Umwelt im Fokus: "Your PhD - What's Next?"
Gastbeitrag vom Forschungsverbund Umwelt | 15. Oktober 2018Junge UmweltwissenschafterInnen der Universität Wien trafen im Rahmen eines Karrieresymposiums des Forschungsverbundes Umwelt und des DoktorandInnenzentrums zusammen und diskutierten mit ExpertInnen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft Karrierewege nach dem Doktorat.

Laut Erhebungen arbeitet im Vereinigten Königreich weniger als jede/r fünfte Promovierte an einer Hochschule, in Deutschland finden gar nur sechs Prozent der Promovierten wissenschaftliche Vollzeitstellen. Die Frage nach dem nächsten Karriereschritt sei für PhD-InhaberInnen heute besonders zentral.

"Und dies gilt insbesondere für die Umweltwissenschaften, die auch eine große gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen haben", sagte Gerhard J. Herndl, stellvertretender Leiter des Forschungsverbundes Umwelt und Vize-Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften. Er begrüßte die rund 85 teilnehmenden DoktorandInnen, Postdocs und ExpertInnen am ersten Tag des PhD-Karrieresymposiums in der Sky Lounge der Uni Wien.

"Doktorandinnen und Doktoranden sind sich nicht immer der gesamten Bandbreite ihrer erworbenen Kompetenzen bewusst", so Bianca Lindorfer vom DoktorandInnenzentrum der Uni Wien. Ziel der Doktoratsausbildung müsse es auch sein, die jungen WissenschafterInnen für eine Bandbreite an Jobs und eine Vielfalt an Rollen in der Gesellschaft auszubilden. Gleichzeitig könne die Brücke zwischen Wissenschaft und anderen Arbeitssektoren noch stärker ausgebaut werden.

Die jungen UmweltwissenschafterInnen stammten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen – vor allem mit Schwerpunkt in den Naturwissenschaften, aber auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften. Zudem zeigte sich die große Internationalität der Umweltwissenschaften: Die Mehrheit der TeilnehmerInnen stammte nicht aus Österreich.

Im Rahmen eines World Café trafen die NachwuchswissenschafterInnen auf die ExpertInnen aus der Wissenschaft, aus der Wirtschaft, den Bereichen Start-Ups, NGOs und alternative Karrierewege sowie aus der öffentlichen Verwaltung.

Oliver Dworak, Senior Advisor für Energie- und Umweltpolitik der Wirtschaftskammer Österreich, und Daniela Ostheim, Qualitätsmanagerin bei Drehm Pharma, teilten ihre Erfahrungen und Ansichten über die Qualifikationen von UmweltwissenschafterInnen im Bereich Industrie bzw. Privatwirtschaft. In ihrer Zusammenfassung betonte Daniela Ostheim, dass UmweltwissenschafterInnen mit einem PhD zahlreiche Qualifikationen mitbringen, die in der Wirtschaft hoch im Kurs stehen. Allerdings seien Stellen in Forschungsabteilungen rar, Chancen gebe es vor allem in Innovationsabteilungen, im Projektmanagement und in anderen "ExpertInnenjobs". Wichtig seien daher Zusatzqualifikationen in den Bereichen Projektmanagement und Kommunikation.

Flexibilität, Kreativität, eigenes Engagement, gute Kommunikationsfähigkeiten, proaktives Auftreten und der Aufbau eines professionellen Netzwerkes: Diese konkreten Handlungsempfehlungen gab Peter Iwaniewicz, Referatsleiter für Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Kommunikationsexperte und Autor, den UmweltwissenschafterInnen mit auf den Weg. Man müsse schon früh beginnen zu überlegen und zu recherchieren, wie man sich auf dem Jobmarkt präsentieren und positionieren sollte.

Was braucht es, um sein eigenes Unternehmen zu gründen? Andreas Gschöpf (li.), Start-up Consultant bei INiTS Universitäres Gründerservice, sowie Gerald Spreitzhofer, Alumnus der Uni Wien und Gründer von MeTGIS ProfessionalWeatherService, teilten ihr diesbezügliches Wissen mit den Interessierten. Laut Gerald Spreitzhofer (re.) verlangt die Selbständigkeit den jungen GründerInnen einiges ab – Flexibilität, Belastbarkeit und internationale Erfahrung seien mit Sicherheit von Vorteil.

