Zu Ehren von Eduard Suess, dem "Mozart der Geologie"
Gastbeitrag der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie | 18. April 2016Eduard Suess war ein Vordenker der Plattentektonik, führte die Begriffe "Atmosphäre" und "Biosphäre" ein und initiierte den Bau der Wiener Hochquellenleitung. Ihm zu Ehren wurde am 14. April im Rahmen eines Symposiums der Hörsaal II am UZA II der Universität Wien in "Eduard Suess-Saal" umbenannt.

Eduard Suess (1831-1914) war Professor an der Universität Wien und gilt als Begründer der modernen Geologie. Er engagierte sich außerdem als Politiker und Wissenschaftsmanager. (Foto: Wikimedia/Porträt von Eduard Suess)

Ihm zu Ehren wurde am Donnerstag, 14. April 2016, ein Hörsaal in der Althanstraße 14 umbenannt. Geladen hatten die Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie und die Österreichische Geologische Gesellschaft. "Der Hörsaal wird für viele erdwissenschaftliche Veranstaltungen wie auch von der Österreichischen Geologischen Gesellschaft für ihre Kolloquien genutzt. Es galt also, einen berühmten Geologen zu finden, der ihm seinen Namen geben könnte", so Dekan der Fakultät, Thilo Hofmann, in seiner Begrüßungsrede. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences oder Bernhard Grasemann)

"Eduard Suess hat visionär gearbeitet", sagt Bernhard Grasemann, Leiter des Departments für Geodynamik und Sedimentologie und Initiator der Hörsaalumbenennung. Suess sei ein Weltbürger sowie ein Techniker und Geologe im Dienste der Gesellschaft gewesen. "Er wurde 1857 – ohne Doktortitel – als Professor an die Universität Wien berufen und leitete hier unter internationalem Ansehen das Geologische Institut. Gleichzeitig war er in verschiedenen politischen Gremien tätig und 13 Jahre lang Präsident der Akademie der Wissenschaften. Es lag sehr nahe, ihn als Namensgeber vorzuschlagen", so der Präsident der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences)

Die Faszination für den österreichischen Wissenschafter und Politiker Eduard Suess war allen Festrednern deutlich anzumerken. Zu diesen zählte auch der renommierte türkische Geologe Celal Sengör von der Technischen Universität Istanbul (Bild Mitte), ein ausgewiesener Spezialist für die Plattentektonik im Raum Asiens und ein Suess-Kenner: "In Österreich spricht man über Eduard Suess als lokalen Buben, aber für uns aus dem Ausland war er der größte Geologe, der je gelebt hat – er war quasi der Mozart der Geologie." Gemeinsam mit Johannes Seidl von der Universität Wien verfasst Sengör derzeit eine Suess-Biographie für den Springer-Verlag. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences)

Eine derzeitige Debatte unter GeologInnen ist, ob bereits das "Anthropozän" angebrochen ist – also eine neue geologische Epoche, die den Einfluss des Menschen auf die Erde zeigt. Dass dabei auch Suess' Studien zur Wiener Schuttdecke vor über 100 Jahren noch Relevanz haben, zeigte der Archäologe Matt Edgeworth von der Universität Leicester (rechts im Bild) in seinem Vortrag. Schuttdecke meint jenen Untergrund in städtischem Gebiet, der durch menschliche Artefakte wie z.B. Backsteinfragmente, zerbrochenes Glas und Knochen geprägt ist. Suess habe als erste Person bemerkt, "dass dieser anthropogenetische Untergrund mächtiger wird und dass man hier von einer eigenen stratigraphischen Schicht sprechen kann", so Edgeworth – hier im Gespräch mit dem Sedimentologen und Anthropozänforscher Michael Wagreich von der Universität Wien. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences)

Zur feierlichen Umbenennung des Hörsaals kamen rund 70 Gäste. Unter den zahlreichen VertreterInnen aus den Erdwissenschaften waren etwa auch Christian Köberl, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien und Peter Seifert, Direktor der Geologischen Bundesanstalt. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences)

Über das Wirken von Eduard Suess informiert seit dem 14. April eine Ausstellung vor dem Eduard Suess-Hörsaal. Zu den Exponaten gehört eine Kopie der Büste des Eduard Suess-Denkmals, welches 1928 am Schwarzenbergplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk errichtet und von Franz Seifert (1866-1961) entworfen und ausgeführt wurde. Zu sehen ist auch ein erst jüngst aufwendig renovierter tektonischer Globus von Leopold Kober (1883-1970): Kober vermutete, dass die für die Bildung von Gebirgen erforderlichen Tangentialkräfte in erster Linie durch eine Verringerung des Erdumfanges aufgebaut werden. Damit lehnte er sich an Suess' Vorstellung an, dass sich der Erdradius infolge fortschreitender gravitativer Verdichtung kontinuierlich reduziert. (Foto: Christian Stocker/Center for Earth Sciences)

Für den Kober-Globus wurde im Vorfeld zur feierlichen Umbenennung des Hörsaals unter Leitung von Claudia Feigl, Sammlungsbeauftragte der Universität Wien (im Bild 3. von rechts), eine aufwendige Vitrine konstruiert und aufgebaut. Die Ausstellung und Info-Tafeln hat Richard Lein (rechts) vom Department für Geodynamik und Sedimentologie konzipiert. Die kleine Eduard Suess-Schau ist als Dauerausstellung im UZA II geplant. (Foto: Marion Huber)
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