Mit Hochgeschwindigkeit an der Erde vorbei

Am 15. Februar wird ein Asteroid von der Größe etwa eines halben Fußballfelds in einer Entfernung von ca. 28.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen. Laut Thomas Posch vom Institut für Astrophysik der Universität Wien hat der Asteroid dabei eine Geschwindigkeit von 22.000 Kilometer pro Stunde.

AstronomInnen weltweit sind sich einig, dass keine Gefahr einer Kollision mit dem Asteroiden "2012 DA14" und der Erde besteht. Spannend ist dieses Phänomen allemal, da der Asteroid in nur etwa 28.000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeifliegt – zum Vergleich: Geostationäre Satelliten, wie etwa Wetter- oder TV-Satelliten, folgen der Erddrehung in rund 36.000 Kilometer Höhe.

Ein Jahr lang um die Erde

Der am 23. Februar 2012 entdeckte Asteroid wird mit rund sechs Kilometern pro Sekunde Relativgeschwindigkeit zur Erde an dieser vorbeiziehen, so Thomas Posch vom Institut für Astrophysik der Universität Wien Er kreist auf einem der Erdbahn ähnlichen Orbit in etwas mehr als einem Jahr um die Sonne.

Die Angaben über die Größe des Asteroiden liegen bei rund 50 Metern. Posch geht davon aus, dass der Asteroid aus Silikatgestein besteht und schätzt seine Masse damit auf rund 130.000 Tonnen. "Spannend wäre es, den Asteroiden während seiner bevorstehenden Erdnähe spektroskopisch genauer zu untersuchen und so mehr Informationen über seine mineralogische Zusammensetzung zu erhalten", so der Astronom.

"2012 DA14" zählt zu den sogenannten Apollo-Asteroiden, das sind jene erdnahen Objekte, die die Erdbahn kreuzen können. Ursprünglich stammt er mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, wo mehr als 400.000 solcher Objekte erfasst sind. Durch Kollisionen und den Schwerkrafteinfluss der Planeten können einzelne Gesteinsbrocken aus diesem Gürtel in eine andere Umlaufbahn um die Sonne katapultiert werden.

Verfolgung sogar mit Fernglas möglich

AstronomInnen sehen keine Gefahr für eine Kollision, man kenne seine Bahn gut genug, um dies auszuschließen. Allerdings wird der Einfluss der Erdanziehungskraft die Bahn von "2012 DA14" deutlich verändern und etwa seine Umlaufzeit um die Sonne von derzeit 366 Tagen auf 317 Tage verkürzen, so Rudolf Dvorak vom Institut für Astrophysik.

NASA-Experte Don Yeomans schätzt, dass ein Asteroid wie "2012 DA14" im Schnitt alle 40 Jahre an der Erde vorbei fliegt, aber durchschnittlich nur alle 1.200 Jahre auf der Erde einschlägt. Ein Objekt dieser Größe würde in der Erdatmosphäre nicht mehr verglühen und beim Einschlag voraussichtlich einen Krater von 300 bis 500 Metern Durchmesser erzeugen, sagt Posch. Die WissenschafterInnen gehen davon aus, dass beim sogenannten "Tunguska-Ereignis" im Jahr 1908 ein Asteroid etwa in der Größe von "2012 DA14" knapp über dem Erdboden in Sibirien explodiert ist und auf Hunderten Quadratkilometern Bäume umgeknickt hat.

Am Abend des 15. Februars wird man den Asteroiden sogar mit einem Fernglas verfolgen können. Laut Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) wird das Objekt nach derzeitigen Bahndaten von Wien aus gesehen um etwa 20.38 Uhr im Ostsüdosten aufgehen und sich zunächst sehr rasch durch die Sternbilder Jungfrau und Haar der Berenike bewegen. Die AstronomInnen erwarten eine Helligkeit, die in etwa jener des Planeten Neptun entspricht. "2012 DA 14" wird sich sehr schnell über den Nachthimmel bewegen, immerhin pro Minute um etwa den eineinhalbfachen Vollmonddurchmesser – und damit gut vor dem Sternenhintergrund erkennbar sein. Weiter nach Norden verlangsamt sich der Lauf des Asteroiden, der sich dann wieder von der Erde entfernt. Er wandert durch das Sternbild der Jagdhunde nach Norden in den Großen Bären, wo er nach 23 Uhr langsam wieder entschwindet. (APA)