Mosambik in Kontrasten
Redaktion (uni:view) | 19. März 2018Studierende der Uni Wien sind in Südafrika und Mosambik unterwegs. Im Rahmen ihrer Exkursion besuchten sie Schulen, Universitäten oder Archive und trafen auf interessante Menschen mit spannenden Geschichten. Für uni:view sammeln sie Kontraste, die ihnen in Mosambik begegneten.
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Ein stets präsentes, ambivalentes Thema in Mosambik ist Wasser. Einerseits scheint es im Süden Mosambiks in Übermengen vorhanden: Der Blick aus dem Bus zeigt wucherndes Grün, immer wieder sehen wir überschwemmte Siedlungen und Märkte. Andererseits kommt es zu Mangelerscheinungen – die Folgen sind Dürre oder Wasserrationierung in größeren Städten.
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Viele Menschen legen täglich weite Arbeitswege zurück, da sie in vorstädtischen Siedlungen leben, jedoch in der Stadt arbeiten. Die Lebenshaltungskosten in Maputo sind sehr hoch – grundlegende und alltägliche Dinge sind für viele oft nicht leistbar.
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An der Praça da Independência, dem "Platz der Unabhängigkeit" im Zentrum der "Zementstadt", wie die in der Kolonialzeit von PortugiesInnen bewohnte Zone Maputos auch genannt wird, wurde 2011 eine Bronzestatue von Samora Machel, dem Führer der Befreiungsbewegung FRELIMO und ersten Präsidenten der Volksrepublik, errichtet. Die in der Haltung des Porträtierten zum Ausdruck gebrachte Klarheit und Bestimmtheit wirkt als maximaler Kontrast zum heterogenen bis anarchischen Erscheinungsbild der Stadt.
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Mitten im Zentrum Maputos: das Sirren in der Luft, die Löcher in der Stadt. Wohnblocks, an denen die Zeit kratzt, Ruinen aus einer vergangenen Zeit. Überall die Spuren der portugiesischen Kolonialherrschaft, die typischen Kaffeehäuser und Bäckereien, die Architektur Portugals. Aber die Farbe an den Fassaden blättert ab, die Häuser im Kolonialstil stehen geduckt zwischen den neueren, bunten Hochhäusern und den riesigen, von den Chinesen erbauten Hotelanlagen, die aus dem Stadtbild ragen.
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In der Galerie Kulungwana, im Bahnhof von Maputo, sehen wir uns die neuesten Werke von Reinata Sadimba, der wohl bedeutendsten Bildhauerin Mosambiks, an. Auffällig sind die Muster der Tonkeramiken, die an die Tätowierungen der Makonde erinnern, der Volksgruppe, zu der die Künstlerin gehört, die im Übrigen auch kein Portugiesisch, sondern nur Makonde spricht.
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Kunst begegnet uns nicht nur in der Galerie in Maputo, sondern ist in Mosambik allgegenwärtig, wie auch in Mafalala, einem Stadtteil Maputos, in dem es zur Zeit der portugiesischen Kolonialherrschaft der schwarzen Bevölkerung untersagt war, feste Häuser aus Ziegeln und Zement zu errichten. Hier lebten die größten DichterInnen und intellektuellen VordenkerInnen der Unabhängigkeit wie José Craveirinha und Noémia de Sousa. Noch heute prägen die schmalen und schlammigen Straßen sowie die Wellblechhäuser dieses Viertels das Erscheinungsbild Maputos.
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In Matola, einer der Vorstädte Maputos, erstreckt sich eine Mülldeponie direkt an der Hauptstraße. Am Tag unserer Ankunft ist hier in direkter Nachbarschaft während eines Starkregens eine andere Deponie ins Rutschen geraten und hat siebzehn Menschen verschüttet.
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Weite, Freiheit, angenehmes Nass und sengende Sonne. Einen Erholungstag verbringen wir am paradiesischen Strand der Ilha da Inhaca. Die bewohnte Insel vor Maputo bezaubert durch Mangroven und weite Sandstrände und trennt die Baía de Maputo vom Indischen Ozean.
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Nach drei Stunden Busfahrt durch das flache, überschwemmte Land gelangen wir in den 145 Kilometer nördlich von Maputo gelegenen Küstenort Bilene in der Provinz Gaza. Die Saison ist vorüber, der Strand ist leer, Sturm und Regen fegen uns zwei Tage lang ins Gesicht. Fitzcarraldo-Stimmung. Unseren letzten Abend in Mosambik verbringen wir in einem bunt-glitzernden Lokal mit portugiesischer Kitsch-Musik und einer afrikanischen Antilope, die mit ihren Korkenzieher-Hörnern aus der Wand starrt. Warten, so wissen wir inzwischen, gehört dazu: Zeit misst man nicht, Zeit hat man. Doch die Kellnerin stellt selbst die Geduldigsten unter uns auf die Probe: Den letzten von uns serviert sie das bescheidene Mahl nach drei Stunden.
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Auf dem Sportplatz der Technischen Berufsschule im Ortskern von Bilene spielen Jugendliche. Die Fußgängerin auf dem Gehsteig trägt eine sogenannte Capulana, ein traditionelles, in allen Farben und Mustern erhältliches Wickeltuch, das im Alltag vor allem von den Mosambikanerinnen vielseitig eingesetzt wird – als Tragetuch für Babys und Kleinkinder, als Kleid oder Rock, als Kopftuch, Handtuch, Leintuch oder als Leichentuch. (Texte: Luzia Hoffmann, Jürgen Sallachner, Melanie Strasser, Sarah Triml, Tatjana Wais; Fotos: Jürgen Sallachner)
Die Exkursion nach Südafrika und Mosambik fand unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kirsten Rüther, M.A. (Institut für Afrikawissenschaften) und Univ.-Prof. Dr. Kathrin Sartingen (Institut für Romanistik) statt.