Forschungsfest NÖ und European Researchers' Night

Der Freitag, 27. September, steht nicht nur in Wien, sondern in ganz Europa im Zeichen der Forschung. Im Palais Niederösterreich findet das Forschungsfest Niederösterreich statt; an der Angewandten die European Researchers' Night. Zu entdecken gibt es auch Stationen und Projekte der Uni Wien.

Am 27. September 2019 findet im Palais Niederösterreich in Wien das Forschungsfest Niederösterreich statt. Von 14 bis 22 Uhr können Interessierte bei freiem Eintritt in Kontakt mit Wissenschaft und Forschung treten: bei einem persönlichen Gespräch mit den WissenschafterInnen, Hands-on-Experimenten zum Mitmachen oder unterhaltsamen Show-Acts.

Science Slam mit Khaled Hakami

Die Universität Wien ist mit drei Forschungsstationen vertreten; im Programm auf der Hauptbühne, das um 15 Uhr mit der Eröffnung durch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner startet, ist Khaled Hakami vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie mit dabei. Im Rahmen eines Science Slams mit dem Titel "Realkommunismus im Regenwald" beschreibt er das Leben und Forschen mit Jäger- und Sammler-Gesellschaften im Regenwald.

Leopold Figl-Observatorium: Wie viele Sterne sehen wir (noch)?


© Franz Kerschbaum

Bei der Station des Leopold Figl-Observatoriums für Astrophysik – die Außenstation des Instituts für Astrophysik der Universität Wien verfügt über das größte optische Spiegelteleskop Österreichs – erleben Besucherinnen in einer Live-Verbindung mit dem Observatorium, wie astronomische Beobachtungen mit dem Teleskop gemacht werden. Präsentiert und erklärt werden aktuelle astronomische Forschungsprojekte sowie die Bedeutung internationaler Kooperationen in der astronomischen Forschung. Schwerpunkte sind dabei Studien über die Eigenschaften von Kleinkörpern in unserem Sonnensystem, insbesondere Kometen und erdnahe Asteroiden, veränderliche Objekte im Universum sowie die Suche nach Exoplaneten. wird erklärt.

Besondere Bedeutung hat dabei die Auswirkung der Lichtverschmutzung auf astronomische Beobachtungen. Im Universum existieren mehr Sterne als Sandkörner an allen Stränden und in allen Wüsten der Erde. Allein in unserer Milchstraße befinden sich mehr als 200 Milliarden Sterne. Die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird, lässt uns im Stadtgebiet nur mehr die allerhellsten Sterne sehen. Damit lässt die Lichtverschmutzung in einer durchschnittlichen Stadt 97 Prozent aller mit freiem Auge sichtbaren Sterne verschwinden. So können bei einem dunklen Himmel bis zu 4.000 Sterne freiäugig beobachtet werden, in der Stadt sind davon nur mehr ungefähr 100 Sterne sichtbar.

Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein: Die anonymen Heiligen von Sankt Pölten


© Klaus Ranger

Am 12. Juni 1209 wurde in der Sakristei der Stiftskirche von St. Pölten ein sensationeller Fund gemacht: ein in lateinischer Sprache verfasster Bericht über die Auffindung menschlicher Knochen, der heute nur mehr in einer einzigen Handschrift (ÖNB, Codex Latinus 336, fr 402r ff.) überliefert ist. Dieses rhetorisch durchkomponierte und mit etlichen Bibelzitaten ausgeschmückte Dokument geht nicht nur auf die sozio-ökonomische Rolle St. Pöltens im Mittelalter ein, sondern liefert auch wertvolle Einblicke in die damalige Reliquienverehrung.

Dass die dokumentierten Heilungswunder (z.B. Regeneration durch das Trinken von Wasser, in das die Knochen eingetaucht wurden) die Vorstellungskraft des heutigen Rezipienten vielfach übersteigen, steht außer Frage. Wie wurden diese Andachtsprozesse jedoch in der damaligen Zeit legitimiert und propagiert? Welche Bedeutung hatte der St. Pöltener Klerus für die Steuerung der wachsenden Pilgerströme? Und welche Verbindungen lassen sich zwischen dem damaligen "Reliquien-Tourismus" und heutigen kultischen Ausprägungen des (Aber-)Glaubens ziehen? All das beleuchtet die Forschungsstation des Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein beim Forschungsfest Niederösterreich.

Die Forschungsstation Haidlhof stellt sich vor: Haben Tiere Grips?


© Isabelle Grubert

Seit 2010 betreibt die Universität Wien in Kooperation mit der Veterinärmedizinische Universität Wien ein Langzeitprojekt zur Erforschung tierischer Kognition und Kommunikation am Haidlhof nahe Bad Vöslau in Niederösterreich. Die Forschungsstation umfasst Flugvolieren für Rabenvögel und Papageien (zusammen > 1500 m2), ein Freiluft-Schweinelabor mit Testhütten und acht Hektar großer Weide und ein modernes Bioakustiklabor für Lautaufnahmen und -analysen.

Wissenschafter und Wissenschafterinnen der Universität Wien (Department für Kognitionsbiologie) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien/Messerli Insitut stellen an der Forschungsstation Haidlhof die anthropozentrische Sichtweise (der Mensch als "Krone der Schöpfung") in Frage und versuchen die bemerkenswerten Fähigkeiten zu denen Tiere in der Lage sind zu erklären. Beim Forschungsfest Niederösterreich erhalten die BesucherInnen Einblicke in ihre vielfältige Arbeit. Die Darstellung und interaktiven Lern- und Spielangebote sind für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet.

European Researchers' Night: Forschung für uns alle!

Ebenfalls am 27. September 2019 finden in ganz Europa unter dem Begriff "European Researchers' Night" zahlreiche Veranstaltungen statt, um auf Wissenschaft und Forschung aufmerksam zu machen. In Wien geht sie heuer in den Räumlichkeiten der Universität für angewandte Kunst Wien über die Bühne, auf dem Programm stehen u.a. eine Cititzen Science Challenge, wissenschaftliche Stationen, Workshops, "Art in Science" und eine Forschungsrallye.


© European Researchers' Night

Von der Uni Wien sind unter anderem das Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät mit zwei Stationen (Kognitionsbiologie, Verhaltensforschung und (komparative) Human- und Veterinärmedizin von der Antike bis heute sowie Naturwissenschaft und Technik von der griechisch-römischen Antike bis ins 21. Jahrhundert und einem Schulworkshop (Ignaz Semmelweis, der "Retter der Mütter"), das Institut für Sprachwissenschaft ("Muttersprache 2.0 – inhärente Sprache"), das Kinderbüro der Universität Wien (Draw your Game: Mit Zeichnen Programmieren), die Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal sowie die Max Perutz Labs (Neues aus dem DNA- Werkzeugkoffer: Die Genschere CRISPR/Cas) an Stationen beteiligt.

In der "EU-Ecke" präsentieren zwei NachwuchswissenschafterInnen der Uni Innsbruck und Uni Wien das Projekt Superconductivity and Superfluidity. Weitere Infos zur spannenden Night gibt es hier. Abgerundet wird das wissenschaftliche Programm durch Konzerte und einen großen European Science Slam. (red)