Der neunte Sommerdiskurs der Universität Wien, diesmal unter dem Generalthema "Bewegungsräume – Mobilität, Innovation und Ethik der Forschung", fand von 3. bis 5. August am malerischen Campus des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung am Wolfgangsee statt. Ein fotografischer Nachbericht.
Den Auftakt bildete ein hochkarätig besetztes Podium, welches wirtschaftliche, politische und rechtliche Aspekte der kontroversiellen Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) beleuchtete. Unter der Moderation des Investitionsschutzexperten Christoph Schreuer sprachen die ProfessorInnen Werner Neudeck, Bernhard Schima und Ursula Kriebaum über Mythen und Tatsachen rund um das geplante Handelsabkommen, wie etwa den umstrittenen Investitionsschutz, die Informationspolitik der EU-Kommission über die Verhandlungen und die zu erwartenden Auswirkungen.
"From Radical Science to Citizen Science: What have we gained? And what have we lost?" war der Titel des Vortrags von Barbara Prainsack, Professorin für Politikwissenschaften am King's College London, mit dem der zweite Tag des Sommerdiskurses in Strobl begann. Nachdem sich die Expertin für Global Health zuerst den ethischen Herausforderungen neuer Technologien wie etwa genetischen Modifikationen widmete, erläuterte sie die seit einigen Jahren bestehende Strömung "Citizen Science". Dabei unterstützen interessierte Laien naturwissenschaftliche Projekte, etwa durch Sammlung von Daten, Analyse und Interpretation von Informationen aber auch durch Beschaffung finanzieller Mittel (Crowdfunding).
Danach konnten die TeilnehmerInnen unter zahlreichen Workshops wählen, in denen sie sich in Kleingruppen mit den Themen des Sommerdiskurses intensiv auseinandersetzen konnten. In diesem Rahmen standen etwa "Ethikfragen der Forschung", "Neutralität der Wissenschaft" und "Wissenschaft und Zivilgesellschaft" zur Debatte.
Auch das aktuelle Thema Flüchtlingskrise wurde am Sommerdiskurs in einer ExpertInnenrunde besprochen. Unter der professionellen Diskussionsleitung von Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid (Der Standard) debattierten Heinz Faßmann, Vize-Rektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrates für Integration des BMI mit den Professoren der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät Robert Rebhan (Arbeits- und Sozialrecht) und Alexander Somek (Rechtsphilosophie), dem Medienprofi Andy Kaltenbrunner sowie den SozialpartnervertreterInnen Margit Kreuzhuber (WKÖ) und Johannes Peyrl (AK Wien). Schwerpunkte der Diskussion lagen bei den Schwächen des Asylsystems, den Chancen und Risiken einer frühen Arbeitsmarktintegration, rechtlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zur Bewältigung dieser "Krise".
Ein abschließender Höhepunkt am dritten Tag war der Vortrag des international renommierten Energie, Technologie- und Klimaforschers Arnulf Grübler (Yale/IIASA, rechts im Bild), der den Titel "Mobility in the past and in the future under climate change" trug. Grübler zeigte in einem historischen Streifzug die Probleme und Chancen von Mobilitätstechnologien und gab Denkanstöße für die darauf folgende, von Nikolaus Forgó moderierte Diskussionsrunde, an der auch Vertreter der Automobilindustrie (Christoph Alt), der Logistikbranche (Gerald Gregori) sowie des ÖAMTC (Martin Hoffer) und die Rechtswissenschafterin Iris Eisenberger (BOKU) teilnahmen.
Das Kulturprogramm bot einen Streifzug durch die verschiedenen Künste. Eine Präsentation des Selbstportraits eines italienischen Vertreters des Manierismus, Parmigianino, durch Daniel Uchtmann vom KHM Wien eingebettet in einen Streifzug durch die Geschichte der Mobilität der Künstler. Eine lange Tradition des Sommerdiskurses seit seinen Anfängen ist ein Kammerkonzert mit einem Streichquartett aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker. Dem Kammerkonzert mit Werken von Haydn, Dvorak und Mozart lauschten die TeilnehmerInnen des Sommerdiskurses gemeinsam mit TeilnehmerInnen der Sommerhochschule der Universität Wien und Gästen aus der Bevölkerung in der barocken Pfarrkirche von Strobl. (Fotos und Text: Esther Ayasch und Stefan Wedrac)