Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hubert Christian Ehalt
| 12. Dezember 2016Hubert Christian Ehalt hat die Universität und das Rathaus näher zusammengerückt – am liebsten von Tisch 17 im Café Landtmann aus. Für seine Verdienste als Wissenschaftsreferent, Forscher und Lehrender wurde dem "Querdenker" am 7. Dezember die Ehrenbürgerschaft der Universität Wien verliehen.
Hubert Christian Ehalt ist neuer Ehrenbürger der Universität Wien. Im Bild v.l.n.r.: Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Wien, Ehrenbürger Hubert Christian Ehalt, Rektor Heinz W. Engl und Karl Sigmund von der Fakultät für Mathematik.
Rektor Heinz W. Engl eröffnet die feierliche Zeremonie im Senatssaal der Universität Wien und dankt Hubert Christian Ehalt für seine langjährigen Verdienste. Seinem Bemühen als Wissenschaftsreferent der Stadt Wien zum Dank sowie durch seine mittlerweile 37-jährige ununterbrochene Lehrtätigkeit an der Alma Mater habe Ehalt maßgeblich dazu beigetragen, dass Wien sich eine Wissenschaftsstadt nennen kann.
"In der Stadt, mit der Stadt, mit den Hochschulen, mit der Scientific Community: In nun über drei Jahrzehnten als Wissenschaftsreferent hast du viel geleistet", auch Andreas Mailath-Pokorny, amtsführender Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Wien, spricht seinem Weggefährten Hubert Christian Ehalt Anerkennung aus. Aufklärerisch habe Ehalt Wissenschaft und Erkenntnis in die Stadt gebracht und so eine Annäherung an die Universitäten bewirkt. "Menschen wie dich braucht die Wissenschaft" – die heute verliehene Ehrenbürgerschaft habe Ehalt daher mehr als verdient, so Mailath-Pokorny.
"Ehalt ist die Verkörperung des urbanen Intellektuellen. Urbaner und intellektueller kann man kaum sein – mit Bart, Schal und allem", so eröffnet Karl Sigmund von der Fakultät für Mathematik seine Laudatio. Sigmund bescheinigt seinem Freund und Kollegen eine "manische Vielseitigkeit": Kunst war schon früh Ehalts Passion, mit 20 Jahren begann er Psychologie und Philosophie, Geschichte, Pädagogik, Kunstgeschichte und Soziologe an der Universität Wien zu studieren. Er dissertierte über das Wiener Hofleben im 17. und 18. Jahrhundert, schrieb u.a. über die "Geschichte von unten", die Beisln in Wien oder die Volksfrömmigkeit und begründete die Wiener Vorlesungen.
Der junge Ehalt reiste gern und viel: nach Istanbul, Nordafrika, Nepal und Sri Lanka. Er war auch Reiseleiter bei der Ökista, dem legendären Reisebüro für Studierende. Als Sigmund ihn einst fragte, wo er sich denn am wohlsten fühle, hat Ehalt geantwortet: "Irgendwo zwischen Rom und Neapel on the road – am besten nach Mitternacht!"
Im Alter von 35 Jahren wurde Ehalt Wissenschaftsreferent der Stadt Wien. "Damals hatte das Wiener Rathaus ein Herz für bunte Vögel", schmunzelt Sigmund. Ehalt hatte sich nämlich nicht nur als hervorragender Wissenschafter profiliert, sondern auch als Künstler, Querdenker und Rebell mit anarchistischer Ader. Doch Ehalt schrieb als Wissenschaftsreferent Stadtgeschichte.
In den ursprünglichen Plänen sah Architekt Heinrich Ferstel Ende des 19. Jh. vor, dass sich die Eingangsfront der Universität Wien zum Rathausplatz hin öffnet. Der Entwurf wurde nie umgesetzt und das heutige Ensemble wirkt eher so, als ob die Universität dem Rathaus die Schulter zeige und das Rathaus an der Universität vorbeistarre. Ehalt habe das ins Lot gerückt: Die beiden Häuser hat er symbolisch aufeinander zugedreht und ein partnerschaftliches Ambiente geschaffen – nicht selten vom Tisch 17 im Café Landtmann aus.
Der neue Ehrenbürger bedankt sich herzlich für die netten Worte: "Seit fast genau 32 Jahren war ich der für die Universität(en) in Wien, für die Wissenschaft, für Wissenschaftsförderungen, für gemeinsame Aufgabenstellungen der Universität(en) und der Stadt Wien verantwortliche Referent des Rathauses. So konnte und durfte ich den 'Pas de deux' von Universität(en) und dem Rathaus zur Wissenschaftsstadt Wien mitgestalten" ...
"Wichtige Zäsuren in dieser Arbeit waren für mich die Gründung der städtischen Wissenschaftsförderungsfonds, die Vorbereitung und Eröffnung des Universitätscampus, die Benennung einer Geschäftsgruppe der Stadt Wien mit dem Aufgabenfeld Wissenschaft (2001), die etwa 1.500 Wiener Vorlesungen seit Mai 1987, die Initiierung und editorische Betreuung des Wissenschaftsberichts der Stadt Wien, die neue Benennung der Adresse der Universität Wien – Universitätsring 1. Die Universität Wien war für mich eine Idealzone von Beginn meines Arbeitslebens bis jetzt. So hat diese Ehrung für mich eine ganz besondere Bedeutung. Es wird mir urkundlich bescheinigt, dass die Universität Wien meine Arbeit schätzt. Dafür danke ich sehr herzlich – ich freue mich darüber sehr."
Für musikalische Einlagen sorgt an diesem feierlichen Abend das Schoffenger Quartett.
Mit persönlichen Glückwünschen und guter Stimmung klingt die Veranstaltung aus. (Fotos: derknopfdruecker.com/ Archiv der Universität Wien/ Universität Wien; Text: H. Möller)
Über Hubert Christian Ehalt:
Christian Hubert Ehalt studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Soziologie, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien. 2000 habilitierte er sich im Fach Sozialgeschichte an der Universität Wien. Seit 1980 lehrt er als Lehrbeauftragter, Privatdozent, Honorar- und Gastprofessor an verschiedenen österreichischen Universitäten. 1984 wurde Ehalt zum Wissenschaftsreferent der Stadt Wien bestellt. Seit 2009 ist er Präsident der Gesellschaft der Freunde der ÖAW, seit 2013 Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
