Cybercrime 2.0: Virtuelle Probleme – Reale Lösungen
| 10. Juni 2014
Die ExpertInnentagung am 16. Juni setzt sich u.a. mit der Frage nach zeitgemäßer Strafverfolgung von Cyberkriminalität auseinander.
Braucht unsere Rechtsordnung neue Strafdelikte, um auf neue kriminologische Phänomene reagieren zu können? Zu dieser Frage veranstaltet ALES, die Forschungsstelle für Polizei- und Justizwissenschaften der Universität Wien, am Montag, 16. Juni, eine ExpertInnentagung.
Phänomene wie Online-Betrug, Cyberstalking, Cybermobbing und Identitätsmissbrauch im Netz sind in aller Munde. Cyberkriminalität entwickelt sich zu einer immer größeren Herausforderung für die Strafverfolgung. Cyberattacken bedeuten auch gleichzeitig eine Bedrohung für die Landesverteidigung. "Die rasante technische Entwicklung eröffnet laufend neue Kriminalitätsfelder", erklärt Susanne Reindl-Krauskopf, Leiterin des Austrian Center for Law Enforcement Sciences (ALES). Intensive Nutzung von sozialen Netzwerken und die Verlagerung des Wirtschaftslebens in den virtuellen Raum vergrößern die Auswirkungen kriminellen Handelns. So werden z.B. Computersysteme professionell ausspioniert und ohne Wissen des Berechtigten für rechtswidrige Angriffe genutzt.
Neue Ermittlungsmaßnahmen erforderlich
Die Strafverfolgung im Internet wird immer schwieriger. "Verschlüsselungsmethoden und die Anonymität im Netz machen es oftmals für Polizei und Staatsanwaltschaft fast unmöglich, Verdächtige auszuforschen", führt Reindl-Krauskopf weiter aus. Die Vorratsdatenrichtlinie wurde kürzlich vom EuGH aufgehoben, neue Ermittlungsbefugnisse wie die Online-Überwachung wurden zwar angedacht, bisher aber nicht eingeführt. Welche Ermittlungsmaßnahmen auch geschaffen werden, sie müssen nicht zuletzt grundrechtlichen Anforderungen entsprechen.
Cyberstrafrecht im Wandel
Über die neuartigen Bedrohungslagen und die Antworten des materiellen Strafrechts sprechen Gerald Quirchmayr, Informatikprofessor an der Universität Wien, Susanne Reindl-Krauskopf, ALES-Leiterin und Strafrechtsprofessorin an der Universität Wien, Christian Schwarzenegger, Strafrechtsprofessor an der Universität Zürich, und Oberst dG Walter Unger, Leiter der Abteilung Cyber Defence & IKT-Sicherheit im Abwehramt des BMLVS.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Farsam Salimi, ALES-Projektleiter und Universitätsassistent an der Universität Wien, werden zudem Bernd-Christian Funk, Verfassungsrechtsprofessor an der Universität Wien, OStA Peter Gildemeister von der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Ernst Österreicher vom Bundeskriminalamt, Natalie Ségur-Cabanac vom Telekomanbieter "Drei" und Ingeborg Zerbes, Strafrechtsprofessorin an der Universität Bremen, über das Funktionieren bestehender und die Notwendigkeit neuer Strafverfolgungsinstrumente unter Wahrung der Grund- und Menschenrechte diskutieren.
ALES-Tagung "Cybercrime 2.0: virtuelle Fragen – Reale Lösungen"
Montag, 16. Juni 2014, 10 Uhr
Großer Festsaal des Bundesministeriums für Justiz, Museumstraße 7, 1070 Wien
Weitere Informationen
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Anmeldung