Internationale Tagung: Eichmann nach Jerusalem
| 13. März 2013Das Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Eichmann stieß weltweit auf großes mediales Interesse. Die "Hintergründe, Be-Deutungen und Folgen" stehen im Zentrum der Tagung "Eichmann nach Jerusalem", die von 22. bis 24. März in der Aula am Campus der Universität Wien stattfindet.
In den Jahren 1961 und 1962 widmeten die internationalen Medien ihre gesamte Aufmerksamkeit einem Gerichtsverfahren in Jerusalem. Dort wurde nämlich erstmals die Vernichtung europäischer Juden und Jüdinnen im Detail dargestellt und ein NS-Verbrecher zur Verantwortung gezogen. Es war der Prozess gegen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann.
Über die Aussagen von Überlebenden gelang das Thema Holocoust an eine internationale Öffentlichkeit – und wurde Gegenstand vergangenheitspolitischer Diskussionen. Die dadurch ausgelösten juristischen, gesellschaftlichen, pädagogischen, psychologischen und politischen Prozesse und Kontroversen stehen im Fokus der Veranstaltung "Eichmann nach Jerusalem. Hintergründe, Be-Deutungen und Folgen des Prozesses".
Internationale Forschungsdebatte
"Die Tagung beschäftigt sich intensiv mit den Auswirkungen des Eichmann-Prozesses auf Österreich, die Bundesrepublik Deutschland, die DDR, Ungarn, die USA und Israel", erklärt Johanna Gehmacher. "Und sie schließt an aktuelle internationale Forschungsdebatten an", ergänzt die Vorständin des Instituts für Zeitgeschichte. Gemeinsam mit dem Verein GEDENKDIENST und dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien (VWI) organisiert ihr Institut die internationale Tagung von Freitag, 22. bis Sonntag, 24. März 2013.
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In der Aula am Campus der Universität Wien werden renommierte WissenschafterInnen die internationale Bedeutung sowie die Diskussionen, welche das Gerichtsverfahren begleitet haben, erörtern. "Am Beispiel des Eichmann-Prozesses beschäftigen sich die ExpertInnen außerdem mit der österreichischen Vergangenheitspolitik – vor dem Hintergrund der Nachkriegsjustiz und der Frage nach dem Umgang mit der österreichischer Täterschaft und den einzelnen TäterInnen", so Gehmacher.
Kooperationsprojekte
Die Tagung wird von Linda Erker vom Institut für Zeitgeschichte und stellvertretende Obfrau des Vereins GEDENKDIENST, Matthias Kopp vom Verein GEDENKDIENST, Philip Rohrbach vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und Hans Safrian vom Institut für Zeitgeschichte konzipiert und organisiert. Hans Safrian ist außerdem Autor des Buches "Eichmann und seine Gehilfen".
"Der inhaltliche Austausch und die organisatorische Zusammenarbeit zwischen dem Verein GEDENKDIENST und dem Institut für Zeitgeschichte haben sich in den letzten Jahren stark intensiviert und sind für beide Seiten sehr produktiv. Rund um die Themen Nationalsozialismus und Holocaust organisieren wir jedes Jahr mehrere gemeinsame Veranstaltungen", erzählt Johanna Gehmacher.
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Lebendiger Dialog
Die letzten Kooperationsprojekte widmeten sich u.a. den Fragen nach der Verantwortung und Täterschaft von ÖsterreicherInnen im Nationalsozialismus, den Möglichkeiten von Geschichtsvermittlung und -didaktik in der heutigen Mediengesellschaft, der internationalen Bildungsarbeit bzw. Menschenrechtsbildung an Gedenkstätten sowie der Frage nach den bestehenden Weiblichkeitsbildern in der Erinnerung an das "Dritte Reich". "So entstand ein sehr lebendiger Dialog zwischen unserem Institut und der interessierten Zivilgesellschaft, den keine der Institutionen missen möchte", schließt Gehmacher. (red/ps)
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Tagung: Eichmann nach Jerusalem. Hintergründe, Be-Deutungen und Folgen des Prozesses.
Freitag, 22. bis Sonntag, 24. März 2013
Aula am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4
1090 Wien
Programm (PDF)