Feierliche Erneuerung des Doktorats
Redaktion (uni:view) | 01. Februar 2013Sie promovierten vor 50 Jahren an der Universität Wien. Anlässlich dieses Jubiläums erhielten neun AbsolventInnen der Fakultät für Rechtswissenschaften von ihrer Alma Mater am Donnerstag, 31. Jänner 2013, das Goldene Doktordiplom. Dekan Heinz Mayer überreichte die Diplome feierlich.

Nach dem Einzug der Jubilare und der Laudatores begrüßte der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Heinz Mayer die zahlreich erschienen Gäste im Großen Festsaal. Nachdem er den Jubilaren seinen Dank ausgesprochen hatte – "Sie haben Ihr Promotionsversprechen eingehalten" – blickte er in das Jahr 1962 bzw. 1963 zurück: Kubakrise, Spiegel-Affäre und Zweites Vatikanisches Konzil. Er rief bei den ZuhörerInnen die prägenden Ereignisse dieser Zeit in Erinnerung – nicht zuletzt auch die großen Veränderungen an der Universität Wien in den letzten 50 Jahren.

Der erste Laudator war Manfred Burgstaller, emeritierter Professor für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Wien.

Seine erste Laudatio richtete er an Konrad Brustbauer, Vizepräsident des Obersten Gerichtshofs im Ruhestand. Der spätere Lebensmittelrechtexperte absolvierte sein Studium in der Mindeststudienzeit und war bereits 1966 Richter am Strafbezirksgericht in Wien – Abteilung Lebensmittelstrafsachen. 1983 bis 2006 war er Richter des Obersten Gerichtshofs – zuletzt Vizepräsident desselben. Als Experte für Lebensmittelrecht lehrte er an der Universität für Bodenkultur und verfasste über 40 wissenschaftliche Aufsätze. Seit 2007 – dem Jahr seiner Pensionierung – ist er Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwalt. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Die nächste Laudatio galt Ernst Markel, Senatspräsident des Obersten Gerichtshofs im Ruhestand und Präsident der Internationalen Vereinigung der Richter a.D. Bereits 1966 zum Richter ernannt, wurde er bald darauf Richter am Jugendgerichtshof. Im Jahr 1985 wurde er Richter des Obersten Gerichtshofs und bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005 Senatspräsident desselben. Von 1998 bis 2003 war Ernst Markel Präsident der Europäischen Richtervereinigung. 2003 wurde er zum Präsidenten der Internationalen Richtervereinigung gewählt, seit 2005 ist er der Ehrenpräsident derselben. Als wissenschaftlicher Autor hat er zudem 45 Publikationen veröffentlicht. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Danach betrat Attila Fenyves, Vorstand des Instituts für Zivilrecht, das Podium.

Seine erste Rede galt dem emeritierten Professor am Institut für Zivil- und Unternehmensrecht der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Peter Doralt: Nach seinem Studium an der Universität Wien erwarb er an der Harvard Law School den Master of Law und folgte 1972 dem Ruf an die Hochschule für Welthandel – die heutige WU Wien, wo er das Forschungsinstitut für mittel- und osteuropäisches Wirtschaftsrecht mitgründete und 2007 emeritierte. 2004 bis 2008 war er Vorsitzender der Übernahmekommission. "Mit der Einführung des Studiums 'Wirtschaftsrecht' an der WU hat Doralt das Konkurrenzverhältnis zur Universität Wien begründet", schmunzelt Fenyves.

Seine zweite Laudatio galt Gunter Ertl, Senatspräsident des Oberlandesgerichts im Ruhestand. "Er wollte das von seinem Vater begonnene Werk fortführen", so Fenyves. Nach der Richterprüfung begann er seine Karriere 1966 am Bezirksgericht Oberwart, "wo er bereits Erfahrungen für seine spätere Lehrtätigkeit an der Universität Wien sammelte". 1977 kam er an das Oberlandesgericht. Bis 2007 fungierte er dort als Senatspräsident. Frei nach seinem Motto "Theorie und Praxis zu vereinen" lehrte er nach seiner Habilitation 1979 am Institut für Zivilrecht der Universität Wien. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Rudolf Welser, ebenfalls emeritierter Professor am Institut für Zivilrecht, galt die nächste Laudatio. Welsers universitärere Karriere begann 1961 als Assistent an der Lehrkanzel der Fakultät. 1963 promovierte er, machte seine Gerichtspraxis und habilitierte schließlich 1970. 1971 folgte er dem Ruf an die Universität Wien, wo er bis 2007 als Professor für bürgerliches Recht lehrte. Der ehemalige Vorstand des Instituts für Zivilrecht und Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät war außerdem Kuriensprecher und "hat insgesamt 60 Assistenten ausgebildet und fünf bis zur Habilitation geführt". Seine mehr als 200 wissenschaftlichen Arbeiten befassen sich mit allen Gebieten des Zivilrechts. Der Leiter der Forschungsstelle für Europäische Rechtsentwicklung und Privatrechtsreform war außerdem an Reformen des Privatrechts – u.a. des Erbrechts – beteiligt. "Und er ist für den Humor im Recht zuständig", so Fenyves. Als humoristischer Autor hat er unter anderem das Buch "Recht lustig" veröffentlicht, das sogar ins Chinesische übersetzt wurde. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Der dritte Laudator war Heinz Krejci, emeritierter Ordinarius für Handels- und Wertpapierrecht am Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht.

