Denn Fußball ist immer und überall

Wie beeinflusst die Fußball-Fankultur den Alltag? WissenschafterInnen gehen dieser Frage im EU-Projekt "FREE" nach. Am 25. und 26. Oktober findet dazu die internationale Konferenz "Kick it! The Anthropology of European Football" am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien statt.

Fußball und insbesondere die Fankultur der zahlreichen Mannschaften pflegen eine lange Tradition. Während zwischen einigen Vereinen Fan-Rivalität herrscht, unterstützen diese auf nationaler Ebene oft sogar das gleiche Team. Dieses und andere Phänomene werden bereits seit dem Vorjahr im fächerübergreifenden Projekt "FREE – Football Research in an Enlarged Europe" untersucht.

In Zuge dessen verschreibt sich das Institut für Europäische Ethnologie der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät ganz dem Thema Fußball, bei dem sich ExpertInnen aus ganz Europa in Wien einfinden werden. Dabei sind nicht weniger als 68 Proposals für die Konferenz eingegangen. "Dies spricht eindeutig für die Beliebtheit einerseits des Forschungsfeldes Fußball und andererseits der Erforschung dieses Themas mit ethnographischen Methoden", so Projektmitarbeiterin Nina Szogs vom Institut für Europäische Ethnologie.

Teilprojekte für ein Gesamtbild


WissenschafterInnen aus acht verschiedenen Ländern haben sich zur Aufgabe gemacht auf kultureller, historischer, nationaler und regionaler Ebene die Fußball-Fankulturen in ganz Europa zu untersuchen. In verschiedenen Teilprojekten gilt es, das oftmals identitätsstiftende Massenphänomen besser zu verstehen und ein umfassendes Bild des europäischen Fußballraums zu erhalten.
Gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Polen) bildet die Universität Wien den ethnologischen Teil des Projekts. Die anstehende Konferenz wird also ganz im Zeichen der Ethnologie und ihrer ethnographischen Methoden stehen.


Das interdisziplinäre EU-Projekt "FREE – Football Research in an Enlarged Europe" unter Beteiligung von neun Partneruniversitäten in acht Ländern läuft im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Union und startete im April 2012. Die Universität Wien ist mit einem dreiköpfigen Team – Alexandra Schwell (Leitung), Nina Szogs und Paul Stöttinger – vom Institut für Europäische Ethnologie bei dem Projekt "The Anthropology of European Football – Fusions and Fissions" vertreten.



Feldarbeit

Da sich relevante Informationen im Fansektor fast ausschließlich im Feld erheben lassen, nutzt man neben quantitativen Methoden vor allem qualitative Interviews. So sind auch Teams etwa bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie anderen Großveranstaltungen unterwegs, wo sie auch bei Public-Viewings, in Pubs und "Beisln" die Nähe zu unterschiedlichen Fangruppen suchen.

Forschungsschwerpunkte

Jeder Projektpartner des interdisziplinären Großprojekts geht dabei einem bestimmten Aspekt des Themas nach. Darunter historische, soziologische, geschlechtliche und kulturelle.

Die EthnologInnen der Universität Wien wollen sich dabei vor allem mit den Mainstreamfans befassen: "Uns interessieren keine Subgruppen wie Hooligans oder Ultras", erklärt Schwell: "Über diese Fangruppen ist schon viel geforscht worden, viel weniger Material aber gibt es zu Alltagsfans, die den Großteil der Fußballcommunity ausmachen."

Interdisziplinäre Konferenz

Im Zuge der Konferenz wird eine ExpertInnengruppe verschiedene Ansätze zu Themenbereichen diskutieren, die von Diskriminierung im Fußball bis hin zu politischen Dimensionen und der gesellschaftlichen Bedeutung reicht. Im Kern befasst man sich dabei vor allem mit der politischen Herangehensweise zu Themen wie Migration und Geschichte oder den Identitäten einzelner Fangruppen.

Highlights


Als Highlights der Konferenz sind die Keynotes des Soziologen Cornel Sandvoss (University of Surrey, Samstag, 26.10.2013, Seminarraum 1) und des Politologen Hani Zubida (The Max Stern Yezreel Valley College, Freitag, 25.10.2013, Seminarraum 1) zu nennen, die sich in ihren Vorträgen mit dem Fußball-Fantum im Zeitalter der Globalisierung, sowie den Erscheinungsformen der Politik im Fußball beschäftigen. Zum Abschluss gibt es zudem die Gelegenheit an einer Roundtable-Diskussion teilzunehmen, die die Besonderheiten und zukünftigen Perspektiven ethnologischer Forschung ausloten soll. (sb)

Internationale Konferenz "Kick it! The Anthropology of European Football"

Freitag, 25. und Samstag, 26. Oktober 2013
Universität Wien, Institut für Europäische Ethnologie, Seminarraum 1 und 2
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Programm (PDF)

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