Mein Business: "Wenn Du genau weißt was Du tust, dann sprich darüber – möglichst oft"

Astrid Weinwurm-Wilhelm

Für Astrid Weinwurm-Wilhelm, Alumna der Internationalen Betriebswirtschaftslehre und begeisterte Leserin des Buches "Good Night Stories für Rebel Girls" wurde selbstbestimmtes Arbeiten immer wichtiger. Deshalb hat Sie 2012 Ihr eigenes Unternehmen "Blickweisen. Vielfalt führen" gegründet.

Stellen Sie uns bitte Ihr Unternehmen in zwei Sätzen vor.
Astrid Weinwurm-Wilhelm: Mein Unternehmen heißt Blickweisen. Der Untertitel meiner Marke gibt auch den Schwerpunkt meines Tuns preis: Vielfalt führen. Meinen Fokus lege ich auf Führungskräfte- und Teamentwicklung sowie Organisationsberatung unter dem Aspekt von Diversity. 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Ich gründe eine Firma?
Weinwurm-Wilhelm: Vor der Gründung war mir nicht klar, aus welcher Idee ein Unternehmen entstehen könnte. Der Trigger kam wohl auch von meiner damaligen Coach, die mich bei meinen Führungsherausforderungen unterstützt hat und mich im Endeffekt dazu bewogen hat, selbst diese Ausbildung zu machen. In die Selbstständigkeit bin ich dann im Zuge des Masterstudiums wohl eher "reingerutscht": gut war's! Denn selbstbestimmtes Arbeiten ist mir zu diesem Zeitpunkt immer wichtiger geworden. 

MENTORING an der Uni Wien. Am 22. und 23. November findet die alma Mentoring-Convention an der Universität Wien statt. Ein Schwerpunkt dabei richtet sich an Gründungsinteressierte: Workshops zu Design Thinking, Basics für GründerInnen und Markenentwicklung sowie ein Podiumsgespräch zu interdisziplinären Geschäftsideen. Mehr dazu

Sie haben Internationale Betriebswirtschaft an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat Ihr Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Weinwurm-Wilhelm: In meiner Erinnerung hat sie keine explizite Rolle gespielt. Dass ich ein Wirtschaftsstudium mit einem internationalen Aspekt gewählt habe, war die beste Entscheidung und fühlt sich nach wie vor richtig an. Das Auslandsstudium war eine besonders gute Erfahrung, bis heute habe ich Kontakt zu manchen ehemaligen StudienkollegInnen. Die Vertiefung bzw. das Erlernen von Sprachen ist heute sowieso ein Muss in diesem Gebiet.

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt? 
Weinwurm-Wilhelm: Über das Gründen per se habe ich mir im Vorfeld nicht so wirklich Gedanken gemacht. Hilfreich war das Angebot für EinzelunternehmerInnen von Seiten der Wirtschaftskammer: Dort habe ich viele Workshops besucht, Beratungen in Anspruch genommen und gute Kontakte geknüpft.

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit habe ich in einem Verbund mit LehrgangskollegInnen gearbeitet. De facto waren wir alle EinzelunternehmerInnen, sind aber unter einer gemeinsamen Marke aufgetreten und haben gemeinsam akquiriert. Wir haben sogar an einer großen öffentlichen Ausschreibung teilgenommen und dadurch einige Trainings gewonnen. Die Zusammenarbeit hat eine Zeit lang gut funktioniert, dennoch haben sich die Wege unterschiedlich weiterentwickelt. Aber auch diese Phase war sehr lehrreich – ohne diese Zeit wäre ich heute nicht dort, wo ich jetzt bin.

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Weinwurm-Wilhelm: Mir selbst zu erlauben, die Netzwerke und Kontakte, die ich beispielsweise über mein ehrenamtliches Engagement oder andere Kanäle aufgebaut habe, auch beruflich zu nützen. 

Im Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Start-up bzw. Unternehmen vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view Magazin, der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung und dem Alumniverband.

