Internationale Konferenz: Balkankriege und ethnische Säuberungen

Von 8. bis 10. November 2012 findet an der Universität Wien eine internationale Konferenz zu den Kriegen und Nachkriegsordnungen in Südosteuropa im 20. Jahrhundert statt.

Die von Philipp Ther, Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien, in Zusammenarbeit mit Alexander Korb von der University of Leicester organisierte Tagung befasst sich mit der ethnischen Homogenisierung Südosteuropas nach den Balkankriegen von 1912/13, während der 1940er Jahre sowie in den 1990er Jahren. Die amerikanische Historikerin Theodora Dragostinova hält einen öffentlichen Keynote-Vortrag, der sich damit beschäftigt, wie Minderheiten mit staatlicher Bevölkerungspolitik und Assimilationsdruck umgegangen sind.

Zusammenbruch der imperialen Ordnung Europas

Das Thema der Konferenz ist von großer Aktualität: Vor 20 Jahren begann der Krieg in Bosnien-Herzegowina, vor 100 Jahren sind die Balkankriege von 1912/13 ausgebrochen. Letztere können in ihrer Kriegsführung und den Konsequenzen – Zusammenbruch der imperialen Ordnung Europas, gewaltsame Nationalstaatsgründungen, massenhafte Vertreibungen – als Vorläufer des Ersten Weltkriegs betrachtet werden: Ein "Jahrhundert der Extreme" (Eric Hobsbawm) hatte begonnen. Die Folgen der Konflikte sorgen bis heute für starke Spannungen in Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Makedonien und der gesamten Region.

"Homogenizing Southeastern Europe"

Die Konferenz "Homogenizing Southeastern Europe: Balkan Wars, Ethnic Cleansing and Postwar Ethnic Engineering since 1912" spannt einen breiten Bogen von Krieg und Vertreibung hin zu einer langfristig angelegten Bevölkerungspolitik. Gleichzeitig befasst sie sich mit der Verwicklung westlicher Staaten bei der Schaffung einer Ordnung homogener Nationalstaaten, mit verschiedenen Methoden staatlicher Zwangsassimilation und den Reaktionen von Minderheiten.

Neben zahlreichen ExpertInnen aus mehr als zehn europäischen Ländern und den USA diskutieren auch NachwuchswissenschafterInnen auf einem "Young Scholars Forum" über ihre aktuellen Dissertationen und Post-Doc-Projekte. Dieses Forum, das wie die gesamte Tagung von der Robert Bosch Stiftung gefördert wird, dient neben der Projektpräsentation der dauerhaften Vernetzung. (af)

Internationale Konferenz "Homogenizing Southeastern Europe: Balkan Wars, Ethnic Cleansing and Postwar Ethnic Engineering since 1912" (in englischer Sprache)
Donnerstag, 8., bis Samstag, 10. November 2012
Campus der Universität Wien
Institut für Osteuropäische Geschichte, Hof 3
Spitalgasse 2, 1090 Wien
Konferenzprogramm

Öffentlicher Vortrag:
Theodora Dragostinova, Ohio State University
"Politics and Limits of Nationalization: A View from Below"
Donnerstag, 8. November 2012, 18 Uhr

Anmeldung erbeten unter: anita.biricz(at)univie.ac.at

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