Mein Business: "Das probieren wir aus!"

Porträt Sonja Reiselhuber-Schmölzer

Uni Wien Alumna Sonja Reiselhuber-Schmölzer hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Britta Macho vor 13 Jahren ein Ingenieurbüro für Ernährungswissenschaften gegründet. Im Interview spricht sie über Vorbilder, Herausforderungen und das Glück, die Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

uni:view: Stellen Sie uns bitte Ihr Unternehmen in zwei Sätzen vor …
Sonja Reiselhuber-Schmölzer:
ernährung e³ ist ein Ingenieurbüro für Ernährungswissenschaften. Wir beraten lebensmittelproduzierende Unternehmen in lebensmittelrechtlichen Fragen, also etwa bei der Deklaration und Produktkommunikation. Wir unterstützen Unternehmen bei Produktentwicklungs- und Innovationsprozessen und wickeln Gesundheitsförderungsprojekte gemeinsam mit der AGME (Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung und moderne Ernährung) ab.

Im Dossier "Mein Business" stellen Alumni der Universität Wien ihr Start-up vor und verraten Tipps und Tricks für (zukünftige) GründerInnen. Das Dossier läuft in Kooperation zwischen dem uni:view Magazin, der DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung und dem Alumniverband.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Wir gründen eine Firma?
Reiselhuber-Schmölzer:
Durch den Qualifizierungslehrgang UNIUN (Vorläufer des Alumni-Gründungsprogramms u:start, Anm.) konnten meine Kollegin Britta Macho und ich das Thema des Gründens fundiert von verschiedenen Seiten beleuchten. Wir haben im Laufe des Lehrgangs die Idee konkretisiert, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen. Unsere Geschäftsidee schaffte es schließlich unter die 10 besten Businesspläne des Jahrgangs. Da wussten wir: Das wollen wir probieren!

Sie haben Ernährungswissenschaften an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat Ihr Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Reiselhuber-Schmölzer:
Das Studium der Ernährungswissenschaften ist äußerst vielfältig und multidisziplinär ausgerichtet. AbsolventInnen sind in den verschiedensten Bereichen tätig – in der Ernährungsberatung, in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, in der Gesundheitsförderung sowie im Konsumentenschutz oder bei diversen öffentlichen Einrichtungen. Durch diese fachliche Breite bieten sich auch viele Bereiche für selbstständige Tätigkeiten.

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Reiselhuber-Schmölzer:
Nachdem wir beide bereits im Vorfeld freiberuflich tätig waren, war der Anfang eigentlich fast schon Routine. Und durch die jahrelange gemeinsame Arbeit im Berufsverband haben wir uns auch schon gut gekannt. Wir haben beide recht konkret gewusst, worauf wir uns da einlassen.

VERANSTALTUNGSTIPP:
Wie leben wir 2030? Was Digitalisierung verändert

Am Mittwoch, 10. April ist Georg Kopetz, einer der zentralen österreichischen Visionäre des Digital Entrepreneurships, zu Gast in der Alumni Lounge zum Thema "Wie leben wir 2030? Was Digitalisierung verändert", der Eintritt ist frei. Weitere Informationen

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Reiselhuber-Schmölzer:
Das Gründen ist ja mittlerweile 13 Jahre her, aber, wenn ich mich zurückerinnere, war die größte Herausforderung, mein persönliches Profil zu finden: Was ist es genau, was ich gut kann? Und das leidige Thema des Honorars bzw. des passenden Stundensatzes – das ist zu Beginn eine große Herausforderung.
Heute fällt es mir nicht mehr schwer zu sagen, was ich beruflich gut kann: Lebensmittelrecht und Lebensmittelsicherheit. Und ich weiß, gute und fundierte Arbeit hat ihren Preis und den sollte man sich auch trauen zu verlangen.

Ihr schönster Augenblick?
Reiselhuber-Schmölzer:
Ich liebe meinen Job und habe laufend schöne Augenblicke – zufriedene KundInnen oder lobende Worte, Engagement und Interesse von Studierenden.
Einmal habe ich für die Unterstützung bei der Etikettengestaltung sogar einen Blumenstrauß via Boten erhalten – das war jedenfalls ein einmaliger Moment.
Ich habe das Glück, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Und ja, ich würde auch heute nochmals Ernährungswissenschaften studieren. Diese multidisziplinäre Ausbildung bietet vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten.

Haben Sie Vorbilder?
Reiselhuber-Schmölzer:
Ja, die InhaberInnen von einigen bekannten österreichischen Lebensmittelbetrieben, die mit Innovationen, einem großen Augenmerk auf Nachhaltigkeit sowie MitarbeiterInnenmotivation und nicht vordergründig mit Profitoptimierung oder Gewinnmaximierung erfolgreich geworden sind. Dafür gibt es in Österreich einige beeindruckende Beispiele. Mit Stolz erfüllt mich, dass einige von ihnen auch zu unseren KundInnen zählen.

Wie hätte Sie die Uni mehr unterstützen können?
Reiselhuber-Schmölzer:
Die Universität bietet eine fundierte wissenschaftliche Basis und befähigt zum wissenschaftlichen Erarbeiten von Themen. Die Uni ist aber kein Qualifizierungsprogramm für GründerInnen und auch kein "Praxisworkshop" für den Berufsalltag, das ist aus meiner Sicht auch gar nicht ihre Aufgabe. Mein Studium hat mir die nötige wissenschaftliche Basis vermittelt, mich befähigt, vernetzt zu denken und mit wissenschaftlicher Fundiertheit an Themen heranzugehen. Das möchte ich in meinem beruflichen Alltag nicht missen.

Welche Tipps würden Sie Ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Reiselhuber-Schmölzer:
Mehr Selbstbewusstsein! Vertraue auf das, was du gelernt hast, und traue dir die Qualifikationen, die du erworben hast, auch aktiv zu.

Steckbrief
Name: Sonja Reiselhuber-Schmölzer
Alter: 42
Studium: Ernährungswissenschaften
Gründungsjahr: 2006
Mein Business: ernährung e³ Ingenieurbüro für Ernährungswissenschaften
Mein Motto: Im beruflichen Sinne sowohl für meine KundInnen als auch für meine Studierenden: Lebensmittelrechtlich komplexe Themen einfach aufbereiten und die Angst vor den Paragraphen nehmen.
Mein Tipp für GründerInnen: Auch wenn man von der Gründungsidee absolut überzeugt ist, ist es sinnvoll und hilfreich, sie auch wirtschaftlich zu prüfen. Ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Kompetenz schadet jedenfalls nicht – hat man sie nicht, kann man sie sich in diversen Gründungsprogrammen aneignen.
Link zur Webseite: www.e-drei.at

Das Interview führte Martin Reiss (Alumniverband)