"Green Jobs" durch Chemie-Start-up
| 03. September 2012Umweltminister Nikolaus Berlakovich hat dem jungen Unternehmen des promovierten Chemikers Amitava Kundu einen Besuch abgestattet. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gewinnt es aus industriellen Nebenprodukten ressourcenschonend und umweltverträglich hochwertige Chemikalien.
Umweltminister Nikolaus Berlakovich hat sich vor Ort ein Bild vom jungen Unternehmen und den innovativen Verfahren gemacht. "Ich freue mich über die Gründeridee und -initiative von Amitava Kundu, auch weil diese High-Tech-Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft neue 'green jobs' schaffen wird. Green jobs sind ein echter Wachstumsmotor und bieten zudem zukunftssichere Arbeitsplätze für die Jugend. Amitava Kundru ist überhaupt ein Pionier in dieser Sparte, er hat ja auch schon einen Sonderpreis im Rahmen des Staatspreises für Umwelt- und Energietechnologie erhalten."
"Amitava Kundu ist ein sehr gutes Beispiel dafür, welche Karrieremöglichkeiten ein Chemiestudium an der Universität Wien bieten kann", so Karl Schwaha, Vizerektor der Universität Wien. "Mit dem Universitären Gründerservice INiTS fördern wir gezielt Unternehmensgründungen, die aus der wissenschaftlichen Forschung resultieren. Voraussetzung dafür ist die anwendungsoffene Grundlagenforschung, wie sie an der Universität Wien betrieben wird."
Die INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH berät und unterstützt JungunternehmerInnen mit innovativen Ideen und bietet über 18 Monate lang persönliche und individuelle Betreuung. Das Service richtet sich an AbsolventInnen, MitarbeiterInnen und StudentInnen der Wiener Universitäten und Fachhochschulen, die durch eine Unternehmensgründung ihre Geschäftsidee umsetzen möchten. INiTS ist eine Gesellschaft des Zentrums für Innovation & Technologie der Stadt Wien (ZIT), der Universität Wien und der Technischen Universität Wien. Zur Website
Sonderpreis "Start Up – Ressourceneffizienz"
Schon kurz nach der Gründung 2011 wurde ab&cd innovations (der Firmenname steht für Advanced Biocommodities and Chemically Developed Innovations) im Mai 2012 mit dem Sonderpreis "Start Up – Ressourceneffizienz" des österreichischen Staatspreises für Umwelt- und Energietechnologie ausgezeichnet. "Unser gesamtes Leben beruht auf chemischen Reaktionen. Aus diesem Grund ist die Nachfrage nach Chemikern in der Wirtschaft auch extrem hoch. Darüber hinaus unterstützen wir Firmengründungen im wissenschaftlichen Bereich", ergänzt Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie der Universität Wien und Doktorvater von Amitava Kundu.
"Grüne Chemie" ist nicht nur Philosophie, sondern tägliche Leidenschaft
Nicht lange nach Beendigung seines Studiums suchte Amitava Kundu 2011 die Selbstständigkeit. "Über 90 Prozent aller Chemikalien und Energiestoffe werden aus Erdöl erzeugt. Dieses wird jedoch von Jahr zu Jahr knapper. Deshalb habe ich mich auf Verfahren spezialisiert, bei denen industrielle Reststoffe zu hochwertigen Chemikalien umgewandelt werden", erklärt Kundu seine Gründungsidee.
ab&cd innovations gewinnt aus industriellen Nebenprodukten ressourcenschonend und umweltverträglich hochwertige Chemikalen. (Foto: Mihai Odoleanu) |
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"Darüber hinaus beschäftige ich mich auch mit der Erzeugung von Wertstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Durch die kreative Kombination chemischer und biologischer Technologien, entwickeln wir innovative und umweltverträgliche Verfahren, sogenannte Clean Technologies – eine wichtiger Schritt, um die Industrie etwas 'grüner' zu machen. Das Besondere an unserer Arbeit ist, dass wir uns täglich neuen Herausforderungen stellen und zusätzlich damit eine nachhaltige und ressourceneffiziente Industrie mitgestalten."
Umwandlung von Glycerin zu Milchsäure
Sein erstes Projekt – ein neues Verfahren zur Konvertierung von Glycerin zu Milchsäure – steht kurz vor der Markteinführung. Bei der Erzeugung von einer Tonne Biodiesel fallen ca. 100 kg Glycerin als Nebenprodukt an. Dieses in Übermaß vorhandene Rohglycerin wird mit Hilfe eines speziellen Verfahrens in Milchsäure umgewandelt. Milchsäure ist ein begehrter Rohstoff in der Medizintechnik, Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie, sie ist aber auch Basis für die Herstellung umweltfreundlicher Lösungsmittel und die Produktion biologisch abbaubarer Kunststoffe. Bisher gelang die Umwandlung nur auf fermentativem Weg und war mit hohen Investitionen verbunden. Die neu entwickelte Methode ist so konzipiert, dass sie in Biodieselanlagen implementiert werden kann. Damit kann also der Produzent selbst anfallende Reststoffe verwerten und vermarkten. Ganz allgemein ist die Nachfrage nach "grünen Chemikalien" stark gestiegen, und auch bei Amitava Kundu haben sich bereits interessierte Investoren gemeldet.
ab&cd innovations entwickelt derartige Verfahren einerseits in Eigeninitiative bietet aber darüber hinaus auch individuelle Lösungen für Unternehmen als Dienstleistung in Form von Untersuchung, Forschung, Entwicklung und Beratung an.
Innovationsstrategie der Universität Wien
Die Innovationsstrategie der Universität Wien steht in Einklang mit der "Europa 2020 Strategie", die intelligentes, nachhaltiges und integriertes Wachstum zum Ziel hat. Durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen wird die Umsetzung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in innovative Produkte und Services ermöglicht. Dabei geht der Begriff Innovation weit über den der rein technologischen Innovation hinaus und beinhaltet auch Querschnittsthemen mit
Bezugspunkten zu Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. (vs)