KinderuniWien: 300 Fragen an den Bundespräsidenten
Redaktion (uni:view) | 09. Juli 2012"Hier darf Neugier wachsen": Am 9. Juli 2012 wurde die 10. KinderuniWien von Bundespräsident Heinz Fischer und Vizerektorin Christa Schnabl eröffnet. Im Rahmen der Eröffnungsvorlesung erzählte der Bundespräsident aus seinem Arbeitsalltag und beantwortete die vielen Fragen der Naseweise.
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Vor dem Hörsaal C am Campus der Universität Wien durchtrennte Bundepräsident Heinz Fischer gemeinsam mit Vizerektorin Christa Schnabl das grüne Band der 10. KinderuniWien: "Wir freuen uns, dass der Bundespräsident diesen 10. Geburtstag mit uns feiert", so die Vizerektorin, die betont, dass es wichtig sei, Kinder schon früh mit Forschung und dem universitären Leben in Berührung zu bringen: "Die WissenschafterInnen der Universität Wien freuen sich schon darauf, ihr Wissen mit den Kindern zu teilen."
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Der Ansturm auf den prominenten "Kinderuniprofessor" ist groß: Eltern, Kinder, JournalistInnen und FotografInnen umringten den Bundespräsidenten, der sich gemeinsam mit Vizerektorin Christa Schnabl einen Weg Richtung Hörsaal bahnte. Auf die Fragen der kleinen NachwuchswissenschafterInnen ging Fischer aber gerne ein.
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Gemeinsam mit dem Bundespräsidenten, begrüßte Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros Universität Wien GmbH, die 300 Kinder, die zur Eröffnungsvorlesung zum Thema "Was macht ein Bundespräsident den ganzen Tag?" gekommen waren. (Foto: KinderuniWien/APA-Fotoservice/Hautzinger)
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Während der Bundespräsident heuer zum ersten Mal die Kinderuni besucht, sind die meisten der anwesenden Kinder, aber auch seine Gemahlin Margit Fischer (rechts im Bild), schon "Kinderuniprofis". An diesem Tag haben bereits 800 Kinder ihr Studium an der KinderuniWien aufgenommen. Insgesamt sind heuer 4.021 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren angemeldet.
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Nach einem kurzen Einführungsfilm, der Einblicke in das Arbeitsleben des Bundespräsidenten gestattete, begann Heinz Fischer mit seiner Vorlesung. Er ludt die Kinder sofort ein, Fragen zu stellen – und wandte sich gleich selbst mit einer Frage an die Kinder: "Wisst ihr, wer mein Vorgänger war?" Die richtige Antwort von Seiten der Kinder ließ nicht lange auf sich warten.
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"Meine dreijährige Enkelin hat mich heute Morgen gefragt, warum ich ins Büro gehe", begann Fischer. Doch bevor er zur Frage "Was macht ein Bundespräsident den ganzen Tag?" übergehen konnte, kamen von Seiten der Kinder schon die ersten Fragen: "Warum hat der Bundespräsident keine Krone?" und "Fahren Sie mit einer Limousine?", "Wie viel verdienst du im Jahr?" Fischer beantwortete alle Fragen und erklärte kurz die Spielregeln der Demokratie – die Verfassung – bevor er aus seinem Arbeitsalltag erzählte: Um acht ins Büro, Kaffee, Dokumente unterzeichnen, BesucherInnen empfangen, telefonieren und zu Eröffnungsveranstaltungen, wie der Kinderuni, fahren. Die Kinder wollten alles über Heinz Fischer wissen: Was er in seiner Freizeit macht und welche lustigen Geschichten er so auf Lager hat.
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Karoline Iber stellte drei Mitglieder des KinderuniWien-Beirats vor: KinderuniWien-Studierende, die den OrganisatorInnen mit Ratschlägen und Tipps zur Seite stehen und die KinderuniWien-Studierenden bei Terminen – wie der Pressekonferenz oder bei Vorbereitungstreffen mit KinderuniWien-Lehrenden – vertreten.
