"Heimische Falter zu züchten, ist eine Herausforderung – das geht bei tropischen Schmetterlingen, die konstante Umweltbedingungen ohne jahreszeitliche Veränderungen in Temperatur und Tageslänge gewöhnt sind, leichter", erzählt Andrea Grill. Die Gewohnheiten der Großen Ochsenaugen zu studieren und dabei Erfahrungen beim Züchten zu sammeln, sind eigentlich nur ein Nebeneffekt der Forschungsarbeit der Biologin: Wenn die Zuchtexperimente erst einmal erfolgreich sind, will sie die österreichischen Falter mit ihren Verwandten von der italienischen Insel Sardinien "verkuppeln". Denn dort gibt es neben der in ganz Europa vorkommenden Art Maniola jurtina (im Bild ein Weibchen, aufgenommen in der Voliére im Botanischen Garten) noch eine weitere Ochsenaugenart, die nur auf Sardinien lebt: die sogenannten Sardischen Ochsenaugen oder auch Maniola nurag. Ob und wie die Falter erkennen, ob ein Gegenüber zur eigenen Art gehört oder nicht – und ob das eine Rolle im Paarungsverhalten spielt – gehört zu den Fragen, die Andrea Grill beantworten will: "Es geht darum, zu begreifen, warum sich diese nah verwandten Arten nicht einfach hemmungslos miteinander kreuzen und also genetisch vermischen, d.h. letztlich um einen winzigen Beitrag zur großen Frage: Wie entstehen Arten?", so die Biologin.