Die Münzen der Hunnen

Seit 1. Dezember 2012 läuft im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums eine Sonderausstellung über die Münzprägung der "Iranischen Hunnen" und Westtürken in Zentralasien und Nordwest-Indien – das Ergebnis eines sechsjährigen Forschungsprojekts an der Universität Wien.

BesucherInnen der Ausstellung "Das Antlitz des Fremden" wird anhand neuester Forschungsergebnisse ein versunkenes Kapitel zentralasiatischer Geschichte präsentiert, die Geschichte eines Gebiets, das gerade heute wieder im Brennpunkt internationaler Politik und Auseinandersetzung steht: Das Bewusstsein und Wissen um die eigene Vergangenheit nimmt im heutigen Afghanistan und Pakistan eine zunehmend wichtige Rolle ein. Der Wahlspruch, der nach über 30 Jahren Bürgerkrieg im Zuge der Wiedereröffnung am Eingang des Afghanischen Nationalmuseums in Kabul angebracht wurde – "A Nation stays alive, when its Culture is alive" – zeugt für den hohen Stellenwert, der dem kulturellen Bewusstsein im neuen Afghanistan wieder eingeräumt wird.


Das Online-Portal fungiert als digitaler Ausstellungskatalog. Sämtliche vor Ort ausgestellte Objekte sind in graphisch hochqualitativer Form online abrufbar. Zusätzliche Informationen, großformatige topographische Karten sowie erläuternde Kurzfilme erweitern den Ausstellungskatalog zu einem multimedialen Portal der Münzprägung der "Iranischen Hunnen" und Westtürken in Zentralasien und Nordwest-Indien.



Selten kann Wissenschaft so hautnah erlebt werden wie derzeit im Kunsthistorischen Museum: Die Ausstellung "Das Antlitz des Fremden" steht am Ende des sechsjährigen Forschungsprojekts über die vorislamische Münz- und Geldgeschichte, das im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerk "The Cultural History of the Western Himalayas from the 8th Century" (FWF) lief und kann noch bis 29. September 2013 besichtigt werden.

Die Wanderungen der Hunnen

Die große Wanderbewegung der Hunnen aus dem mittelasiatischen Altai-Gebirge nach Westen begann im Laufe des 4. Jahrhunderts. Um 375 n. Chr. hatte ein Teil der späteren Attila-Hunnen bereits die Wolga überschritten und stieß weiter nach Europa vor. Eine andere Gruppe wendete sich nach Süden, fiel in der Landschaft Sogdiana (im heutigen Usbekistan) ein und setzte sich in Baktrien (das heutige Nord-Afghanistan) fest. Von dort führte sie ihr Weg weiter über die Gebirgsketten des Hindu Kusch bis in die Regionen Gandhara, Uddiyana (Swat), den Punjab (im heutigen Pakistan) und nach Nordwest-Indien.


Sämtliche Bereiche der Ausstellung sind mit QR-Codes versehen, die mittels geeigneter Software auf mobilen Computern und Smartphones das schnelle und effiziente Auffinden von im Internet bereitgestellten Informationen der Ausstellungsobjekte ermöglichen.



Fremdartige Eleganz

Während von den europäischen Hunnen keine eigene Münzprägung überliefert ist, entfalteten ihre iranischen Verwandten eine überaus reiche Prägetätigkeit, die ein einzigartiges Zeugnis für die Geschichte Zentralasiens und Nordwest-Indiens in der Spätantike darstellt. In zeitgenössischen Quellen werden die Hunnen als hässliche, zweibeinige Bestien beschrieben, ihre Münzen führen uns jedoch Herrscherbildnisse vor Augen, die in ihrer fremdartigen Eleganz und künstlerischen Qualität ein ganz anderes Bild vermitteln.

Interaktiv durch die Ausstellung

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Projekts und der Ausstellungskonzeption lag zusätzlich auf der Kartographie und Geo-Kommunikation. In Kooperation mit dem Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien, unter der Leitung von Karel Kriz, wurde eine anschauliche multimediale Schau entwickelt: Eine großflächige, begehbare topographische Übersichtskarte, erläuternde Kurzfilme und Detailkarten sollen BesucherInnen ein besseres Verständnis für die damaligen räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge geben. Darüber hinaus wurde ein digitaler Ausstellungskatalog sowie weiterführende Inhalte und Links zur Ausstellung über ein Online-Portal entwickelt. (red)

Das Antlitz des Fremden: Eine Sonderausstellung über die Münzprägung der "Iranischen Hunnen" und Westtürken in Zentralasien und Nordwest-Indien
Samstag, 1. Dezember 2012 bis Sonntag, 29. September 2013
Münzkabinett, Kunsthistorisches Museum, 2. Stock
Maria Theresien-Platz, 1010 Wien
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