Am Freitag, 26. April 2013, fand in der Aula am Campus der Universität Wien eine Gedenkveranstaltung für Edith Saurer statt. Die Wissenschafterin war seit 1992 bis zum ihrem Tod 2011 Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Wien.
Zahlreiche FreundInnen und KollegInnen gedachten der Historikerin in der Aula am Campus der Universität Wien.
Claudia Theune, Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, begrüßte die Anwesenden und hob pointiert die wissenschaftlichen Leistungen Edith Saurers, die sie als Pionierarbeiten bezeichnete, hervor.
Rektor Heinz W. Engl betonte in seiner Eröffnungsrede die beeindruckende Energie, mit der sich Edith Saurer noch zwei Wochen vor ihrem Tod für den Fortbestand der von ihr 2006 an der Universität Wien initiierten und bis März 2011 geleiteten Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte" einsetzte.
Ruth Wodak, Sprachwissenschafterin der Universität Wien und der Lancaster University (GB) moderierte den Abend. Als Kollegin und Freundin Edith Saurers sowie u.a. Mitglied der Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte" verband sie mit stets passenden Worten die drei Teile des Abends.
Die erste Sektion startete mit den letzten Publikations- und Editionsprojekten Edith Saurers. Zeithistorikerin Angiolina Arru von der Universität Neapel berichtete über die Zusammenarbeit bei dem 2013 erschienenen Buch "Melancolia e risveglio: donne e religione in età romantica" …
… und Historikerin Margareth Lanzinger von der Universität Siegen über das letzte Werk Edith Saurers "Liebe und Arbeit. Geschlechterbeziehungen im 19. und 20. Jahrhundert", das sie auf Grund ihrer Erkrankung leider nicht mehr alleine abschließen konnte.
Historikerin Regina Schulte von der Ruhr-Universität Bochum arbeitete mit Edith Saurer als Mitherausgeberin der Zeitschrift "Historische Anthropologie" zusammen. Sie erzählte u.a., wie Saurer nachhaltig die Genderperspektive in die an der Universität Zürich angesiedelte Zeitschrift hineinbrachte.
Die RednerInnen der zweiten Sektion beschäftigten sich mit der Geschichte der Forschungsplattform "Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte", deren Leitung die Historikerin Christa Hämmerle ab März 2011 von Edith Saurer übernahm. Diese bezeichnete die Plattform als "grenzüberschreitende Krönung Edith Saurers Arbeit an der Universität Wien" und präsentierte die Zeitschrift "L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaften".
Li Gerhalter berichtete über die von ihr betreute und von Edith Saurer gegründete "Sammlung Frauennachlässe" – die Initiative dazu entstand 1989 im Rahmen einer Ausstellung "70 Jahre Frauenwahlrecht" im Wiener WUK.Aktuell umfasst die "Sammlung Frauennachlässe" 200 Bestände mit Nach- oder Vorlässen von 330 Personen. Die Historikerin berichtete, dass erfreulicherweise eine erneute Institutionalisierung in Aussicht stehe. Edith Saurer hat neben mehreren verschiedenen Dokumenten, die sie und ihr Ehemann Erwin Thorn gesammelt hatten, auch ihren eigenen Nachlass der "Sammlung Frauennachlässe" überlassen.
Ein Forschungsprojekt der Plattform ist die digitale Gesamtausgabe der Tagebücher von Elise Richter aus den Jahren 1938 bis 1941. Diese bestehen aus vier kleinen, eng mit Bleistift beschriebenen Taschenkalendern. Projektmitarbeiterinnen Ingrid Brommer (2.v.rechts) und Christine Karner (rechts) stellten das Projekt vor.
Die Band "Golnar Mahan Duo" bot zwischen den Sektionen gefühlvolle Lieder.
Um "Edith Saurer als Wissenschafterin und engagierte Bürgerin" ging es in der letzten Sektion. Helga Nowotny, Präsidentin des European Research Council (ERC; Europäischer Forschungsrat), hob sie als Akteurin emanzipatorischer Wissenschaftspolitik hervor, die stets den Mut hatte ihre Stimme zu erheben, wenn andere schwiegen.
Soziologe Meinrad Ziegler von der Johannes Keppler Universität Linz (links) stellte gemeinsam mit Josef Ehmer, Vorstand des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, den aus Mitteln von Edith Saurer und ihrem 2012 verstorbenen Mann Erwin Thorn errichteten "Edith-Saurer-Fonds" vor. Dieser an der AK Wien angelegte Fonds soll dazu dienen, geschichtswissenschaftliche Projekte zu fördern. Im Juni 2013 soll die erste Ausschreibung erfolgen.
Abschließend sprach Gabriella Hauch, die im Wintersemester 2011/2012 die Nachfolge Edith Saurers am Institut für Geschichte antrat, über das Leben und Wirken ihrer Vorgängerin. Alle Beiträge zeigten deutlich, dass Edith Saurer eine offene, innovative Wissenschafterin und Persönlichkeit war, die ihr Leben lang für Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung gekämpft hat.
Im Anschluss an die interessante Veranstaltung konnten bei einem kleinen Buffet eigene Erlebnisse und Anekdoten mit Edith Saurer ausgetauscht werden. Die Gedenkveranstaltung war Teil des wissenschaftlichen Symposiums "Arbeit und Liebe, das zum Andenken an Edith Saurer am Freitag, 26. April und Samstag, 27. April 2013 an der Universität Wien stattfand. (Fotos und Text: Marion Wittfeld)