Ausstellung und Datenbank: Historische japanische Karikaturen

Eine Ausstellung im Japanischen Informations- und Kulturzentrum zeigt erstmals das einzigartige Genre der Ukiyoe Karikaturen aus dem 19. Jh. Den Eröffnungsvortrag am 11. Juni 2012 hält Sepp Linhart, Vorstand des Instituts für Ostasienwissenschaften. Zu sehen sind die Holzschnitte bis 15. Juni.

"Obwohl die als Ukiyoe bekannten japanischen Holzschnitte ein wichtiger Teil des Weltkulturerbes sind und auch in Europa seit 200 Jahren gerne gesammelt werden, ist kaum bekannt, dass es neben Bildern von Schönheiten von Utamaro, Landschaften von Hiroshige und heldischen Rittern von Kuniyoshi auch eine große Anzahl von Karikaturen und Scherzbildern gibt", erklärt Sepp Linhart, Vorstand des Instituts für Ostasienwissenschaften.

Zensur umgehen, Kritik äußern

Ukiyoe, die "Bilder der fließenden Welt", waren ein wichtiger Bestandteil in der japanischen Städtekultur der Kaufleute und Handwerker vor 200 Jahren. Neben Porträts von berühmten Kabuki-Schauspielern, schönen Frauen der Vergnügungsviertel, pornographischen Motiven und Landschaftsbildern, waren humorvolle Bilder eine beliebte Form der Unterhaltung.

Diese Scherzbilder und Karikaturen waren unter anderem ein wichtiges Mittel, um das strikte Zensursystem zu umgehen und politische Kritik zu äußern. Zum Beispiel wurden einflussreiche Politiker als Fische dargestellt, oder der Meiji-Kaiser als Kleinkind, der am Rücken getragen wird. Die Bilder waren ein begehrtes Massenmedium, um sich auf amüsante Art über das aktuelle Geschehen zu informieren. Sie spiegelten auch die wichtigen Themen des Alltags wider, wie etwa Hungersnot oder die Armut der Bürger.


Das Bild zeigt die personifizierten "vier meist gefürchteten Gefahren" (Anonym, 1855), wie sie bei Sake und Spiel zusammensitzen: der Wels (symbolhaft für Erdbeben), Donner, Feuer und der Familienvater.



Ukiyoe Datenbank

Sepp Linhart, der in der Ausstellung Holzdrucke aus seiner Privatsammlung zeigt, hat im Rahmen des FWF-Forschungsprojekts "Ukiyoe Karikaturen 1842-1905" mit seinen MitarbeiterInnen eine dreisprachige Ukiyoe Datenbank erstellt, in der etwa 1.500 Karikaturen und Scherzbilder erläutert werden. Im Vorjahr wurde der Sammelband "Ukiyo-e Caricatures" (Beiträge zur Japanologie, Band 41) herausgegeben, der Artikel der gleichnamigen internationalen Tagung am Institut für Ostasienwissenschaften enthält. (red)

Ausstellung "Ukiyoe Karikaturen und Scherzbilder"
Montag, 11. bis Freitag, 15. Juni 2012
Japanisches Informations- und Kulturzentrum
Schottenring 8, 1010 Wien

Eröffnung: Vortrag von Sepp Linhart "Zur Geschichte der Karikatur in Japan"
Montag,  11. Juni 2012, 18 Uhr
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 9 bis17 Uhr, Freitag: 9 bis 16.30 Uhr
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Der Eintritt ist frei.

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