Buchtipp des Monats von Judith Fritz und Nino Tomaschek
| 17. Oktober 2016Judith Fritz und Nino Tomaschek vom Postgraduate Center luden in ihrer Publikation "Gesellschaft im Wandel" ExpertInnen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen ein, gesellschaftliche Wandlungsprozesse zu beleuchten. Ein persönlicher Buchtipp von ihnen komplementiert das Bücherpaket.
uni:view: Sie haben kürzlich den Band "Gesellschaft im Wandel. Gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Perspektiven" herausgegeben. Was ist die Idee hinter dem Sammelband?
Judith Fritz und Nino Tomaschek: Der Sammelband entstand im Rahmen des fünften Projektjahres der Initiative "University Meets Industry". Diese setzt sich zum Ziel, WissenschafterInnen und PraktikerInnen zu vernetzen und den interdisziplinären Austausch zu gesellschaftlich und unternehmerisch brisanten Fragen zu fördern. Die Publikation vertieft die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Jahresthema "Gesellschaft im Wandel" und leistet einen Beitrag zu einer hochaktuellen wissenschaftlichen Diskussion.
Eingebunden sind NachwuchswissenschafterInnen ebenso wie renommierte ExpertInnen österreichischer Universitäten und PraktikerInnen mit engem Bezug zur Wissenschaft. Sie greifen in ihren Beiträgen vieldimensionale Veränderungsprozesse auf, analysieren deren Wirkungsweisen und benennen aktuelle Herausforderungen.
uni:view: Namhafte ExpertInnen der Universität Wien aus ganz unterschiedlichen fachlichen Richtungen kommen darin zu Wort. Was vereint die Beiträge bzw. was ist der rote Faden dahinter?
Fritz und Tomaschek: Beschleunigung, globaler Wandel und digitale Revolution sind nur einige jener Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte, die unsere Gesellschaft in sozialer, politischer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht prägen und im Alltag jedes Menschen wahrnehmbar sind. Die Wissenschaft ist gefordert, Transformationsprozesse zu benennen, zu analysieren und dadurch greifbar zu machen. Um jedoch die vielfältigen Dimensionen des Wandels zu erfassen, bedarf es der Integration unterschiedlicher Disziplinen.
Die am Sammelband beteiligten AutorInnen befassen sich sowohl mit sozialen als auch wirtschaftlichen und ökologischen Dynamiken und zeigen Handlungsoptionen auf, um Veränderungen aktiv mitzugestalten. Sie analysieren Entwicklungstrends einer neuen Arbeitswelt, beschreiben gesellschaftliche Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und politische Dynamisierung und diskutieren unter dem Eindruck begrenzter Ressourcen ökologisch verträgliche Wege des Wirtschaftens. Die Beiträge vereint der Anspruch, dem diffusen Gefühl der Veränderung eine Form zu geben und aus dessen Analysen konkrete Handlungsoptionen abzuleiten.
uni:view: Ein Schlagwort des gesellschaftlichen Wandels ist derzeit unweigerlich auch mit digitaler Revolution verknüpft. Das passt auch zur aktuellen Semesterfrage der Universität Wien "Wie leben wir in der digitalen Zukunft?". Wie sehen Sie den kommenden Wandel in puncto Digitalisierung?
Fritz und Tomaschek: Digitalisierung ist im Moment unaufhaltsam. Wir sehen das auf allen Ebenen. Interessant wird sein, wie sich Arbeitsprozesse, Organisationen und Unternehmen in Zukunft gestalten werden. Welche Kompetenzen werden in Zukunft "digital" sein? Was wird "von der Hand" hin zu automatisierten Prozessen wandern und welche Tätigkeiten werden aber wiederum stärker zur Humanressource werden? Welche komplexe Entscheidungsprozesse kann man eben nicht "digitalisieren" und dadurch auch mathematisch berechnen und modellieren? Spannend wird dabei sein, wie die Kompetenzen von MitarbeiterInnen in Zukunft aussehen müssen, um auch am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu sein.
Das Gewinnspiel ist bereits verlost. Doch die gute Nachricht: In der Universitätsbibliothek stehen die Bücher interessierten LeserInnen zur Verfügung:
1x "Gesellschaft im Wandel. Gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Perspektiven" von Judith Fritz und Nino Tomaschek (Hrsg.)
1x "Mad Business: Was in den Führungsetagen der Konzerne wirklich abgeht" von Jörg Batussek und Oliver Weyergraf
uni:view: Welches Buch empfehlen Sie unseren LeserInnen?
Fritz und Tomaschek: Ein aktuelles, witziges Buch über Führung und Management ist gerade auf unserer Leseliste: "Mad Business: Was in den Führungsetagen der Konzerne wirklich abgeht" von Jörg Batussek und Oliver Weyergraf. Das ist kurzweilig und recht spannend.
uni:view: Einige Gedanken, die Ihnen spontan zu diesem Buch einfallen?
Fritz und Tomaschek: Wie kafkaesk oftmals große Organisationen und Unternehmen agieren; welche Strukturen sich innerhalb bilden und wie weit sich betriebliche Organismen vom "Kunden" entfernen können und sich nur mehr mit sich selbst beschäftigen können.
uni:view: Sie haben den letzten Satz gelesen, schlagen das Buch zu. Was bleibt?
Fritz und Tomaschek: Man sollte nie den Sinn und Zweck einer Unternehmung und dessen Auftrag vergessen. Führung muss sich an den Menschen orientieren und ist kein Selbstzweck. (td)
Mag. Dr. Nino Tomaschek, Privatdoz. MAS ist der Leiter des Postgraduate Center der Universität Wien. Mag. Judith Fritz ist am Postgraduate Center als Projektmanagerin für "University Meets Industry", "University Meets Public" und "University meets Social Responsibility" zuständig. Für den Buchtipp beantworteten Judith Fritz und Nino Tomaschek die Fragen per E-Mail.