Seine erste Rede galt Gerhard Benn-Ibler, Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages a.D., Präsident des Österreichischen Juristentages a.D. sowie Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Wien a.D. 1969 legte Benn-Ibler seine Anwaltsprüfung ab und wurde wenig später Partner einer internationalen Rechtsanwaltssozietät. "Als Universaljurist und Generalist – wie es sie heute leider nur mehr selten gibt – verlor er nie den Überblick", so Krejci. Benn-Iblers Schwerpunkte liegen in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Miet- und Wohnrecht, Liegenschaftsrecht und Baurecht sowie in der Schiedsgerichtsbarkeit. "Er hat sich als herausragender Wirtschaftsanwalt in der österreichischen Rechtspraxis- und Politik verdient", schließt Krejci. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Seine nächste Laudatio widmete Krejci Heinrich Keller, Präsident der Mietervereinigung a.D. Wie seine "Mit-Jubilare" hat auch Keller sein Studium mit Bravour sehr schnell hinter sich gebracht. 1962 wurde er – nach Familientradition – Mitglied der SPÖ. 1963 begann er sich bei der Arbeiterkammer für die Rechte der ArbeitnehmerInnen einzusetzen, und 1968 wurde er Richter bzw. Staatsanwalt. Von 1970 bis 1977 war er Sekretär und Pressereferent des Justizministers Christian Broda, wo er unter anderem an der Familienrechtsreform mitwirkte. 1977 bis 1979 war Keller Generalsekretär des ORF. 1979 wurde er zum Rechtsanwaltswärter, und seit 1983 ist er als selbstständiger Rechtsanwalt tätig. Nach seiner Funktion als SPÖ-Justizsprecher zog er sich aus der Politik zurück und baute seine Kanzlei aus. Der Kunstliebhaber habe sich "in hohen politischen Funktionen und Rechtsanwalt im österreichischen Rechts- und Gemeinwesen verdient gemacht", so Krejci. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Nikolaus Michalek, ehemaliger Justizminister und Präsident des österreichischen Juristentages, war der achte Jubilar in der Reihe: Auch er stieg in die Fußstapfen seines Vaters und war von 1976 bis 1990 – und dann wieder ab 2000 – als öffentlicher Notar in Wien tätig. 1989 bis 1990 war er Präsident der österreichischen Notariatskammer und Mitbegründer der Österreichischen Notariatsakademie. 1990 sei der parteilose Michalek zu seiner eigenen Überraschung zum Justizminister ernannt worden. Bis 2000 blieb er in dieser Funktion. "Der EU-Beitritt war ihm ein Herzensanliegen", so Krejci. Auch das neue Vereinsrecht sei auf seine Ära zurückzuführen. "Er hat sich in der österreichischen Rechtsentwicklung und Europapolitik verdient gemacht", schließt der Laudator. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Die letzte Laudatio hielt Bernhard Raschauer vom Institut für Staats- und Verwaltungsrecht.

In seiner Rede würdigte er Elmar Puck, Senatspräsident des Verwaltungsgerichtshofs im Ruhestand. "Puck ist der Lehrer der Lehrer", so Raschauer einleitend. Puck war der erste an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, der als Nicht-Professor einen universitären Lehrauftrag erhielt. "Dekan Heinz Mayer und ich selbst haben bei ihm eine Übung mit sehr gutem Erfolg absolviert", erinnert sich Raschauer. Von 1970 bis 1980 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er Hofrat am Verwaltungsgerichtshof wurde. "Sein Schwerpunkt ist das Apothekenrecht", so Raschauer. Ein Großteil der Literatur zu dem Thema stamme aus seiner Feder. Seiner Initiative sei es zu verdanken, dass es an der Universität Wien seit 1992 den Wahlkorb "Öffentliches Wirtschaftsrecht" gibt. 1997 wurde ihm von der Universität Wien die Honorarprofessur verliehen und "seither geht er an der TU und WU fremd", schmunzelt Raschauer abschließend. Seit seiner Pension 2006 ist der passionierte Bergsteiger und dreifache Vater Rechtsschutzbeauftragter des Justizministeriums. (Im Bild bei der anschließenden Erneuerung des Doktorats)

Anschließend wurden die Doktorate erneuert und Dekan Heinz Mayer überreichte den Jubilaren feierlich und mit musikalischer Umrahmung die Goldenen Doktordiplome.

Die Dankesworte der Jubilare sprach stellvertretend Nikolaus Michalek. Er wandte sich dabei vor allem an das ProfessorInnenkollegium, das die Jubilare für die Erneuerung des Doktorats ausgewählt hat. "Danke auch an die Laudatores, welche die schwierige Aufgabe hatten, 50 Jahre aus dem Blickwinkel der Fakultät zusammenzufassen und dabei so schmeichelhafte Worte gefunden haben." Eine solche öffentliche Ehrung als Zeichen der Anerkennung sei in der heutigen materiellen Leistungsgesellschaft keineswegs antiquiert, sondern durchaus zeitgemäß. "Wir sind überaus stolz, von unserer Alma Mater Rudolphina gewürdigt zu werden", schließt Michalek. Nicht zuletzt dankte er auch den zahlreich erschienen Gästen, Bekannten und Verwandten.

Zum Abschluss der feierlichen Veranstaltung lud Dekan Heinz Mayer die Jubilare und anwesenden Gäste dazu ein, dem AbsolventInnenclub Jus-Alumni beizutreten und auf diese Weise Kontakt zu den jungen AbsolventInnen zu halten. Anschließend gab das köstliche Buffet Gelegenheit, auf die Jubilare anzustoßen und mit ihnen die Goldenen Doktordiplome zu feiern. (Text: Petra Schiefer/ Fotos: Elisabeth Minkow)
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