Gesucht, gefunden: Mit Professionalität, Gelassenheit und "Schmäh"
| 24. Juni 2021Petra Steinkogler studierte Internationale Entwicklung an der Uni Wien und ist heute im Programmmanagement des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) tätig. Im Beitrag erzählen sie und ihr Vorgesetzter Michael Stampfer, wann es im (digitalen) Bewerbungsprozess "zoom" gemacht hat.
uni:view: Frau Steinkogler, nach Ihrem Studium an der Universität Wien und einem erfolgreichen Jobeinstieg in die Entwicklungszusammenarbeit sind Sie nun beim WWTF angekommen. Können Sie Ihre Tätigkeit beschreiben?
Petra Steinkogler: Ich unterstütze das vierköpfige Programmteam des WWTF im Programmmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit. Meine Tätigkeiten sind sehr vielfältig, und reichen von Konzeption und Bewerbung von Veranstaltungen bis zu Recherchetätigkeiten thematischer Schwerpunkte und Datenaufbereitung.
uni:view: Herr Stampfer, Sie leiten seit fast 20 Jahren den WWTF. Wie sieht Ihr Arbeitsumfeld aus?
Michael Stampfer: Vieles in meiner Arbeit ist klassische Geschäftsführertätigkeit, freilich mit einem sehr hohen konzeptionellen Anteil. Neben der Fördertätigkeit gibt es auch viele Projekte, in denen meine Mitarbeiter*innen selbst angewandte Forschung und Beratung betreiben. Und daneben wird auch das Fundraising immer wichtiger. Bei Rekrutierungen kann ich mich meistens auf sehr gute Bewerbungen stützen.
Petra Steinkogler besuchte das Beratungsangebot und Webinar "Pitch Yourself" für eine erfolgreiche Selbstpräsentation von Uniport. Uniport ist das Karriereservice der Universität Wien und unterstützt Studierende und Absolvent*innen beim Einstieg in die Berufswelt. Mehr Infos und aktuelle Angebote gibt es auf www.uniport.at. In unserer Reihe Gesucht, gefunden erzählt Alumna Iris Steinparzer, wie sie beim Uniport-Programm NaturTalente erste Kontakte zum Impfstoffunternehmen Valneva knüpfte.
uni:view: Wie hat Sie Petra Steinkoglers Bewerbung überzeugt?
Stampfer: Petras Bewerbung ist aus einer Masse an ungefähr 70 bis 80 Bewerber*innen hervorgestochen. Im persönlichen Gespräch hat sie durch ihre hohe Intelligenz, ihr kontextorientiertes Denken und ihre gelassene Art überzeugt. So ging es dem ganzen Team, denn im WWTF wird die Letztauswahl durch das Team gemeinsam getroffen. Der zweite Aspekt ist Diversität: Wir sollen in Bezug auf Herkunft und Denkweise nicht alle gleich sein. Der Background von Petra aus dem Management großer Entwicklungszusammenarbeitsprojekte war in dieser Hinsicht sehr überzeugend.
uni:view: Frau Steinkogler, wann wussten Sie: "Für den WWTF möchte ich arbeiten"?
Steinkogler: Die Professionalität, Gelassenheit und auch der "Schmäh" des gesamten Teams haben mir auf Anhieb gefallen. Meine heutigen Arbeitskolleg*innen wirkten auf mich bereits im digitalen Bewerbungsgespräch wie ein eingespieltes Team, in dem gut miteinander gearbeitet und aufeinander geschaut wird. Anhand der Fragen im Jobinterview wurde mir schnell klar, dass hier jemand gesucht wird, der oder die wirklich zum Team passt – diese Herangehensweise gefiel mir sehr gut. Besonders überzeugt hat mich auch, dass viele Mitarbeiter*innen bereits einige Jahre lang im WWTF beschäftigt sind.
uni:view: Frau Steinkogler, Sie sind Absolventin der Universität Wien. Welches Rüstzeug hat Ihnen Ihr Studium mit auf den Weg gegeben?