Die TeilnehmerInnen hatten die Möglichkeit, insgesamt drei der fünf Tische für jeweils 20 Minuten zu besuchen und auch ihre eigenen Fragen oder Ansichten einzubringen.

Ingwald Gschwandtl (li.), Abteilungsleiter Waldpolitik, Waldökonomie und Waldinformation des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, und Maximilian Biwald, Projektkoordinator der Stadt Wien, Abteilung HR und Auditing, vertraten besonders große Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung. Sie plädierten dafür, trotz allgemein eher restriktiver Einstellungspolitik auch hier das Arbeitsmarktpotenzial im Auge zu behalten. Im Bereich der Öffentlichen Verwaltung seien Netzwerke und persönliche Kontakte ebenfalls sehr wichtig; Praktika und das Bewerben auf befristete Stellen, wie sie sich beispielsweise im Rahmen einer EU-Ratspräsidentschaft ergeben können, seien daher strategisch empfehlenswert. Das recht niedrige Einstiegsgehalt im Öffentlichen Dienst sei zu beachten, dafür biete der Bereich zum einen Sicherheit, zum anderen auch gute Auf- und Umstiegsmöglichkeiten.

Das universitäre Arbeitsfeld vertraten neben dem Ozeanograph Gerhard J. Herndl auch die Sinologin und ehemalige Vize-Rektorin der Universität Wien, Susanne Weigelin-Schwiedrzik sowie die Aerosolphysikerin und ERC-Grant-Halterin Bernadett Weinzierl. Wer ProfessorIn werden wolle, müsse sich möglichst früh und sehr bewusst dafür entscheiden, so lautete einer der Ratschläge. Ein hoher Arbeitsdruck und internationale Mobilität kennzeichnen unter anderem das akademische Umfeld.

Grundtenor der Gespräche war: Es sei jedenfalls genauso wertvoll und für das Erreichen des Ziels einer nachhaltigen Gesellschaft wichtig, wenn DoktorandInnen eine Karriere außerhalb der Hochschule anstreben und ihr Wissen wie auch ihre Kompetenzen in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen einbringen.

Am zweiten Tag des Karrieresymposiums des Forschungsverbundes Umwelt und des DoktorandInnenzentrums der Universität Wien hatte eine kleinere Gruppe Doktoratsstudierender aus den Umweltwissenschaften die Möglichkeit, an einem Workshop zu "Strategische Karriereentwicklung" mit Coachin Ute Riedler teilzunehmen.

Das DoktorandInnenzentrum der Universität Wien bietet eine Reihe an Informations- und Weiterbildungsangeboten an. Der Forschungsverbund Umwelt ist das Netzwerk von UmweltwissenschafterInnen der Universität Wien – mit derzeit rund 150 Mitgliedern – und steht allen Interessierten offen. Das Karrieresymposium am 9. und 10. Oktober 2018 war die erste Zusammenarbeit beider Einrichtungen. "Das große Interesse der UmweltwissenschafterInnen an dieser Veranstaltung hat uns sehr gefreut", betonte Thilo Hofmann, Leiter des Forschungsverbundes Umwelt, rückblickend. Das Interesse zeige aber auch deutlich, dass die eigene Karriere als unsicher empfunden wird. Umso wichtiger sei es, bereits im Rahmen des Studiums verschiedene Optionen aufzuzeigen: "Das war beim Symposium durch die Expertinnen und Experten, denen unserer besonderer Dank gilt, möglich!" Einer zentralen Empfehlung während des Symposiums, dem Aufbau von professionellen Netzwerken, konnten die jungen UmweltwissenschafterInnen im Anschluss an das World Café am ersten Tag bei Getränken und Snacks auch schon gleich folgen. (Alle Fotos: © Universität Wien / Phillip Lichtenegger)
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