unsere Wohnung in Institutsnähe lag und mein Mann und ich die Kinderbetreuung mit den Großeltern und später einem kleinen Kindergarten teilen konnten, war es für mich relativ einfach, wieder in den Wissenschaftsbetrieb einzusteigen." Für die Mutter zweier Kinder bestand die Schwierigkeit darin, neben der finanzierten Projektmitarbeit ein eigenes Projekt zu formulieren. "Durch den 'Back to Research Grant' bin ich nun in der glücklichen Lage, mich sechs Monate lang auf einen Projektantrag und die Fertigstellung zweier Publikationen konzentrieren zu können", freut sich die Wissenschafterin. (ps)
Mentoring Lecture Series
Nächster Vortrag: "The Limits of Growth of Biomass" von Marianne Popp
24. Mai 2011 um 16 Uhr
Zimmer 2B201 im UZAII
Althanstraße 14, 1090 Wien
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