150 Jahre diplomatische und kulturelle Beziehungen zwischen Japan und Österreich

Die Grafik zeigt einen einfahrenden Zug, der von einer Personengruppe in Empfang genommen wird.

Im Oktober 2019 feiern Österreich und Japan den 150. Jahrestag der Unterzeichnung des österreichisch-japanischen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags von 1869. Lesen Sie hier einen Überblick über die Aktivitäten der Japanologie der Universität Wien anlässlich dieses Jubiläums.

In der Woche vom 11. bis 15. März 2019 findet eine Sonderauflage der jährlichen Veranstaltungsreihe Japanorama der Abteilung Japanologie am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien statt. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird exemplarisch aufgezeigt, wie sich die Beziehungen bis zur Unterzeichnung des Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags und danach entwickelten. Literarische Schlaglichter auf das jeweils andere Land sollen ebenso zu einem möglichst facettenreichen Bild beitragen wie Beziehungen in Sport oder Religion.

Medienprojekt mit Studierenden


In einer Lehrveranstaltung recherchieren Studierende unter Leitung der TV- und Radiojournalistin Judith Brandner (u.a. langjährige Moderatorin der Ö1-Sendung "Radiokolleg") ausgewählte Themen der bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Japan und bereiten sie in unterschiedlichen medialen Darstellungsformen für eine eigene Website auf. Im Fokus stehen neben der Geschichte der Beziehung zwischen Österreich und Japan bis heute außerdem Gesellschaft, Politik und Zeitgeschichte Japans. Aus ausgewählten Inhalten der Lehrveranstaltung entsteht im weiteren Verlauf eine Publikation in der "Brücke" (der Zeitschrift der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft).

Filmfestival JAPANNUAL

Seit 2017 veranstaltet die Österreichisch-Japanische Gesellschaft (ÖJG) unter Zusammenarbeit mit dem Filmcasino ein neues Filmfestival in Wien, das sich ausschließlich auf japanische Filme beschränkt: Das JAPANNUAL zeigt eine wilde Genremixtur, die helfen soll, den Überblick über das aktuelle Filmgeschehen in Japan möglichst breit zu halten. Mit über 20 Filmen werden bei diesem Festival mehr japanische Filme als irgendwo sonst in Österreich gezeigt.

Zur Geschichte der Japanforschung in Österreich

Den Grundstein der wissenschaftlichen Auseinandersetzung von ÖsterreicherInnen mit Japan legte August Pfizmaier, der Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Übersetzung japanischer Belletristik in einer europäischen Sprache lieferte. Kulturantrophologe Oka Masao war der erste, der die Japan-Forschung in Österreich institutionell verankerte, während er in der Zwischenkriegszeit in Wien Völkerkunde studierte.

Am 1. April 1939 öffnete das Institut für Japankunde seine Pforten, welches durch die Erschwernisse des Zweiten Weltkriegs für einige Jahre schließen musste, und 1949 unter Alexander Slawik fortgesetzt wurde.

1968 fuhren Wiener WissenschafterInnen zur Feldforschung ins Aso-Gebiet. Rund 50 Jahre später widmet sich ein JapanologInnenteam im Projekt Aso 2.0 erneut der Region (zum Artikel in uni:view). (© Institut für Japanologie)

Als erstes großes Forschungsprojekt an dem 1965 neu gegründeten Institut für Japanologie der Universität Wien gilt die Aso-Forschung. Aso ist eine Region auf der Insel Kyūshū, die damals im Rahmen diverser Feldaufenthalte von Wiener JapanologInnen erforscht wurde. Im Jahr 2015, also 50 Jahre später, wurde dieses Projekt wieder aufgenommen und wird seitdem unter Anwendung zeitgenössischer Fragestellungen und Methoden weitergeführt.

Neben zahlreichen Forschungsprojekten gibt es auch eine Reihe nichtakademischer Beispiele zum österreichisch-japanischen Austausch und Kooperation zwischen den beiden Ländern. Zum Beispiel wurde 1992 die Stadt Fuchu zur Partnerstadt des 17. Wiener Gemeindebezirkes Hernals. Aus dieser Partnerschaft entwickelte sich ein Freundschaftsverein, der seit 1994 regemäßig ein Jugendaustauschprogramm organisiert, in dem es österreichischen Jugendlichen möglich ist, in japanischen Gastfamilien unterzukommen und japanische Schüler nach Wien eingeladen werden. Auf diese Weise haben bisher mehr als 130 japanische Jugendliche die Stadt Wien besucht.

Mehr Infos über die Japanisch-Österreichischen Beziehungen gibt es bei der japanischen Botschaft, der Japanologie und der ÖJG. In jedem Fall darf man auf die nächsten 150 Jahre gespannt sein.

Die AutorInnen Julia Undeutsch und Matthias Huber sind MitarbeiterInnen der Abteilung Japanologie am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien.