Pugwash: Kleiner Ort, große Geschichte

Von 10. Mai bis 12. Mai 2012 veranstaltet das Institut für Zeitgeschichte einen Workshop zur historischen Aufarbeitung der Pugwash-Bewegung. Die Keynote-Rede hält der Historiker und Politologe Matthew Evangelista (Cornell University, USA) zum Thema "How Scientists Helped End the Cold War: Approaches to Pugwash History".

Der Workshop "Writing Pugwash Histories. From Hiroshima and Nagasaki to Kabul and Gaza" widmet sich der Geschichte sowie den Hintergründen der internationalen Pugwash-Bewegung. Diese Bewegung geht auf ein von Bertrand Russell und Albert Einstein 1955 publiziertes Manifest zurück, das NaturwissenschafterInnen in aller Welt zum Kampf gegen den Atomkrieg und die Nichtverbreitung von Atomwaffen aufrief. Im Sommer 1957 fand die erste Konferenz im kleinen Ort Pugwash (Nova Scotia, Kanada) statt, der für die gesamte Bewegung namensgebend wurde.

Standort Wien

Im Jahr 1958 war Wien – auf Initiative des Physikers Hans Thirring – der Tagungsort der 3. Pugwash-Konferenz zum Thema "Dangers of the Atomic Age and What Scientists Can Do about Them". 70 WissenschafterInnen aus 20 Staaten trafen sich hier, um über das gemeinsame Anliegen – die Verhinderung eines Atomkrieges und die Sicherstellung des Friedens im Kalten Krieg – zu beraten. Bis heute wurden in verschiedenen Regionen der Welt insgesamt 59 "Pugwash Conferences on Science and World Affairs" sowie zahlreiche Workshops abgehalten. 1995 wurden die Konferenzen sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Im Wandel der Zeit

Die weltpolitischen Problemlagen – Klimawandel, Energie-, Rohstoff- und Ernährungskrisen – haben sich seit Gründung der Pugwash-Bewegung stark gewandelt. Dieser Entwicklung wurde zum einen über die Diversifizierung der auf den Konferenzen behandelten Themenstellungen Rechnung getragen. Zum anderen haben sich auch die beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen, die Mitgliederstruktur, die Ziele, Methoden und Modi der Kooperation sowie die Bedeutung der Bewegung in den weltpolitischen Auseinandersetzungen verändert.

Die Geschichte der Konferenzen spiegelt somit nationale und internationale Verflechtungen von Wissenschaft und Politik wider, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend komplexer wurden. Mit dem aktuellen Workshop im Mai startet die historische Aufarbeitung der Pugwash-Bewegung an einem historischen Ort: Wien bietet sich als Standort an, um in einem internationalen ExpertInnenkreis die Geschichte dieser einflussreichen Wissenschaftsbewegung zu diskutieren, deren Ziele bis heute nichts an Dringlichkeit verloren haben.
 
Internationaler Workshop

Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung steht die Diskussion wissenschafts- und politikhistorischer Fragestellungen an konkreten Fallbeispielen der Pugwash-Geschichte sowie die Erörterung methodischer Ansätze, der Archivlage und der Quellenauswahl. Beabsichtigt ist die Gründung eines internationalen Netzwerks von ExpertInnen, die derzeit und künftig die Pugwash-Bewegung historisch erforschen.

Die Vorträge widmen sich den Pugwash-Aktivitäten in West- und Osteuropa, Asien und Nordamerika. Neben renommierten Experten wie Andrew Brown (Manchester, NH, USA), John Krige (Georgia Tech, USA) oder Akira Kurosaki (Fukushima, Japan) kommen auch NachwuchswissenschafterInnen zu Wort. Eröffnet wird die Veranstaltung am Donnerstag, 10. Mai um 14 Uhr vom derzeitigen Generalsekretär der "Pugwash Conferences on Science and World Affairs", Paolo Cotta-Ramusino (Rom, Italien). (red)

Workshop "Writing Pugwash Histories. From Hiroshima and Nagasaki to Kabul and Gaza"
Donnerstag, 10. Mai bis Samstag, 12. Mai
Albert-Schweitzer-Haus, Kappellenraum
Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien
Workshop-Programm (PDF)

Der Workshop wird von einem internationalen Team organisiert: Dipl.-Vw. Dr. Silke Fengler, M.A. und Univ.-Prof. Dr. Carola Sachse (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien), Dr. Alison Kraft (University of Exeter) und Dr. Holger Nehring (University of Sheffield, Arbeitskreis Historische Friedensforschung)
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