50 Jahre Leopold Figl-Observatorium der Uni Wien
| 23. September 2019Das Leopold Figl-Observatorium der Uni Wien feiert am 25. September 2019 sein 50-jähriges Jubiläum. Es ist das größte optische Spiegelteleskop Österreichs und wird v.a. dazu verwendet, "transiente Objekte" zu analysieren – astronomische Objekte wie Sterne oder Kometen, die ihre Helligkeit verändern.
Vor 50 Jahren, am 25. September 1969, wurde am Mitterschöpfl (Niederösterreich) das Leopold Figl-Observatorium des damaligen Instituts für Astronomie der Universität Wien eröffnet. "Derzeit erlebt das Instrument einen zweiten Frühling, auch wenn es von Größe und Standort her nicht mit internationalen Spitzenteleskopen mithalten kann: Dafür steht aber im Gegensatz zu diesen ausreichend Beobachtungszeit zur Verfügung", sagt Werner Zeilinger vom Institut für Astrophysik der Uni Wien.
Seine Entstehung verdankt das Observatorium dem damaligen niederösterreichischen Landeshauptmann, Leopold Figl, und der Tatsache, dass Beobachtungen auf der 1879 eröffneten Universitäts-Sternwarte in Wien-Währing, v.a. durch die Lichtverschmutzung, nur mehr sehr eingeschränkt möglich waren. Figl und der damalige Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic beschlossen 1965, der Uni Wien anlässlich ihres 600-jährigen Bestehens eine moderne Sternwarte zur Verfügung zu stellen. Der Bund bezahlte das Teleskop und die wissenschaftliche Einrichtung, das Land Niederösterreich stellte Grundstück und Gebäude zur Verfügung.
Am höchsten Punkt im Wienerwald
Mit dem Standort Mitterschöpfl, mit 893 Metern der höchste Berg im Wienerwald, war das Observatorium relativ hoch gelegen und weit genug von Siedlungsgebieten entfernt, um Störungen durch die Atmosphäre und Lichtquellen zu minimieren. Der Grundstein für die Einrichtung wurde am 13. September 1966 gelegt, die Eröffnung erfolgte drei Jahre später.
"Man entschied sich für ein Mehrzweck-Teleskop vom Typ Ritchey-Chrétien mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 152 Zentimetern", erklärt Zeilinger. Im Jahr 1979 wurde zusätzlich ein 60 Zentimeter-Teleskop errichtet, um das Hauptgerät zu entlasten und photometrische und spektroskopische Simultanbeobachtungen zu ermöglichen.
Mittlerweile dient das Observatorium in erster Linie dazu, "transiente Objekte" zu analysieren. (© Franz Kerschbaum/Institut für Astrophysik)
Fernsteuerung erlaubt Beobachtungen von Wien aus
Vor einigen Jahren wurde das 1,5-Meter-Spiegelteleskop grundlegend erneuert und verfügt nun über eine Fernsteuerung. Damit sind Beobachtungen auch von Wien aus möglich: "Nach dem Beitritt zur internationalen Forschungsorganisation 'Europäische Südsternwarte' (ESO) 2008, der den Zugang zu den weltbesten Teleskopen mit sich brachte, haben wir nach einer wissenschaftlichen Nische für das Observatorium gesucht", so Werner Zeilinger: "Und diese in der Analyse sogenannter 'transienter Objekte' gefunden, die ihre Helligkeit verändern – etwa Sterne, die von einem oder mehreren sie umkreisenden Planeten regelmäßig bedeckt werden. Dafür braucht es lange Beobachtungszeiten, die ja am Mitterschöpfl ausreichend zur Verfügung stehen."
Neugierig geworden? Erfahren Sie mehr über das Leopold Figl-Observatorium der Uni Wien und seine Beobachtungen beim Forschungsfest Niederösterreich am Freitag, 27. September 2019, 14 bis 22 Uhr, im Palais Niederösterreich (Herrengasse 13, 1010 Wien)
Im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem Max Planck Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München wurde das Teleskop um ein spezielles Instrument, den "Optical Pulsar Timing Analyzer", aufgerüstet, der auch sehr rasche Helligkeitsänderungen auflösen kann. "Es wird sowohl von Wiener als auch deutschen KollegInnen im Rahmen gemeinsamer Forschungsprogramme genutzt, u.a wird es eine wichtige Rolle im kürzlich gestarteten Röntgen-Weltraumobservatorium des Max Planck Instituts für extraterrestrische Physik spielen und zur Nachbeobachtung von neu entdeckten Röntgenquellen eingesetzt werden", blickt Zeilinger in die weitere Zukunft des Observatoriums: "Weiters ist geplant, an internationalen Beobachtungskampagnen teilzunehmen." (APA/red)