Geschichtsforschung digital

Am 16. und 17. September beschäftigt sich eine internationale Tagung an der Universität Wien mit den neuen Möglichkeiten, die das digitale Zeitalter für die Erforschung der Geschichte Mittel- und Zentraleuropas bereithält.

Die Tagung beleuchtet u.a. Spezialgebiete der historischen Forschung, wie etwa das "Cadastral heritage of the Habsburg Empire" – ein von András Sipos, der auf der Tagung einen Vortrag halten wird, geleitetes kartographisches Online-Projekt am ungarischen Staatsarchiv in Budapest. Gezeigt werden darüber hinaus exklusive Quellen- und Archivbestände zur Geschichte Mittel- und Zentraleuropas, etwa Schätze aus dem Prager "Archiv der Böhmischen Krone" – auch dessen Leiterin, Alena Pazderová, wird auf der Tagung sprechen – oder kostbare Stücke der Sammlung Historica Třeboň (1226-1659), die einen "Familienschatz" für die Geschichte der habsburgischen Länder darstellt.


Monasterium.Net ist das virtuelle Urkundenarchiv Europas.
Der Quellentypus "Urkunde" ist für den mitteleuropäischen Bereich damit  umfassend online verfügbar.
(Grafik: D. Jeller)



"Auf der Tagung wollen wir anhand signifikanter Themen die Vielfalt der Möglichkeiten von Geschichtsforschung an den Universitäten und Archiven Mitteleuropas aufzeigen", erklärt die Veranstaltungsorganisatorin Adelheid Krah vom Institut für Geschichte der Universität Wien und nennt als Beispiele die Korrespondenz osmanischer Beamter mit der Habsburgermonarchie, die derzeit am Institut für Orientalistik der Universität Wien erforscht wird, oder die sogenannte "Türkensteuer" des österreichischen Klerus in den Akten des Archivs der Diözese Passau.

Herausforderung Digitalisierung

So groß der "Mehrwert" der Digitalisierung für den Erhalt des mitteleuropäischen Kulturerbes auch ist – die Herausforderung, die von Archiven und historischer Forschung in den nächsten Jahren geschultert werden muss, ist ebenso riesig. Diesem Thema widmen sich mehrere Vorträge der Tagung, etwa der Abendvortrag von Gerhard Marckhgott vom Oberösterreichischen Landesarchiv am Dienstag, 16. September.

ICARUS: Quellen europäischer Geschichte vernetzen

Die Tagung "Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Identität. Quellen zur Geschichte Mitteleuropas im digitalen Zeitalter" wird von der Universität Wien gemeinsam mit dem "International Centre for Archival Research" (ICARUS) veranstaltet – Tagungsorganisatorin Adelheid Krah ist Mitglied im Executive Board von ICARUS, das mit dem "Monasterium-Portal" eines der größten internationalen Online-Portale betreibt. "Der Fokus des Monasterium-Portals liegt auf mittelalterlichen und früh-neuzeitlichen Urkunden; aktuell sind es über 400.000 Urkunden aus 130 Archiven und 14 europäischen Ländern", erzählt Krah.


Thomas Aigner (Präsident von ICARUS) beim Vortrag der 6th General Convention of Polish Archivists in the Archives of Wroclaw University of Technology



ICARUS vernetzt Archive, Universitäten und Kulturerbe-Institutionen in Österreich und seinen Nachbarländern und widmet sich in verschiedensten Projekten der Erforschung von Quellen zur gemeinsamen, grenzübergreifenden Geschichte. Dabei baut das Netzwerk wesentlich auf Prinzipien auf, die von der Diplomatik (Urkundenlehre) am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (IÖG) der Universität Wien entwickelt worden sind. (red)

Internationale Tagung "Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Identität. Quellen zur Geschichte Mitteleuropas im digitalen Zeitalter"
Dienstag, 16. September 2014 bis Mittwoch, 17. September 2014
Universität Wien, Seminarraum 1 des Instituts für Geschichte
Universitätsring 1, 1010 Wien

Abendvortrag von Gerhard Marckhgott: "Gemeinsame Quellen – gemeinsame Identität? Visionen und Illusionen am Ende des digitalen Paläolithikums
Dienstag, 16. September 2014, 18.30 bis 19.15 Uhr
Universität Wien, Lesesaal der Fachbereichsbibliothek Geschichtswissenschaften
Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm und weitere Informationen (PDF)

Der Besuch der Tagung ist kostenfrei; um Anmeldung über die ICARUS-Website wird gebeten.

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