Grüße aus Nepal! (Tag 9 und 10)
| 18. April 2013Das GeographInnenherz schlägt dieser Tage höher: Das Exkursionsteam schaut sich die Kalopani-Felsgleitung an, die sich in der Nähe einer Hauptabschiebung aufgrund tektonischer Beanspruchung des Gesteins ereignet hat.
Das heilige Moor Titigaon bildete sich in einer wasserundurchlässigen Senke, die vom Prallhang der Felsgleitung begrenzt ist. Es herrscht große Unsicherheit, was die Herkunft der umliegenden Festgesteine betrifft. Eine frühere Studie ermittelte nämlich zwei unterschiedliche Alter: östlich des Sees etwa 29.000 Jahre alt, westlich davon aber ca. 38.000 Jahre alt. Manche ForscherInnen meinten, dass die älteren Gesteine Moränenreste sind, wobei die Richtigkeit der ermittelten Alter wegen der Instabilität der Blöcke fragwürdig ist. Am plausibelsten wirkt aber die Theorie, dass es sich um zwei zeitlich unterschiedliche gravitative Ereignisse handelt. Im Bild ist der Blick von der Bergsturzmasse Richtung Süden, wo die Ortschaft Kalopāni liegt, zu sehen.
Das Moor führt bei unserem Besuch aufgrund des letzten Monsuns, der heuer besonders stark ausgefallen ist, sehr viel Wasser: Bäume, Strommasten und Felszäune liegen unter Wasser. Dadurch ist eine Probenahme zu Datierungszwecken trotz vorhandener technischer Ausrüstung leider nicht möglich. Vom Kalopāni-Bergsturz aus kann man auch zwei kleinere Bergstürze beobachten, die ihren Ursprung westlich des Pangbu-Khola-Flusses haben. Im Bild ist das Titigaon-Moor und der angrenzende Prallhang des Bergsturzes zu sehen.
Am Nachmittag sind wir bereits wieder zurück in der "See You Lodge", wo wir uns ein bisschen entspannen können. Am Abend wird es erneut klirrend kalt – die Frage ist, ob es draußen oder drinnen wärmer ist. Nach einem kalorienreichen Abendessen, legen wir uns warm eingepackt ins Bett, um am nächsten Tag früh aufzubrechen.
Hier ist ein Schuttkegel abgebildet, der vor vielen Jahren den Fluss zugeschüttet hat. Im Laufe der Zeit schnitt sich der Fluss in das Felssturzmaterial ein, auf dessen Terrasse jetzt Häuser stehen.
Bei Dana treffen wir auf die Grenze des Hohen und Niederen Himalaya. Diese Zone stellt einen fließenden Übergang dar und ist rund zehn Kilometer breit. Geologisch gesehen finden wir hier eine Hauptüberschiebung (Main Central Thrust), die die wichtigste Störung im Himalaya ist. Südlich dieser tektonischen Grenze nimmt die seismische Aktivität abrupt zu. Trotz fehlenden markanten Übergang wird dieser Bereich durch Mylonite gekennzeichnet. Diese Gesteine entstehen unter besonders hohem Druck, wenn zwei Gesteinspakete gegeneinander prallen.
Auf dem Weg nach Tatopani treffen wir auf einen Korbflechter, der uns erklärt, dass er ungefähr vier Stunden für die Fertigstellung eines Korbes braucht.
Auf der Fahrt fällt uns auf, dass zahlreiche neue Hostels gebaut werden – ein Indiz dafür, wie wichtig der Tourismus für die Region ist.
Am Ende des Tages entspannen wir uns wohlverdient in den 40 Grad heißen Quellen von Tatopani. Fortsetzung folgt ...
Die Nepal-Exkursion "Physiogeographische Umwelt und menschliche Anpassung" im April 2013 führt 21 Studierende der Universität Wien unter der Leitung von Rainer Bell vom Institut für Geographie und Regionalforschung und Johannes Thomas Weidinger, Leiter des Geo-Zentrums Erkudok-Gmunden, in die Umgebung von Pokhara, zu einer achttägigen Trekkingstrecke im Kali Gandaki Tal von Jomosom nach Muktinath, zurück nach Jomosom und dann weiter nach Süden bis nach Beni und schließlich wieder nach Pokhara sowie ins Kathmandu-Tal.