Ihr schönster Augenblick?
Weinwurm-Wilhelm: Mit einer Kollegin gemeinsam habe ich ein interaktives Diversity Trainingsformat entwickelt: das Spiel des Arbeitslebens. Daran haben wir sehr lange gefeilt, viel recherchiert und viel ausprobiert. Im Wesentlichen geht es darum, in die verschiedenen Diversitätsdimensionen einzutauchen und Herausforderungen aus diesem Blickwinkel zu lösen.

Der schönste Augenblick war, als dieses "berufliche Baby" endlich bereit war, um "on air" zu gehen: Wir haben mehr als 240 Fragen über alle Diversitätsdimensionen entwickelt und auf Karten gedruckt, ein Spielfeld entworfen und im Format 3x3 Meter fertigen lassen, Handbücher geschrieben, Arbeitsblätter entworfen und unzähliges Material für das Spiel zusammengetragen.

Haben Sie Vorbilder?
Weinwurm-Wilhelm: Keine spezifischen. Aber eines meiner aktuellen Lieblingsbücher ist "Good Night Stories für Rebel Girls". Ich habe zwei kleine Töchter, denen ich unbedingt mitgeben möchte, was für mich selbst zwar auch gegolten hat, aber vielleicht nicht so explizit ausgesprochen wurde: Ihr könnt alles erreichen was ihr wollt egal, ob es bisher vorrangig Buben oder Mädchen zugeschrieben wurde.

Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründerinnen-Ich" aus heutiger Sicht geben? 
Weinwurm-Wilhelm: "Glaub an Dich" wird aktuell viel verwendet und ist immer noch ein absolut gültiger Satz. Wenn wir uns selbst Dinge zutrauen, dann gelingen sie meist auch. Und "denk an 80:20, die Pareto Effizienz": Mit 20 Prozent unserer Ressourcen lassen sich 80 Prozent aller Themen lösen. Stellen wir uns doch öfter die Frage, ob es sich lohnt, 80 Prozent der restlichen Ressourcen zu investieren, um die letzten 20 Prozent der Aufgaben zu lösen!  

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Wie hätte Sie die Uni mehr unterstützen können?
Weinwurm-Wilhelm: Was ich nach wie vor in sehr guter Erinnerung habe ist das Planspiel, das in Zusammenarbeit mit der Universität Münster im Rahmen einer Lehrveranstaltung angeboten wurde. Fast wie zu Schulzeiten die Schikurse, war das eine Lehr-Exkursion in ein Schigebiet. Vormittags und abends gab es Sessions in denen wir Unternehmen zu führen hatten und uns mit den verschiedenen wirtschaftlichen, logistischen, finanziellen und marketingbezogenen Herausforderungen unserer Unternehmen und im Zusammenspiel untereinander befasst haben. Dazwischen gab es Zeit für Austausch mit den Mitstudierenden aus Münster – und für Schifahren. Das ist natürlich ein Luxus, der nicht ständig stattfinden kann. Aber das Format Planspiel per se hätte ich gerne öfter erlebt, denn heute wissen wir ja, dass Game Based Learning einen enormen Lern-Effekt mit sich bringt, den wenige Vorlesungen der "alten Schule" anbieten können.


Steckbrief:
Name: Astrid G. Weinwurm-Wilhelm
Alter: 45
Studium: Internationale Betriebswirtschaft
Gründungsjahr: 2012
Mein Business: Blickweisen. Vielfalt führen.
Mein Motto: Vertrau auf Dich und Deine Kompetenzen. Der Rest kommt bestimmt.
Mein Tipp für GründerInnen: Wenn Du genau weißt was Du tust und weshalb Du es tust, dann sprich darüber – möglichst oft.
Link zur Webseite: www.blickweisen.at 

Das Interview führte Katharina Cziczatka (Alumniverband), Redaktion Lisa Grabner (DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung sowie Wissenstransferzentrum Ost)