Grüße aus Nepal: Der letzte Tag
| 26. April 2013Den letzten Tag der Nepal-Exkursion verbringen die Studierenden der Universität Wien rund um Kathmandu. Das kritische Auge der Studierenden beobachtet versinterte Tonplättchen in der Luft, fragwürdige Umsiedelungsaktionen zu Gunsten einer neuen Autobahn, das Müllproblem und nicht zuletzt auch Armut.
Martin schickt immer wieder Pakete an sein Patenkind in das SOS Kinderdorf nahe Kathmandu, das es nun seit bald 40 Jahren gibt. Diese sind oft nicht angekommen, sondern irgendwo am Weg verloren gegangen. Deshalb nahm Martin das Paket nun selbst mit und überreicht es dem fröhlichen, und durch den unerwarteten Besuch überraschten, Mädchen persönlich. Die Kinderdörfer leisten gerade hier einen wichtigen Beitrag, um elternlosen Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Der Boden des Kathmandu-Beckens wurde während der letzten Jahrzehntausende unter anderem langsam mit tonigen Sedimenten aufgefüllt. Diese werden in den über hundert Brennereien um Kathmandu zu Ziegeln verarbeitet. Da in den großen Öfen die notwendige Temperatur nicht ganz erreicht werden kann – aber auch das Material nicht ganz optimal ist – sind die Ziegel von schlechter Qualität. Mangels Alternativen werden die meisten Gebäude der Region sowie viele Straßen und Plätze trotzdem aus diesen hergestellt. Dadurch schweben viele versinterte Tonplättchen in der Luft, tragen ihren Teil zum starken Smog bei und führen bei der Bevölkerung zu chronischen Lungenproblemen.
Bhaktapur, für das TouristInnen hohes Eintrittsgeld bezahlen müssen, ist gänzlich aus den gebrannten Ziegeln erbaut. Enge Straßen, berühmte Holzschnitzereien, Händler in den Straßen, die von Gewürzen und Fisch bis zum Spielzeug alles verkaufen, sorgen für ein interessantes und sehenswertes Flair.
Das etwas "ausgeuferte" Verkabelungssystem der Stadt sorgt nicht nur bei TouristInnen für verwunderte Blicke. Auch der hier arbeitende Elektriker braucht einige Zeit, um das passende Kabel zu finden. Außerdem werden hier Erinnerungen an die Heimat wach: Einer arbeitet, der Rest schaut zu.
Die zahlreichen Souvenirhändler bieten Touristenbedarf an: Statuen der zahlreichen Hindugötter, Rasseln, Messer, Getränke aber auch Speicherkarten für Kameras werden feilgeboten.
Fast wie bei den Bremer Stadtmusikanten: Auf diesem Bild finden sich in trauter Eintracht Hund, Nebelkrähe und ein Huhn mit Küken. Leider nicht im Ausschnitt enthalten sind ein gleich nebenan stehender Hahn und eine über die Straße laufende Ratte, die von einer gelangweilten Katze beobachtet wird.
Alle Straßen Bhaktapurs sind ebenso wie die Plätze aus gebrannten Ziegeln. Die immer in bunte Kleider gehüllten nepalesischen Frauen sorgen stets für schöne Farbtupfer auf den Bildern.
Scheibtruhen haben auf den Baustellen des Landes Seltenheitswert. Arbeitskräfte sind jedoch billig und werden wie hier oft zum Transport schwerer Lasten genutzt. Auch Frauen schleppen Sand zu den Baustellen hoch.
Im Licht der langsam untergehenden Sonne machen wir uns auf den Rückweg. Unser Weg führt uns über die in Bau befindliche sechsspurige Autobahn, welche die überlastete Verkehrssituation der Stadt entschärfen soll. Für den Bau wurden auf beiden Seiten mehrere Häuserreihen abgerissen und die BewohnerInnen zwangsumgesiedelt.
StraßenhändlerInnen bieten an vielen Orten frisches, selbstangebautes Gemüse an und leben von der Hand in den Mund. Die oft tagelangen Generalstreiks während des Bürgerkriegs der letzten Jahre haben sie am härtesten getroffen, da sie keine Waren verkaufen durften. Der eintägige Generalstreik während unseres Aufenthaltes hat sie nicht betroffen und sie durften – von Maoisten unbehelligt – am Straßenrand verkaufen.
Allerorts in den Städten: Müll. Die mangelhafte Entsorgung ist eines der dringendsten Probleme, das angegangen werden muss. Ein Problem stellen auch die vielen verkauften Produkte dar: Mehrfach verpackt, stets in Plastik oder Folie, wächst der Müllberg stetig. Es gibt keine offizielle Entsorgung: Diese wird von Müllradfahrern und vereinzelten Lastwägen besorgt, die vom Sortieren und Entfernen des Mülls leben. Dies stellt oft auch die einzige Einkommensquelle der Straßenkinder dar.
Die Nepal-Exkursion "Physiogeographische Umwelt und menschliche Anpassung" im April 2014 führt 21 Studierende unter der Leitung von Rainer Bell vom Institut für Geographie und Regionalforschung und Johannes Thomas Weidinger, Leiter des Geo-Zentrums Erkudok-Gmunden, in die Umgebung von Pokhara, zu einer achttägigen Trekkingstrecke im Kali Gandaki Tal von Jomosom nach Muktinath, zurück nach Jomosom und dann weiter nach Süden bis nach Beni und schließlich wieder nach Pokhara sowie ins Kathmandu-Tal.