Simulation am UNO-Sitz – Studierende erspüren globale Verantwortung
Gastbeitrag von Wolfgang Gruber | 18. Juni 2014Mitte Juni 2014 hatten Studierende der Internationalen Entwicklung die Chance, selbst in die Rolle von Delegierten zu schlüpfen: Einen Tag lang wurde am UNO-Sitz in Wien eine Simulation mit der Agenda "Ernährungssicherheit, -souveränität und Globale Verantwortung" durchgeführt.

Am Freitag, den 13. Juni 2014, traf sich eine größere Gruppe von Studierenden schon früh Morgens um 8.30 Uhr am Eingang des Sitzes der Vereinten Nationen in Wien. Der Grund dafür war die Durchführung einer ganztägigen Simulation mit der Agenda: "Ernährungssicherheit, -souveränität und Globale Verantwortung". Gemeinsam mit der langjährig bewährten Partnerschaft zwischen dem United Nations Information Service und der Lehrveranstaltungsleitung um Wolfgang Gruber wurde nun ein neuer Durchlauf unternommen.

Die Themen der Simulation variierten dabei in den letzten Jahren, waren jedoch in allen Fällen explizit dazu gedacht eine Verbindung von Theorie und Praxis herzustellen. Die Simulation ist in die Lehrveranstaltung "Internationale Entwicklung im historischen Kontext" des Instituts für Internationale Entwicklung eingebunden. Die Beschäftigung mit Globalgeschichte steht dabei im Zentrum dieses Kurses. Die Studierenden begeben sich zu Beginn des Semesters in die Rolle von nationalen Stakeholdern, welche sie am Ende des Semesters dann auch auf der Konferenz in einem möglichst realitätsgetreuen Rahmen vertreten.

Zu Anfang der Simulation konnten die Studierenden selbstständig zwischen den wochenlang vorbereiteten Unterthemen wählen. Die diesbezügliche Auswahl umfasste dabei die drei Themen Land Grabbing und die Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion, Ernährungssicherheit, -souveränität und globaler Handel im Netz von Protektionismus sowie Freihandel und das Spannungsfeld von industrieller Landwirtschaft versus kleinbäuerlicher und nachhaltiger Landwirtschaft. Zwei dieser Themen wurden schließlich in zwei getrennten Sessions nacheinander behandelt.

Durch den Simulationstag führte die Studierenden-Stakeholdergruppe UN (rechts im Bild) und ein erweitertes Team rund um die eigentliche Lehrveranstaltungsleitung (links im Bild das TutorInnenteam). Beim erweiterten Team soll auf das besondere Engagement von ehemaligen Studierenden dieses Kurses hingewiesen werden, die freiwillig einen Tag ihrer Zeit für das Beobachten ihrer KollegInnen bereitstellen und damit der Lehrveranstaltungsleitung eine wertvolle Stütze bei der Evaluierung und Weiterentwicklung der Simulation sind.

Die Studierenden selber arbeiteten den gesamten Tag von 8.30 Uhr bis 18 Uhr konzentriert und auf ihre jeweiligen Aufgaben fokussiert. In die Rolle ihrer jeweiligen Stakeholder zu schlüpfen fiel dabei nicht allen gleich leicht, jedoch spricht das grundsätzliche Aktivitätslevel für die verstärkte Nutzung von Simulationen im Lehrveranstaltungskontext.

Besonders hervorzuheben ist sicherlich auch die besondere Atmosphäre an diesem Tag. Nicht nur hatten die Studierenden erhebliche Zeit in die inhaltliche Vorbereitung der Simulation gesteckt, sondern sie legten auch großen Wert auf das konferenzgerechte Auftreten trotz hochsommerlicher Temperaturen. Manche Gruppen hatten ganze Rucksäcke voller Utensilien für ihre jeweiligen Konferenztische dabei.

Wie hier zu erkennen, war nicht nur äußerste Konzentration auf die Konferenzagenda gerichtet, sondern trotz aufgeregten Verhandlungen auch Raum für eine enthusiastische und teils heitere Atmosphäre.

So heiter wie manche Teile von Verhandlungen um das jeweils relevante Thema auch waren, herrschte doch im Großteil des Tages die Anspannung vor. In der ersten Debriefing-Phase nach der Simulation lautete der allgemeine Tenor: Es war sehr anstrengend und intensiv, jedoch auch lehrreich. Viele der Studierenden können sich vorstellen, selber als BeobachterIn bei der nächsten Simulation mitzumachen.

Resümierend kann festgehalten werden, dass die veränderte Lernatmosphäre in der UN, die Rolle als StaatenvertreterInnen und das gemeinsame produktive Arbeiten eine für alle beteiligten Personen überaus wertvolle Erfahrung darstellt. Weitere Simulationen sind in interuniversitärer Zusammenarbeit mit der BOKU und diversen anderen Akteuren und Ministerien bereits in Vorbereitung. (Text: Wolfgang Gruber, Fotos: Daniel Cox)
Mag. Wolfgang Gruber ist am Institut für Internationale Entwicklung tätig und leitet die Lehrveranstaltung "Internationale Entwicklung im historischen Kontext".