Steinkogler: Mein Studium der Internationalen Entwicklung an der Universität Wien hat mir auf jeden Fall die Notwendigkeit des selbstorganisierten Arbeitens und die Fähigkeit zum verknüpften, kritischen Denken mit auf den Weg gegeben.
uni:view: Herr Stampfer, welche Skills kennzeichnen Ihre Mitarbeiterin als Absolventin der Universität Wien?
Steinkogler: Petra hat sehr viele Skills: Sie kann gut schreiben, organisieren, planen, und sie hat eine hohe Sozialkompetenz. Wofür die Universität Wien verantwortlich ist, kann ich nur schwer beurteilen, kann aber sehen, dass sie eine sehr gute Ausbildung bekommen hat.
uni:view: Blick zurück: Was hat sich in der Berufswelt getan, seit Sie Einsteiger waren?
Stampfer: Hier ist es schwer, nicht in Plattitüden zu verfallen. Meine Berufslaufbahn habe ich Anfang der 1990er Jahre im öffentlichen Dienst begonnen. Ganz sicher ist alles deutlich schneller geworden: mehr Prozesse, parallele Prozesse, Digitalisierung, Erfolgsdruck. Dann erinnere ich mich, dass jedes zweite Büro und jeder Sitzungsraum eine vollgequalmte "Selchkammer" war. Das Patriarchat konnte noch weitgehend ungestört sein Unwesen treiben. Der Konformitätsdruck war möglicherweise geringer, jedenfalls konnten viele ein seltsames Verhalten ausleben, aber vielleicht sind wir heute einfach anders seltsam. Trends, Schlagworte, verbotene Abkürzungen, monströse Bürokratie scheinen hingegen alles Konstanten über die Zeit hinweg zu sein.
uni:view: Zu guter Letzt: Wie wirken Sie mit Ihrer gemeinsamen Arbeit in die Gesellschaft hinein?
Stampfer: Dieser Einfluss ist gar nicht so klein, dauert aber seine Zeit, und kommt eher um die Ecke als geradeaus daher. In unseren Schwerpunkten fördern wir Wissenschafter*innen, die zu Themen wie Krebs, künstliche Intelligenz oder städtische Räume im Klimawandel forschen. Deren Ergebnisse haben oft über die Jahre gewaltiges Veränderungspotenzial.
Steinkogler: Für mich wurde vor allem durch die Covid-Krise klar, wie wichtig es ist, in der Forschung zeitnah auf Ereignisse reagieren zu können. Die Mitarbeit an der Aufbereitung der Projektpublikation unseres Covid-Rapid Response Calls, der im März 2020 innerhalb von zwei Wochen aus dem Boden gestampft wurde, hat mich diesbezüglich schwer beeindruckt. Die schnellen Fortschritte in der Entwicklung von Antigen-Tests, bei der Sequenzierung des Virus, und der Entwicklung massentauglicher PCR-Tests haben die Auswirkung von gut durchdachter und schnell agierender Wissenschaftsförderung für das tägliche Leben sehr klar aufgezeigt.
uni:view: Vielen Dank für das Gespräch! (hm)
Petra Steinkogler studierte Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Nach fünf Jahren als Programmmanagerin in der Entwicklungszusammenarbeit wünschte sie sich einen Job mit lokalem Bezug. Sie wollte im Projektmanagement tätig bleiben und wieder bei einem gemeinwohlorientierten Unternehmen arbeiten. Ihre aktuelle Tätigkeit beim WWTF passt "ziemlich perfekt" auf ihre Vorstellungen.
Michael Stampfer leitet seit 2002 die Geschäftsstelle des WWTF. Er ist Absolvent der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und hat langjährige Erfahrung in der österreichischen und internationalen Forschungs- und Technologiepolitik.