Eine kleine Namensmusik

Im Jahr 1787 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart für seine Klavierschülerin Franziska von Jacquin das musikalische Spiel KV 516f. Mozart komponierte eine komplexe Vertonung des Alphabets, die auf Buchstabenkombinationen in beliebiger Länge anwendbar ist. Ein Team um Christoph Reuter hat diese einzigartige Kombinationskomposition als interaktives Computerprogramm "NAmadeus" realisiert. BesucherInnen des Wiener Haus der Musik können damit spielerisch ihren Namen in eine originale Mozartinterpretation verwandeln.

Mozarts Idee hinter der Kombinations-Komposition KV 516f war, den Buchstaben eines Namens jeweils zwei Takte zuzuordnen, deren Auswahl nach einem komplexen Regelwerk geschieht. "Mit wenigen Notenzeilen schaffte Mozart ein Werk, das sowohl unter kombinatorischen als auch unter melodiebildnerischen Gesichtspunkten die auf bestimmte Harmonieschemata festgelegten Würfelspielprinzipien der damaligen Zeit weit in den Schatten stellte. Das Spiel lässt sich auf Buchstabenkombinationen in beliebiger Länge anwenden und bietet dadurch eine von den herkömmlichen Musikalischen Würfelspielen nie erreichbare Variationsvielfalt", sagt Christoph Reuter vom Institut für Musikwissenschaft.

Über 200 Jahre gab das 1787 komponierte Musikspiel ForscherInnen weltweit Rätsel auf, erst 1990 wurde es durch den Japaner Hideo Noguchi entschlüsselt. Das Wiener Haus der Musik macht in Kooperation mit Musikwissenschaftern der Universität Wien diesen Schatz der Musikgeschichte ab Anfang Oktober 2011 öffentlich zugänglich. Das Forschungsteam um Christoph Reuter konzipierte, entwickelte und programmierte das interaktive Computerprogramm "NAmadeus".

Einfache Bedienung

"Via Touch-Screen gibt man einen beliebigen Namen oder ein anders Wort nach Wahl ein. Im Anschluss werden nach einem internen Regelwerk den Buchstaben des Wortes Notentakte zugewiesen, woraus eine spielbare Komposition entsteht", erklärt der Musikwissenschafter. Beim Spiel kann zwischen der meist einstimmigen Originalfassung, einer in Mozarts Sinne harmonisierten Fassung und einer orchestrierten Fassung gewählt werden. Das Programm ist auf Deutsch und Englisch abrufbar.

Entstehungsgeschichte von KV 516f


Im Weiteren sorgten die Forscher für den musikhistorischen Hintergrund des Stücks. "Selbst viele MusikwissenschafterInnen verwechseln das KV 516f mit dem Musikalischen Würfelspiel KV Anh. 294d", erörtert Christoph Reuter. Nicht minder interessant ist auch die Entstehungsgeschichte: Mozarts Popularität in Wien war um 1787 bereits gesunken; im Todesjahr seines Vaters hatte er neben seiner Frau Constanze nicht mehr viele soziale Bindungen. Zu den wenigen Freunden zählte die Familie des Direktors des Wiener Botanischen Gartens, Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin. Mozart unterrichtete dessen Sohn Gottfried von Jacquin in Komposition und die Tochter Franziska (1769-1850) am Klavier, von deren pianistischen Fähigkeiten er begeistert war.

Premiere bei der "Langen Nacht der Museen"

Am Mittwoch, 28. September 2011, präsentierten Simon K. Posch, Direktor des Haus der Musik, und Musikwissenschafter Christoph Reuter das interaktive Computerprogramm "NAmadeus". Die Installation wird erstmals am 1. Oktober im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" zugänglich sein. Sie befindet sich im Mozartraum in der dritten Etage im Haus der Musik und kann täglich von 10 bis 22 Uhr ausprobiert werden. BesucherInnen können ihre persönliche Partitur mit Mozarts Originalhandschrift auch als musikalisches Souvenir mit nach Hause nehmen. (ad)