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Die elfjährige Helena (links) hatte gleich eine Frage für den prominenten Vortragenden: "Werden Sie erkannt, wenn Sie auf der Straße spazieren? Wie reagieren die Leute?" und die zehnjährige Sarah (Mitte) fragte, ob der Bundespräsident auch beim Wandern einen Bodyguard dabei hat. "Wie sind Sie überhaupt Bundespräsident geworden?", fragte die siebenjährige Isabella (rechts). (Foto: KinderuniWien/APA-Fotoservice/Hautzinger)
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In der Zwischenzeit hatten sich die Kinder Fragen überlegt und auf Zettel geschrieben, die dann vom Kinderuni-Team eingesammelt wurden. Heinz Fischer beantwortete eine Frage nach der anderen: Von "Kennen Sie sich mit Computer aus?", über "Sind Sie aufgeregt bei Reden?" bis hin zu "Was wollten Sie früher werden?". Zuerst Lokomotivführer, dann Fußballer und schließlich wollte Heinz Fischer Astronomie studieren, bevor er sich dann doch für die Rechtswissenschaften entschied. Schließlich musste sich der Bundespräsident noch im Kopfrechnen üben. "Wie vielen Menschen haben Sie schon die Hand gegeben?", lautete nämlich eine Frage. Heinz Fischer rechnet mit ungefähr 50 Mal am Tag: das macht für acht Jahre etwa 146.000mal Händeschütteln. Ob der Bundespräsident Steuern zahlt, ob er gern ins Kino geht und wie viele Sprachen er spricht – die Neugier der Kinder war schier unendlich.
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Die Zeit wurde knapp, deshalb zog der Bundespräsident drei Zettel aus dem Fragenkorb: "Was ist Ihre Lieblingsfarbe?", lautete die erste. "Im Fußball grün, auf den Bildern rot", so die Antwort des Bundespräsidenten, die zum Teil zustimmenden Applaus auslöste. Die Frage "Was passiert, wenn niemand kandidiert?", beantwortete Fischer mit einem theoretischen Szenario und auf die Frage "Ist es schwer, Bundespräsident zu sein?", erzählte der Befragte von der Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen und wie wichtig es sei, hinter seiner Entscheidung zu stehen, auch wenn man kritisiert wird.
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Dann war der Bundespräsident an der Reihe, Fragen zu stellen: Seid ihr mit dem Zeugnis zufrieden? Wie gern lest ihr? Macht ihr Sport? Die Kinder konnten auf die Fragen mit bunten Kärtchen antworten (gelb stehr für "sehr"), und Heinz Fischer ging durch die einzelnen Reihen und fragte die Kinder nach ihrer derzeitigen Lektüre, welche Sportart sie betreiben und wie viele Sprachen sie sprechen. Dabei stellte er überraschend fest, dass einige Kinder vier – und sogar fünf – Sprachen sprechen.
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"Finden Sie die vielen Fotografen nervig?", kam dann schon die nächste Frage aus dem Publikum. "Was für ein Handy haben Sie?" und "haben Sie schon mal jemanden gefeuert?". Der Bundespräsident beantwortete jede Frage der wissensdurstigen KinderuniWien-Studierenden. Nach einer kleinen "Zugabe" und Erinnerungsfotos mit allen 300 Kindern – auf ausdrücklichen Wunsch der jungen ZuhörerInnen – verabschiedete sich der Bundespräsident. "Es hat Spaß gemacht hier zu sein und ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr wieder", beendete Heinz Fischer seine erste KinderuniWien-Vorlesung.
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Nach dem Kinderuni-Applaus wurde der Bundespräsident noch von den zahlreichen JournalistInnen umringt und ihrerseits mit Fragen bombardiert. "Ich bin vor allem erstaunt über das große Wissen und die vielen Fragen der Kinder", sagte Fischer abschließend. (Text: Petra Schiefer/ Fotos: Markus Steiner/uni:view und KinderuniWien/APA-Fotoservice/Hautzinger)